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Lesley Pearse

Lesley Pearse

Titel: Lesley Pearse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wo das Gluck zu Hause ist
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breite, flache Nase und ihre dicken Lippen verhinderten, dass man sie als hübsch bezeichnen konnte, aber ihre hohen, eckigen Wangenknochen, ihre großen Augen und der Glanz ihrer dunklen Haut waren sehr eindrucksvoll.
    »Du blutest, meine Liebe«, erklärte Matilda und setzte sich auf die Bettkante. »Ist es deine Periode?«
    Fern drehte den Kopf zur Seite, bedeckte das Gesicht mit den Händen und zog die Knie ganz nah an ihren Körper heran. Mit dieser kindlichen, Schutz suchenden Geste wurde jedoch auch der Blutfleck wieder sichtbar, der mittlerweile noch größer geworden war. Matilda betrachtete ihn einen Moment und beschloss, dass er für eine Blutung viel zu groß war.
    »Ich versuche, dir zu helfen«, sagte sie mit fester Stimme. »Aber das kann ich nicht, wenn du nicht mit mir sprichst. Verlierst du ein Baby?«
    Fern wimmerte leise und bedeckte ihren Kopf wieder, als erwartete sie einen Schlag. »Ich musste es tun«, flüsterte sie. »Es war der einzige Ausweg.«
    Matilda war sich nicht sicher, ob das Mädchen andeutete, dass es vergewaltigt worden war, oder ob es zugab, eine Abtreibung vorgenommen zu haben. »Ich kenne mich mit diesen Dingen nicht so gut aus«, erwiderte sie sanft. »Aber mein Dienstmädchen wird dir helfen können. Ich werde es rufen, bleib einfach still liegen, ich bin bald wieder bei dir.«
    Dolores hörte Matilda zu, die erklärte, was geschehen war. Ohne ein weiteres Wort verschwand sie in ihrem Zimmer und kehrte mit einem abgedeckten Korb zurück, den sie Matilda übergab, und zwei alten Leinentüchern.
    »Gehen Sie wieder hinunter. Master Peter schläft schon fest«, berichtete Dolores. »Ich werde noch ein paar Tücher und heißes Wasser holen.«
    »Meinst du, sie hat versucht, das Kind irgendwie loszuwerden?«
    Dolores nickte, und ihr stolzes Gesicht sah sehr grimmig aus.
    Matilda lernte in den folgenden Stunden noch eine weitere Seite von Dolores kennen. Sie war sanft, tröstend und ohne jeden Vorwurf gegenüber Fern; sie schien sich nicht einmal zu wundern, als Fern zugab, sich einen Fleischspieß in den Unterleib gestoßen zu haben. Dolores zog das Mädchen mit Matildas Hilfe aus und äußerte sich nicht über die Striemen auf Ferns Hand- und Fußgelenken, die von Fesseln herzurühren schienen. Sie wusch Fern von Kopf bis Fuß, als wäre sie ein hilfloses Baby, und massierte sanft ihren Rücken, wenn sie wieder Schmerzen verspürte.
    Matilda mochte bei Lilys Fehlgeburt geholfen haben, aber diese Erfahrung machte den Anblick von so viel Blut nicht erträglicher. »Soll ich einen Doktor rufen?«, fragte sie Dolores ängstlich.
    Sie sah Matilda verächtlich an. »Welcher Doktor würde zu einem schwarzen Mädchen kommen?«
    Matilda blickte von Fern zu Dolores und hätte am liebsten für die beiden geweint. Was war das für ein Land, in dem man Frauen die notwendige medizinische Unterstützung versagte, weil sie eine andere Hautfarbe hatten?
    Der Lärm im Saloon wurde mit der Zeit immer stärker, und Fern wurde jetzt beinahe durchgehend von schmerzhaften Krämpfen geschüttelt. Matilda wunderte sich, wie ein solch junges Mädchen so stoisch sein konnte, denn das einzige Geräusch, das sie von sich gab, war ein leises Wimmern. Sie selbst konnte nur die beschmutzten Handtücher einsammeln, frisches Wasser holen und beten, dass das Mädchen überlebte.
    Doch schließlich schrie Fern das erste und das letzte Mal laut auf, während sie eine blutige Masse auf ein braunes Papier ausschied, das Dolores unter sie gelegt hatte.
    »Jetzt ist alles vorüber«, meinte Matilda tröstend, und Dolores entfernte schnell das braune Papier mitsamt Inhalt. Sie wischte mit einem kühlen Tuch über das Gesicht und den Nacken des Mädchens. »Bei uns bist du sicher, wir werden uns um dich kümmern.« Fern sah jetzt ein wenig entspannter aus. »Vielleicht kannst du mir davon berichten, weshalb du in mein Haus gekommen bist, nachdem du dir gerade etwas so Schreckliches angetan hattest?«
    »Anna, meine Freundin, meinte, es würde mit Gin besser funktionieren. Außerdem wusste ich nicht, wo ich sonst hätte hingehen sollen, und es hat geregnet«, gab Fern zurück.
    »Eine feine Freundin! Sie ist einfach verschwunden, als du in Ohnmacht gefallen bist!«, erwiderte Matilda spitz.
    Dolores kam mit einer Schüssel frischem heißen Wasser zurück und wusch Fern von neuem. »Du gehst in der nächsten Zeit erst einmal nirgendwohin«, erklärte sie. »Deshalb erzählst du uns besser, wo du herkommst.«
    Fern sah

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