Lesley Pearse
denn er hatte noch keine Gelegenheit gehabt, wirkliche Kampfhandlungen mitzuerleben.
Um halb zehn wurde die Ruhe und der Frieden des Camps durch Kanonenfeuer und diesen unverwechselbaren Kampfschrei der Rebellen gestört, der halb einem Rufen und halb dem aufgeregten Bellen eines Jagdhundes glich. James hatte ihn schon viele Male zuvor gehört, aber er ließ ihm immer noch einen seltsam prickelnden Schauer den Rücken hinunterlaufen. Während die Männer sich beeilten und ihre Waffen aufgriffen, Jacken zuknöpften und sich die Stiefel anzogen, empfand James ein Gefühl der Genugtuung, weil er General Johnstons Plan vorausgeahnt hatte und sie endlich zur Tat schreiten konnten. Dennoch war er wütend, dass sein eigener General seine Worte ignoriert hatte. Hatte General Grant denn keinerlei Warnung erhalten, dass die Konföderierten aus Corinth fortmarschiert waren?
Während der donnernde und tosende Lärm des Kanonenfeuers immer näher kam, sprang James auf sein Pferd und führte seine Männer zu einem Dickicht, das an einem sich schlängelnden, tief liegenden Weg wuchs. Die Rebellen würden bald da ankommen, und wenn er und seine Männer ihre Position dort wenigstens so lange halten konnten, bis Verstärkung eintraf, hatten sie eine Chance.
Die Rebellen kamen viel früher, als er erwartet hatte, und das war ein schlechtes Zeichen, denn es bedeutete, dass die anderen Unionstruppen weiter vorne sie nicht hatten aufhalten können. Sie feuerten eine Kanone ab, und drei der Konföderierten fielen, aber die restlichen Männer stiegen einfach über die Toten hinweg, während sie um sich schossen.
»Feuert nicht eher, bis sie nah bei uns sind«, befahl James seinen Leuten, die Schulter an Schulter im Unterholz lagen. »Es ist, als wolltet ihr ein Eichhörnchen schießen«, fügte er für diejenigen hinzu, die noch nie mit einem menschlichen Ziel konfrontiert gewesen waren.
Er sah jetzt die Angst in den Augen vieler seiner Männer und hoffte, sie gut genug gedrillt zu haben, um sie am Fortlaufen zu hindern, wenn die Dinge ernst wurden. Die Rebellen würden versuchen, sie zurück über den Fluss zu zwingen, und wenn ihnen das gelang, würden sie dort niedergemetzelt werden. Er musste also seine Stellung halten, zumindest bis von Grant weitere Befehle kamen.
Wieder wurden Kanonen abgefeuert, welche die Bäume zersplitterten und sogar Felsen sprengten. James galoppierte am Dickicht entlang, feuerte durch die Büsche und schrie seinen Männern Befehle zu.
Viele der Rebellen fielen, aber hinter ihnen kamen immer noch mehr. Seine Männer zielten genau und behaupteten ihre Position, sodass James kurz nach Peter Ausschau halten konnte. Er war erleichtert zu sehen, dass er eine bessere Stelle gefunden hatte als die meisten. Ein umgestürzter Baum vor ihm bot ihm Schutz, und je zwei Soldaten waren an seiner Seite. Er schoss wie ein erfahrener Mann, und als er sich auf die Seite legte, um sein Gewehr nachzuladen, sah er James und schenkte ihm ein verschmitztes Lächeln.
»Halten Sie Ihren Kopf unten, Private!«, befahl James ihm und zielte dann auf zwei Nachzügler, die durch das Dickicht auf Peter zuliefen, und erschoss sie schnell, bevor er weiterritt.
Es war die fürchterlichste und blutigste Schlacht, die James jemals erlebt hatte. Wieder und wieder erschlug er mit seinem Säbel Rebellen, die ihn vom Pferd reißen wollten, während er durch die Reihen ritt. Aber es kamen immer mehr, unerbittlich, wie wahnsinnige Dämonen, und das Donnern der Kanonen und niederstürzenden Granaten war so laut, dass er seine eigenen Befehle oder die Schüsse seines Gewehrs nicht hören konnte.
Später am Nachmittag, während James und seine Männer immer noch unermüdlich ihre schwache Position verteidigten, hörten sie, dass Johnston, der Anführer der Rebellen, getötet worden und das Kommando auf Beauregard übergegangen war. Und doch konnte James sich nicht freuen, denn Johnston war ein guter Mann gewesen.
Schließlich legte sich die Dunkelheit auf sie nieder, und obwohl James’ Männer und andere entlang des tief liegenden Weges bis hin zu einem Ort, den sie »Hornissennest« genannt hatten, immer noch ihre Position behaupteten, erfuhren sie, dass der Rest ihrer Armee zwei Meilen zurückgefallen war. Gegen Morgengrauen würden sie sicherlich unterliegen.
Peter war unverletzt, aber von den Ereignissen des Tages schwer erschüttert. Als James ihn das letzte Mal sah, verfasste er gerade einen Brief für einen Kameraden, der nicht
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