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Lesley Pearse

Lesley Pearse

Titel: Lesley Pearse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wo das Gluck zu Hause ist
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Ideen. »Ich möchte nur den anderen zuvorkommen«, gab sie zu. »Mir ist eingefallen, dass die Soldaten Uniformen brauchen und auch Nahrung. Ich möchte Jobs für meine Mädchen sichern.«
    »Die Uniformen werden sicherlich im Osten gefertigt«, wandte Henry ein. »Und ich bezweifle, dass es besonders praktisch wäre, Nahrung über diese weite Entfernung bereitzustellen. Aber ich werde die Augen offen halten. Außerdem wird es sehr viele Lücken geben, sobald die jungen Männer in den Krieg gezogen sind«, fügte er hinzu und fragte sie schließlich nach James.
    Eines der schönsten Dinge an ihrer Freundschaft mit Henry war seine ernsthafte Sorge um ihr persönliches Glück. Vielleicht hoffte er wegen seiner eigenen lieblosen Ehe, dass Matilda mit James einst dauerhaft glücklich werden würde.
    Sie erzählte ihm von seinem Brief und berichtete von James’ moralischem Dilemma, da er gegen seine eigenen Leute würde kämpfen müssen.
    »Ich fürchte, viele werden in dieser Situation sein«, bemerkte Henry mit einem Seufzer. »Denk dran, ich komme ebenfalls aus dem Süden, auch meine Loyalität ist geteilt.«
    »Aber sicher bist du doch kein Befürworter der Sklaverei, Henry?«, entfuhr es ihr erschrocken.
    Er zuckte die Schultern. »Ich bin damit aufgewachsen, Matty. Unsere Sklaven wurden gut behandelt, ich hatte eine schwarze Mammy und spielte mit Sklavenkindern. Es ist nicht alles wie in Onkel Toms Hütte, weißt du? Harriet Becher Stowe muss sich für vieles verantworten, denn sie hat ein verzerrtes Bild gezeichnet. Ich frage mich, was mit den Sklaven geschehen wird, wenn sie alle befreit werden. Viele von ihnen haben nichts anderes gelernt, als Baumwolle anzubauen.«
    »Menschen können auch andere Berufe erlernen«, widersprach Matilda entrüstet.
    »Aber du vergisst, wie viele es sind«, erklärte Henry. »Wer wird sie ernähren, wenn sie alle in die Städte strömen? Wo werden sie wohnen? Viele werden erfrieren, wenn sie in den Norden gehen, und die Weißen werden Angst bekommen, zu Billigarbeitskräften zu verkommen. Ich sehe so viele Probleme am Horizont. Selbst Lincoln kennt nicht alle Lösungen.«
    »Dann denkst du vielleicht an Waffenschmuggel in den Süden?«, entgegnete Matilda bissig.
    »Nein, ganz sicher nicht«, sagte er ruhig. »Weder in den Süden noch in den Norden. Ich bleibe am Rande und sehe den beiden Seiten dabei zu, wie sie es auskämpfen. Ich werde zu denjenigen gehören, die das Land anschließend wieder aufbauen.«
    Matilda fühlte sich ein wenig zurechtgewiesen, aber seine Stimme war die der Vernunft. »Entschuldige, Henry, ich weiß nicht, warum ich mich so aufrege. Es ist schließlich auch nicht mein Krieg.«
    »Das ist auch gar nicht nötig«, gab er zurück, lehnte sich nach vorne und legte seine Hand auf ihren Arm. »Es wird auch ohne uns genügend Hitzköpfe geben. Ich habe heute gehört, dass meine beiden Neffen aus Georgia sich freiwillig gemeldet haben. Ich werde für sie beten, genau wie für James und auch Peter, wenn er kämpfen sollte. In der Zwischenzeit müssen Leute wie wir, Matty, die Räder des Lebens in Bewegung halten.«
    Nachdem Matilda sich von Henry verabschiedet hatte, fuhr sie geradewegs zur Folsom Street, wo sie ein Päckchen von Alicia abgeben wollte. Dolores und die Mädchen waren in heller Aufregung, denn Polly war fortgelaufen und hatte ihren Sohn Abraham einfach zurückgelassen. Auch die Haushaltskasse hatte sie gestohlen.
    Matilda war entsetzt und machte sich Vorwürfe, vielleicht nicht genug auf das Mädchen eingegangen zu sein. Sie ließ sich auf einen Stuhl fallen, und Tränen standen ihr in den Augen.
    »Weinen Sie nicht wegen Polly, sie ist es nicht wert«, bat Dolores sanft.
    »Doch, sie ist es«, beharrte Matilda. »Sie ist nur ein Kind, das falsch erzogen wurde. Sie kennt keine Liebe, weil ihr niemals welche geschenkt wurde.«
    »Sie haben manchmal zu viel Liebe in sich, Ma’am.« Dolores drehte Matilda zu sich herum und nahm sie in die Arme. »Manche Menschen sind einfach schlecht geboren. Daran kann man nichts ändern.«
    »Ich muss es aber versuchen.« Matilda sah hoch und bemerkte zum ersten Mal, dass Dolores langsam alt wurde. Ihr krauses Haar wies weiße Strähnen auf, und ihr Gesicht war faltig geworden. Diese Einsicht schockierte sie und machte ihr bewusst, dass sie in all der Zeit, die sie miteinander verbracht hatten, und trotz all der Dinge, die sie geteilt hatten, so wenig über die Frau wusste, nicht einmal ihr genaues Alter.
    »Ich

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