Lesley Pearse
übersät, und seine Haare waren ebenso feuerrot und eigenwillig wie die ihrer Halbbrüder. Während der Fahrt zum Heim munterte er die beiden Jungen mit Erzählungen über die Schweine und Hühner auf, die jetzt im Garten gehalten wurden, und er versprach ihnen, dass sie am Abend helfen dürften, die Tiere zu füttern.
Cissy stürmte aus dem Haus, um Matilda herzlich zu begrüßen. Sie warf sich ihr in die Arme und bestand darauf, dass Matilda sich augenblicklich Peter und Pearl ansah. Es war überraschend zu sehen, welch kräftige junge Frau aus der mageren und verwahrlosten Cissy von einst geworden war. Ihre Wangen leuchteten rot wie die einer Farmerin, und ihre Haare, die inzwischen wieder gewachsen waren, kräuselten sich lebhaft unter ihrer Haube.
Nachdem Matilda Ronald und Arthur an Mrs. Rowbottom übergeben hatte, kehrte sie zu Cissy, den Babys und den anderen Kindern zurück. Sie setzte sich ins Gras und fragte Cissy, ob sie immer noch das Heim verlassen wollte.
Die junge Frau zeigte ihr schönstes Lächeln. »Ich glaube nicht. Ich hätte zwar nichts dagegen, einmal auszugehen und einen eigenen Mann zu haben«, bekannte sie und betrachtete die Wiese und die spielenden Kinder, »aber ich wäre doch wahnsinnig, wenn ich all dies aufgeben würde, oder?«
Matilda spürte Zärtlichkeit und Bewunderung für Cissy. Seit ihrer Geburt hatte sich alles gegen sie verschworen, aber sie hatte nicht nur die Kraft gehabt, ihr schweres Los zu akzeptieren, sondern war auch fähig gewesen, die einzige Chance, die ihr geboten worden war, mit beiden Händen zu ergreifen und ihr Leben zu verändern.
Matilda nahm Peter auf den Arm und konnte sich fast nicht vorstellen, dass dieses rundliche, lächelnde Kind dasselbe war, das sie bei Dr. Kupicha gebadet hatte. Damals hatte Peter noch keine Haare gehabt, aber jetzt war sein Kopf mit einem leichten, hellbraunen Flaum bedeckt. Er hatte schon zwei Zähne, und seine Arme, Wangen und Beine leuchteten honigfarben.
»Du wärst wirklich wahnsinnig, wenn du gehen würdest«, stimmte sie zu. »Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie heiß und stickig es in der Stadt ist, Cissy. Hier duftet die Luft wunderbar, und es weht immer eine Brise.«
»Ich habe nicht vergessen, wie es in der Stadt ist, weder im Sommer noch im Winter.« Ihr Gesicht verfinsterte sich, als wünschte sie, es vergessen zu können. »Aber du siehst ein wenig angegriffen aus. Was ist los mit dir?«
Für einen kurzen Moment war Matilda versucht, Cissy von Flynn zu erzählen, doch so schön es auch sein würde, sich jemandem anzuvertrauen, wusste sie, dass es nicht viel helfen würde. Cissy würde sie wahrscheinlich zu überreden versuchen, das nächste Boot nach Charleston zu nehmen.
Cissy bedrängte sie jedoch nicht weiter, sondern begann, über Mrs. Rowbottom zu sprechen. Sie schien die Frau in vieler Hinsicht zu bewundern und zu respektieren, aber sie fand, dass sie zu hart mit den Kindern umging. »Versteh mich nicht falsch. Sie ist nicht grausam oder so etwas, und sie ist eine wunderbare Lehrerin, aber anders als wir beide spürt sie einfach nicht, wenn mit den Kindern etwas nicht stimmt«, erklärte Cissy. »Molly ist seit einigen Tagen krank, und ich wollte einen Arzt rufen, aber Mrs. Rowbottom sagte mir, es sei ihre Sache, solche Dinge zu entscheiden, und der Doktor habe keine Zeit, umsonst hier rauszufahren.«
Matilda versprach, sich das Mädchen einmal anzuschauen und mit Mrs. Rowbottom zu sprechen, wenn es Molly wirklich so schlecht ginge.
Als sie gegen vier Uhr den Mädchenschlafsaal betrat und Molly in ihrem Bett betrachtete, war sie sofort beunruhigt. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass ein siebenjähriges Kind freiwillig in einem dunklen, einsamen Raum bleiben würde, wenn es nicht ernsthaft krank war. Die Kleine hob nicht einmal den Kopf, als Matilda hereinkam. Ihre einzige Reaktion war ein unnatürliches, trockenes Husten, und sie schien Schwierigkeiten zu haben, die Augen zu öffnen. Ihre Haut war wie ausgetrocknet und viel zu heiß.
Matilda deckte das Kind mit einem Laken zu und eilte aus dem Raum, um Mrs. Rowbottom zu suchen.
Sie unterrichtete gerade fünf Kinder in einem Klassenraum und verzog missbilligend die Lippen, als sie von Matilda gestört wurde. »Ich dachte, Sie wären schon vor einiger Zeit gegangen«, bemerkte sie.
Doch Matilda war zu erschüttert, um sich zurückweisen zu lassen. »Molly benötigt dringend einen Arzt!«, erklärte sie ohne Umschweife.
»Ich glaube, das ist
Weitere Kostenlose Bücher