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Lesley Pearse

Lesley Pearse

Titel: Lesley Pearse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wo das Gluck zu Hause ist
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entfernt in Corinth aufhielten. Indem die Generäle diskutierten und Zeit schindeten, gewannen die Konföderierten eine Gelegenheit, neue Soldaten zu rekrutieren, sich besser zu organisieren und an Selbstbewusstsein zu gewinnen.
    Aber vielleicht würden sich die Dinge jetzt bewegen, da General Grant das Oberkommando hatte. Er hatte bereits zwei wichtige Siege erfochten, am Fort Henry in Tennessee und am Fort Donelson in Cumberland. Innerhalb einer Woche hatte er Nashville eingenommen, und die Rebellen waren gezwungen gewesen, sich nach Kentucky zurückzuziehen.
    James nahm den Brief zur Hand, den er in der vergangenen Nacht an Matilda begonnen hatte, um ihn noch einmal durchzulesen. Sie war immer bei ihm, in seinen Gedanken. Er schlief abends ein, während er an sie dachte, und ihr Bild war das Erste, was ihm beim Aufwachen in den Sinn kam. Er fragte sich oft, ob andere Männer auch so intensiv liebten. Es war nur seine Liebe zu Matilda, die es ihm ermöglichte, bei klarem Verstand zu bleiben und einen Sinn in allem zu erkennen. Er konnte lange Stunden im Sattel mit Gedanken an ihre gemeinsame Zukunft verbringen, daran, wie und wo sie einst zusammen leben würden, wenn der Krieg vorüber war. Er wollte eine Farm irgendwo in Kalifornien bauen, wo er Pferde züchten konnte. Es sollte nichts Außerordentliches sein, nur ein schönes, gemütliches Haus mit einer schattigen Veranda und einem Garten im englischen Stil für Matilda, mit Rosenbeeten und einer Pferdekoppel dahinter. Er hoffte, es würde nicht zu spät für gemeinsame Kinder sein, aber wenn es das war, könnten sie immer noch welche adoptieren. Ihm gefiel der Gedanke, dass Sidney, Peter und Tabitha ihren Urlaub bei ihnen verbringen und später ihre Ehefrauen, Ehemänner und Kinder mitbringen würden. James spielte mit dem Gedanken, dann einen alten Planwagen zu kaufen und ihn in ein Spielhaus für die Kleinen umzubauen. Die Kinder würden es mögen, und manchmal würde er Matty dorthin bringen und sie auf dem Patchwork-Quilt lieben, der ihr so viel bedeutete.
    Er riss sich aus seinen Gedanken und steckte den Brief in die Tasche. Er musste nach seinen Männern sehen, denn viele von ihnen litten an der Ruhr oder, wie sie es nannten, »Tennessee in zwei Schritten«.
    Vor seinem Zelt hielt er inne und ließ den Anblick, der sich ihm bot, auf sich wirken. Es hatte geregnet, doch jetzt ließ der helle Sonnenschein die Regentropfen auf den Bäumen wie tausende Diamanten erstrahlen. Der Duft frischen Kaffees stieg ihm in die Nase, und alle Männer waren damit beschäftigt, ihre Gewehre zu reinigen oder ihre Uniformen auszubürsten. Es war wie an einem Sonntag zu Hause.
    Er fragte sich, ob die Rebellen sich ähnlich beschäftigten. Ihr Kommandeur, Albert Johnston, war in James’ Augen der fähigste Soldat der Konföderation. Wäre er an Johnstons Stelle gewesen, würde er sofort angreifen, bevor Buells Truppen kommen und die Anzahl an Unionssoldaten vergrößern würden. Diesen Gedanken hatte er gestern vor General Grant geäußert, aber seine Worte waren auf taube Ohren gefallen.
    James entdeckte Peter Duncan im Camp, der auf einem Baumstamm saß und seine Stiefel polierte. Er hatte die Mütze nach hinten geschoben und war vollkommen in seine Aufgabe versunken. Peter war im letzten Sommer unangekündigt mit der Postkutsche am Fort Leavenworth eingetroffen. Sein junges, frisches Gesicht war so voller Eifer gewesen, dass James es nicht übers Herz gebracht hatte, ihn dafür zu bestrafen, Matilda ohne Abschied verlassen zu haben.
    Glücklicherweise war James damals gerade aus Missouri zurückgekehrt. Wenn er nicht im Fort gewesen wäre, hätte es sehr leicht passieren können, dass Peter mit den anderen jungen Rekruten zum Kampf um das Fort Henry gebracht worden wäre, wo so viele unerfahrene Soldaten gefallen waren. Matilda hätte niemals erfahren, was ihm zugestoßen wäre. Aber so konnte James ihn vor ihrem Marsch hierher unter seine Fittiche nehmen, ihm einige grundsätzliche Dinge beibringen und einen ersten Eindruck von den Kämpfen in Missouri vermitteln.
    Man beobachtete James niemals dabei, wie er dem Jungen eine bevorzugte Behandlung angedeihen ließ, aber Peter erwartete keine und hatte auch niemandem von ihrer besonderen Verbindung erzählt. Peter hatte das Zeug zu einem sehr guten Soldaten, fand James. Er beschwerte sich nie, konnte treffsicher schießen und war beliebt bei den anderen Männern. James hoffte nur, er würde schweres Gefecht ertragen können,

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