Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lesley Pearse

Lesley Pearse

Titel: Lesley Pearse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wo das Gluck zu Hause ist
Vom Netzwerk:
noch Fleisch«, stellte sie nachdenklich fest. »Ich habe viel gelernt und kann mich anmutig wie eine Dame bewegen. Ich sehe mich nicht mehr als arm an. Dennoch weiß ich, dass ich es eigentlich bin. Wenn ich meine Stellung verlieren würde, was um alles in der Welt sollte ich dann tun?«
    »Das, mein Liebling, solltest du dir überlegen, bevor man dich zur Tür hinauswirft«, antwortete er lächelnd. »Menschen wie wir müssen nach einer Chance für einen Neubeginn suchen und dann zielstrebig darauf lossteuern. In Irland und in England müsstest du erst einmal die Kluft zwischen den Klassen überwinden, um Geld verdienen zu können. Aber hier in Amerika ist das anders. Es ist ein junges Land, das offen für Menschen ist, die nach ihren Chancen greifen wollen. So, und jetzt begleite ich dich nach Hause!«
    Matilda war überrascht. Es war bereits halb sechs, und sie hatten drei Stunden miteinander gesprochen! Es erschien ihr unglaublich, dass sie in dieser Zeit von heller Aufregung, Flynn zu treffen, zu einem Gefühl gelangt war, besser Abstand zu ihm zu halten, und schließlich zu einer Situation, in der sie sich überhaupt nicht von ihm verabschieden wollte.
    »Wollen wir uns am nächsten Freitag wieder hier treffen?«, fragte er, als sie das Teehaus verlassen hatten. »Natürlich nur, wenn du mich überhaupt wiedersehen möchtest.«
    Er ist nicht der Richtige für dich, flüsterte ihr eine innere Stimme zu, er hat dir lediglich den Kopf mit absurden Ideen gefüllt, die jeder Grundlage entbehren! Doch als sie zu ihm aufblickte, konnte sie nur zustimmend nicken.
    Als sie zurück zur State Street liefen, nahm er ihre Hand. Lediglich das Gefühl seiner Haut auf der ihren erfüllte sie mit Sehnsucht. Sie hatte Angst, dass er stehen blieb und sie küssen wollte, aber fürchtete sich noch mehr davor, dass er es nicht tun würde.
    Doch er blieb stehen. Flynn zog sie in eine kleine Straße, legte seine Hände auf ihre Wangen und hob ihr Gesicht zu sich hoch. Er hielt sie einen Moment und schaute ihr tief in die Augen. »Möchtest du mein Mädchen sein, Matty?«, fragte er mit rauer Stimme. »Denn du bist die Frau meiner Träume.«
    Als sie seine Lippen auf ihrem Mund spürte, wusste sie, dass sie verloren war, denn er hatte ihr den Willen geraubt, sich zu wehren. Seine Zunge schob sanft ihre Lippen auseinander, und plötzlich verschwanden die nasskalte Straße und die Angst, bei dieser schamlosen Umarmung beobachtet zu werden, völlig aus ihrem Bewusstsein. Es war wie der Schauer, der sie überlaufen hatte, wenn sie auf Deck der Druid bei Sonnenuntergang die Wellen beobachtet hatte, die sich teilten und aufschäumten, wenn das Schiff sie durchbrach. Sie spürte aus der Tiefe ihres Inneren Sehnsucht in sich aufsteigen, als sich sein starker, männlicher Körper gegen sie drängte. Matilda erkannte dieses Gefühl als Verlangen, von dem sie wusste, wie gefährlich es war, doch es fühlte sich so richtig an, so wunderschön, und sie kümmerte sich nicht um die Gefahr.
    »Oh, Matty«, flüsterte er sanft, während seine Lippen noch ihre Wangen und Augen streichelten. »Sieben Tage sind eine zu lange Wartezeit.«
    Am selben Abend folgte Lily Matilda nach den Abendgebeten in die Küche, um Kerzen anzuzünden und sie nach oben zu tragen. Giles hatte sich bereits zurückgezogen.
    »Du warst heute Abend etwas abwesend«, meinte sie. »Hast du am Nachmittag etwas Ungewöhnliches erlebt?« Sie bemerkte, wie schnell Matilda sich umdrehte und sich ihre Augen weiteten.
    »Nein, gar nichts, Madam«, antwortete Matilda und griff nach den Kerzen im Regal.
    »Hast du dich mit Rosa getroffen?«, hakte Lily nach, entschlossen, den Grund für ihr ungewöhnliches Verhalten zu erfahren. Sie hatte ein beunruhigendes Gerücht über Miss Arkwrights Mädchen gehört. Anscheinend hatte man Rosa zwei oder drei Mal spätabends auf der Straße gesehen, jedes Mal in Begleitung eines anderen Mannes.
    »Nein, Madam«, entgegnete sie. »Ich habe Rosa seit dem Tanz nicht mehr gesehen.«
    Lily war erleichtert, denn sie wusste, dass Matilda sie nicht anlügen würde. »Nun, ich möchte nicht, dass du dich noch einmal mit ihr triffst, Matty«, sagte sie. »Ich habe gehört, das Mädchen ist nicht besonders anständig.«
    Zu jeder anderen Zeit hätte Matilda diese Aussage nicht kommentiert. Aber nachdem sie den ganzen Nachmittag Flynns Ansichten gelauscht hatte, machten Lilys Worte sie zornig. »Entschuldigen Sie, wenn ich unverschämt klinge, Madam. Sie haben

Weitere Kostenlose Bücher