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Lesley Pearse

Lesley Pearse

Titel: Lesley Pearse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wo das Gluck zu Hause ist
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wir Schulen für die Ärmsten der Armen erbauen, den Hungernden zu essen geben, Waisenhäuser errichten und denjenigen Englischunterricht ermöglichen, die unsere Sprache nicht sprechen. Für diese Projekte müssen wir Geld aufbringen, indem wir an das Gewissen der reichen, aber frommen Christen appellieren, welche die Freude des Gebens bislang noch nicht entdeckt haben.«
    Giles strahlte. Dann erst begann Darius, ihn zu schockieren.
    »Schauen Sie sich die Villen auf der Fifth Avenue an, Giles! Spazieren Sie einmal die Straßen rauf und runter, und lassen Sie den Überfluss auf sich wirken. Gehen Sie anschließend sofort in eine Gegend, die sich Five Points nennt«, meinte er. »Es ist nicht weit entfernt, doch der Unterschied ist so groß, es wird Ihnen wie eine andere Welt erscheinen. Hier herrscht die Hölle auf Erden, Giles, schlimmer als alles, was Sie jemals in London gesehen haben. Im Zentrum des Slums befindet sich eine verlassene Brauerei, wo schätzungsweise an die tausend Menschen vegetieren.«
    »Vegetieren?«, wiederholte Giles.
    »Ja, existieren. Man kann es kaum ›leben‹ nennen, denn sie drängen sich mit ihren Lumpen in dunklen, feuchten Räumen aneinander. Sie haben keine Feuer oder die Möglichkeit zu kochen, nicht einmal die einfachsten Möbel und gar keine Hygienevorrichtungen. Alle Übel, die Sie sich ausdenken können, sind dort gegenwärtig und viele mehr, die Sie sich nicht einmal vorzustellen wagen. Es ist der Hades, Giles. Und die meisten Menschen in New York wissen nicht einmal von der Existenz dieses Ortes.«
    »Aber was können wir dagegen unternehmen?«, wandte Giles schwach ein.
    »Wir müssen dieses Grauen in die Öffentlichkeit tragen, die Slums niederreißen und anständige Häuser errichten. Als ich den Bischof von London nach einem guten Mann fragte, der mir dabei helfen könnte, wollte ich keinen milchgesichtigen kleinen Angeber, dessen höchste Freude es ist, Bibelstunden zu geben, sondern einen Mann wie den heiligen Georg, der bereit ist, gegen den Drachen zu kämpfen und ihn zu erschlagen.«
    Giles seufzte. Er war erst seit vierundzwanzig Stunden in New York und hatte sich den größten Teil dieser Zeit gewünscht, nicht hergekommen zu sein. Jetzt, noch bevor er sich eingelebt, die Kirche besucht, die Gegend erkundet und die Gemeindemitglieder getroffen hatte, musste er bereits Farbe bekennen. Alles, woran er im Moment denken konnte, war, wie glücklich es sich getroffen hatte, dass Lily und Mrs. Kirkbright den Raum verlassen hatten.
    »Nun, Giles! Sind Sie ein heiliger Georg?«
    »Mein Schwert ist vielleicht ein wenig rostig«, gab Giles mit einem kleinen Lächeln zurück. »Ich teile Ihre Überzeugungen und hoffe, ich werde der Mann sein können, den Sie neben sich brauchen. Ich muss allerdings zugeben, dass ich im Moment ein wenig überfordert bin.«
    Zu seinem Erstaunen fing Darius lauthals an zu lachen. »Guter Mann«, sagte er. »Ich hätte mich eher gewundert, wenn Sie jetzt aufgesprungen wären und Ihr Schwert gezückt hätten. Ich mag Menschen, die genug Mut haben, um zuzugeben, dass sie ein wenig Zeit zum Einleben benötigen. Ich hatte nicht die Absicht, Sie heute noch in diese Hölle zu führen.«
    Giles musste auch lachen, vor allem vor Erleichterung. »Ich muss Sie warnen, Sir«, erwiderte er. »Meine Frau ist ein wenig empfindlich. Deshalb wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie ihr nicht von diesem Ort erzählen, zumindest heute noch nicht.«
    Darius’ Augen blitzten. »Natürlich nicht. Unsere kleinen Damen müssen vor Ansichten geschützt werden, die sie erschüttern würden. Mein Vorschlag ist, dass wir den angenehmsten Weg einschlagen. Sie werden erst einmal unsere Gemeindemitglieder treffen, Sie und Ihre Frau werden Freunde finden und die Stadt kennen und lieben lernen. Später dann, sobald Sie auf die Füße gekommen sind, werden wir gemeinsam Pläne schmieden, wie wir das Übel an der Wurzel packen und vernichten können.«
    Die Sonne glich einem roten Feuerball, der langsam ins Meer sank, als Lily und Giles später am Abend spazieren gingen. Die roten Segel der Fischerboote im Hafen sahen idyllisch aus, und die vielen elegant gekleideten Paare, die Arm in Arm die Promenade entlangflanierten, munterten Lily ein wenig auf.
    »Vielleicht wird es hier doch nicht so schlimm sein, wie ich befürchtet hatte«, räumte sie mit leicht zweifelnder Stimme ein und schaute sehnsüchtig zu den feinen Häusern und adretten Kutschen hinüber. »Reverend Kirkbright und

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