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Letale Dosis

Letale Dosis

Titel: Letale Dosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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derartige Ödeme oder Gewebsveränderungen beziehungsweise Hautunterblutungen hervorrufen könnten. Er schloß aber ganz klar ein Gift mit stark nekrotisierender Wirkung aus, da er bei Hauser lediglich eine leichte Unterblutung um die Einstichstelle ausmachen konnte. Er vermutet eher ein Nervengift mit leicht gerinnungshemmenden und hämorrhagischen Faktoren, da er den Toten mit weit aufgerissenen Augen und in einer recht starren Haltung vorgefunden hat. Ich habe ihn aber trotzdem noch einmal gefragt, welche Schlangen seiner Meinung nach in Frage kommen könnten, worauf er sagte … Moment, ich hab’s mir aufgeschrieben … er hat in Afrika eine ganze Reihe von Mamba- und Kobrabissen behandelt, aber auch Patienten, die von Puffottern und anderen Giftschlangen gebissen worden waren. Jetzt fragen Sie mich aber um Himmels willen nicht, was der Unterschied zwischen den einzelnen Schlangen ist. Er sagt, es könnte sich seiner Erfahrung nach möglicherweise um Mamba- oder Kobragift handeln, unter Umständen aber auch um eine spezielle Mischung aus unterschiedlichen Giften, da ihm selbst diese Form von leichter Hautunterblutungnicht bekannt ist. Er hat noch hinzugefügt, daß Hautunterblutungen meist mit einer starken Gewebszerstörung einhergehen, was bei Hauser aber nicht der Fall war. Er möchte aber keine voreiligen Schlüsse ziehen. Er meint aber auch, es könnte unter Umständen schwierig werden, nach über einem halben Jahr das potentielle Gift zu identifizieren. Und er hat gesagt, er hoffe nur, daß er jetzt nichts Unüberlegtes getan habe, er wollte lediglich seiner ärztlichen Pflicht nachkommen.«
    »Wenn nur jeder Arzt seiner Pflicht so nachkommen würde!« sagte Hellmer und steckte sich eine Marlboro zwischen die Lippen. »Warum haben unsere lieben Kollegen ihn nicht ernst genommen? Weil er bloß ein lausiger Türke ist? Ich kann mir nur an den Kopf fassen, wenn ich von solcher Schlamperei höre!« fuhr er wütend fort.
    »Beruhigen Sie sich wieder«, sagte Berger mit einem seltenen Lächeln. »Er hat getan, was er konnte, und ich denke, wir werden sehr bald wissen, ob Hauser eines natürlichen Todes gestorben ist oder ob er umgebracht wurde. Doch ich bin mir fast sicher, daß eher letzteres in Frage kommt. Wichtig ist jetzt erst einmal, die Person Hauser etwas näher kennenzulernen. Wir kennen ansatzweise seine berufliche Tätigkeit, er war offensichtlich angesehen und ein Mitglied dieser Kirche. Jetzt sollten wir herausfinden, mit was er sich beruflich genau beschäftigt hat, und vor allem, wo und wie sein Stand in der Kirche war. Seine Familie sollte befragt werden, auch wenn ich mir persönlich nicht allzuviel davon verspreche. Viel mehr interessiert mich sein Lebenswandel, ob er zum Beispiel auch eine außereheliche Liaison hatte, vielleicht ähnlich wie bei Schönau und Rosenzweig …«
    »Moment, wissen wir denn überhaupt, ob er verheiratet war?« fragte Kullmer.
    »Nein, bis jetzt nicht«, sagte Berger, »aber Sie werden uns das sicher schon bald sagen können«, fuhr er grinsend fort.
    »Alles klar«, sagte Kullmer und erhob sich, »dann werde ichmich mal ans Telefon schwingen und alles über diesen Hauser in Erfahrung bringen, was möglich ist. Und wenn Kommissar Hellmer nichts weiter zu tun hat, könnte er mir vielleicht dabei helfen?«
    »Wenn’s sein muß«, sagte Hellmer und stand ebenfalls auf.
    »Dann machen wir uns mal an die Arbeit.«
    »Und Sie?« fragte Berger an Durant gewandt.
    »Ich schnüffle mal ein bißchen in Finks Leben rum. Seine Söhne interessieren mich, vor allem der eine, der sich von seinen Eltern losgesagt hat. Vielleicht kriege ich aus ihm etwas raus, vorausgesetzt, ich treffe ihn überhaupt an. Ach ja, haben Sie schon mit unserem Psycho Schneider gesprochen? Ist er heute verfügbar?«
    »Er will um zwei kommen. Es wäre schön, wenn Sie auch da sein könnten.«
    »Sicher. Ich mach mich dann mal auf den Weg.«
    »Viel Erfolg.«
    Julia Durant nahm ihre Tasche und verließ das Büro. Auf dem Weg nach unten steckte sie sich eine weitere Zigarette an, die vierte an diesem jungen Morgen. Sie setzte sich ins Auto und fuhr zu der Adresse von Jürgen Fink. Er wohnte in Goldstein, in einer Siedlung, die Durant schon von einem andern Fall, der ihr sehr nahe gegangen war, gut kannte. Eine Gegend, in die man nicht unbedingt freiwillig zog. Eine jener Gegenden, in der Menschen wohnten, die man oftmals woanders nicht haben wollte, die von der großen, reichen Stadt wie Unrat dorthin

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