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Lesley Pearse

Lesley Pearse

Titel: Lesley Pearse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wo das Gluck zu Hause ist
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veranstaltet?«
    Matilda verzog das Gesicht.
    »Andere Dienstmädchen gehen auch dorthin«, fügte Lily vorwurfsvoll hinzu. »Es kann dir sicher nicht schaden, ein wenig mehr über die Heilige Schrift zu erfahren.«
    Am folgenden Mittwoch ging Matilda zur Bibelstunde in die Sakristei der Trinity Church. Sie hatte nicht das geringste Interesse an der Bibel, aber die Vorstellung, Freunde zu finden, gefiel ihr sehr gut.
    Wie erwartet war die Stunde sehr, sehr langweilig. Von den elf Schülern waren sieben Frauen und nur zwei davon in Matildas Alter. Vier deutsche Männer besuchten den Kurs, und Matilda hatte den Eindruck, sie nutzten die Stunden, um ihr Englisch zu verbessern.
    Um halb neun war die Veranstaltung beendet, und als Matilda aufstand, um nach Hause zu gehen, kam eines der jüngeren Mädchen lächelnd auf sie zu. Es hatte dunkle Haare, trug ein navyblaues Kleid, das ihrem eigenen ähnelte, und war sehr hübsch.
    »Sag mal, arbeitest du für den neuen Pfarrer?«, fragte es.
    Matilda lächelte und bejahte die Frage.
    »Ich freue mich wirklich, dich kennen zu lernen«, meinte das Mädchen. Seine dunklen Augen leuchteten interessiert. »Ich bin Rosa Castilla, Mrs. Arkwrights Bedienstete. Weißt du, sie hat deine Herrin getroffen, als sie gerade aus England angekommen war, und als ich hörte, dass sie ein Kindermädchen mitgebracht hatte, habe ich gehofft, dass ich dir einmal begegnen würde. Gehen wir gemeinsam nach Hause?«
    Nach einem so langweiligen Abend war Matilda erfreut, jemanden zu treffen, der in einer ähnlichen Position arbeitete wie sie. Als sie die Kirche verlassen hatten und in Richtung Wall Street liefen, stellte sie sich Rosa vor und erzählte, dass sie ursprünglich Kindermädchen gewesen war, nun aber auch zusätzlich als Haushälterin arbeitete.
    »Das würde ich nicht mit mir machen lassen«, rief Rosa entsetzt aus. »Ich würde kündigen!«
    »Eigentlich gefällt es mir jetzt besser als vorher«, antwortete Matilda. »Ich darf einkaufen gehen, und ich koche gern. Außerdem mag ich meine Herrin, und sie verlässt sich auf mich.«
    Es war das erste Mal, dass sie ihre Zuneigung für ihre Herrin äußerte. Nicht einmal in ihren Briefen an ihren Vater und Dolly hatte sie darüber gesprochen. Aber indem sie es aussprach, wurde sie sich ihrer eigenen Empfindungen deutlicher bewusst, und das verursachte ihr ein gutes Gefühl.
    »Du magst sie?« Rosas Augen weiteten sich ungläubig. »Ich habe noch nie gehört, dass jemand die Leute mag, für die er arbeitet. Ich kann Mrs. Arkwright nicht ausstehen, und ich würde sie sicherlich vergiften, wenn ich wüsste, wie ich das anstellen sollte. Wenn meine Eltern nicht von meinem Geld abhängig wären, würde ich sofort aufhören, für sie zu arbeiten.«
    Matilda lachte über diese unverhohlene Ehrlichkeit. Selbst Lily, die nur selten abfällige Bemerkungen über andere Menschen fallen ließ, hatte Mrs. Arkwright als Furcht einflößend bezeichnet. Matilda vermutete, dass sie Rosa sicher das Leben schwer machte.
    Rosa erzählte Matilda, dass sie Italienerin war. Ihre Eltern waren vor zwölf Jahren nach Amerika emigriert, als sie selbst fünf Jahre alt gewesen war. »Es geht ihnen nicht gut«, seufzte sie. »Früher hatten sie eine Bäckerei, und wir lebten über der Backstube. Aber als Mama die Schwindsucht bekam, haben uns die Hausbesitzer rausgeworfen. Jetzt arbeitet Papa auf dem Fischmarkt, und sie leben in einem Raum in der Nähe des Hafens. Mir macht es nichts aus, ihnen meinen Lohn zu geben, weil sie ihn wirklich brauchen, aber ich bekomme manchmal Angst, dass Mama sterben könnte. Ich könnte es nicht ertragen, wieder nach Hause zurückkehren zu müssen und meine fünf kleinen Geschwister zu versorgen.«
    Matilda hatte die schäbige Hafengegend bereits erkundet und vermutete, dass die Verhältnisse, in denen Rosas Eltern lebten, sich nicht sehr von denen im Finders Court unterschieden. »Dann musst du ihnen sagen, dass sie nicht auf dich zählen können«, riet sie und stellte sich vor, wie schlecht sie sich gefühlt hätte, wenn die Milsons sie zum Finders Court zurückgeschickt hätten, nachdem sie sich an Primrose Hill gewöhnt hatte. »Ich weiß, dass ich ein wenig herzlos klinge, aber wenn du zurückgehst, wirst du wahrscheinlich nie mehr dort herausfinden.«
    Rosa sah überrascht aus. »Du klingst, als wüsstest du genau, wie es ist.«
    »Das weiß ich auch«, gab sie zu und erzählte in wenigen Worten, wo sie herkam und wie ihr Leben eine

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