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Letale Dosis

Letale Dosis

Titel: Letale Dosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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es«, meldete sich Nadine zu Wort und beugte sich nach vorn, die Ellbogen auf den nackten Schenkeln aufgestützt, die Hände gefaltet. »Paßt auf, Hauser war – hypothetisch – ein Giftexperte. Er war in der Lage, zum Beispiel aus Schlangengift die wichtigsten Komponenten zu isolieren. Manche Toxine sind weniger gefährlich, andere dafür um so mehr. Jemand, vielleicht eine Frau, wußte von seinen Kenntnissen, hat sich an ihn rangemacht, ihm die große Liebe vorgegaukelt, ein paarmal mit ihm geschlafen, ihn gefragt, ob er ihr nicht die Gifte erklären könne, was er bereitwillig tat. Sie hat ihn mit einem seiner Gifte umgebracht und anschließend welche mitgenommen. Und diese Frau ist jetzt in Frankfurt.«
    »Woher wissen Sie soviel über Gifte Bescheid?« fragte Julia Durant verwundert.
    »Mein Vater ist Schlangenliebhaber, er hält mehrere Schlangen, allerdings keine giftigen. Trotzdem mußte ich mir früher immer anhören, was Schlangen so faszinierend macht und, na ja, einiges davon habe ich behalten. Und außerdem, Frau Durant, ich heiße Nadine, und ich würde mich freuen, wenn wir endlich das blöde Sie weglassen könnten. Wir sind doch etwa im gleichenAlter. Frank und … na ja, ich komm mir ein bißchen blöd vor, wenn …«
    »In Ordnung, ich bin Julia. Es fällt mir immer schwer, mich mit andern zu duzen, aber in diesem Fall gern.«
    Es entstand eine kurze Pause, bis Hellmer sagte: »Nehmen wir den Faden von Nadine noch einmal auf; wir gehen ja bis jetzt davon aus, daß es sich bei dem Täter um eine Frau handelt. Aber«, er sah Nadine zweifelnd an, »glaubst du wirklich, ein Mann wie Hauser läßt sich so einfach um den Finger wickeln? Er war schließlich nicht irgendwer, wenn es stimmt, was Julia sagt.«
    Nadine Hellmer lachte auf, ihre Stimme klang warm und weich. »Ihr Männer seid wirklich naiv. Wenn eine einigermaßen hübsche, attraktive Frau an euch vorbeiläuft und mit dem Hintern wackelt, spielt doch gleich euer Unterleib verrückt. Was, wenn die unbekannte Frau, von der wir gerade sprechen, tatsächlich hübsch, intelligent, attraktiv ist? Sie braucht nur zu lächeln, ein bißchen zu schnurren und schon wird der härteste Kerl wie Wachs in ihren Händen. Du hast offensichtlich noch immer keine Ahnung, wie Frauen vorgehen. Worauf schaut ihr denn bei einer Frau? Ich sag’s dir – ob der Busen die richtige Größe hat und der Arsch knackig genug ist, das ist alles, worauf es euch ankommt. Und damit will ich weder dich noch irgendeinen andern Mann angreifen, ihr seid nun mal so. Das letzte, worauf ihr achtet, ist, ob die Frau auch genug Grips hat. Wenn aber die Kombination stimmt, Schönheit und Intelligenz, die natürlich nicht zu sehr zur Schau gestellt wird, gepaart mit einem leicht unschuldigen Augenaufschlag, dann seid ihr endgültig verloren. Hab ich recht, Julia?«
    Durant grinste und nickte. »Glaub schon.«
    »Hahaha«, sagte Hellmer und stand auf. »Wir blöden Männer, was? Aber so blöd sind wir auch nicht, wie ihr euch das immer so vorstellt …«
    »Nein, so blöd vielleicht nicht, aber naiv genug, um auf die Körpersprache einer Frau reinzufallen. Ich wollte damit aber eigentlich nur sagen, daß es bei Hauser eventuell so gewesen sein könnte. War er verheiratet?«
    Julia Durant sah Nadine an, sagte: »Weiß nicht, aber ich gehe mal davon aus. Wir werden es morgen erfahren.«
    »Egal, es macht, glaube ich, keinen Unterschied, ob er verheiratet war oder nicht.«
    »Nein«, sagte Durant nachdenklich, »das macht es wirklich nicht. Mir will nur das mit den Kegelschnecken nicht in den Kopf. Sie hat Schönau lebende Kegelschnecken zukommen lassen. Warum hat sie sich nicht ihres Giftvorrats bedient?«
    Hellmer sagte, den Rücken den beiden Frauen zugewandt: »Sie ist wahrscheinlich eine überaus intelligente Frau, wie Nadine so treffend bemerkte. Zwei ihrer Opfer bringt sie auf eine ganz simple Weise um, indem sie ihnen Gift unter das Insulin mischt. Das andere Opfer ist herzkrank und Aquarienliebhaber, da reichte es schon, ihm diese Schnecken zu schicken. Dumm ist diese Frau jedenfalls nicht.«
    »Wenn es denn eine Frau ist«, sagte Durant und zündete sich eine Zigarette an. »Den endgültigen Beweis dafür haben wir noch nicht.«
    »Gut, aber zu neunundneunzig Prozent wissen wir’s schon. Was uns fehlt, ist der Grund für die Morde …«
    »Und wir wissen auch noch nicht, ob die Täterin selbst auch in der Kirche zu suchen ist oder damit überhaupt nichts zu tun hat; ob sie

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