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Letale Dosis

Letale Dosis

Titel: Letale Dosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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gespuckt worden waren. Sie fuhr über die Friedensbrücke, an der Uni-Klinik vorbei immer geradeaus parallel zum Main, hielt kurz an der Ampel, wo sie links abbiegen mußte, um nach Goldstein zu kommen. Sie bog die nächste Straße rechts ab, dann wieder links und die übernächste erneut links.
    Im Heisenrath. Die meisten Parkplätze vor den grauen, schmuddeligen Hochhäusern mit den überquellenden, stinkenden Müllcontainern, waren frei, sie stellte den Wagen ab. Sie ging auf dasHaus Nummer zwölf zu, kam an einer Reihe von Briefkästen vorbei, von denen viele demoliert waren, suchte an der Klingelwand den Namen, fand ihn schließlich, drückte den angesengten Klingelknopf. Nachdem sie einige Sekunden gewartet hatte, krächzte eine männliche Stimme aus dem zerdellten Lautsprecher. Durant nannte ihren Namen, kurz darauf ertönte der Türsummer. Sie betrat den Aufzug, die Wände waren beschmiert, der Boden naß, es stank nach Urin. Sie drückte den achten Stock, die Tür schloß sich mit einem lauten Knall. Sie ließ sich von dem schaukelnden, knarzenden Ungetüm in den achten Stock tragen.
Runter laufe ich
, dachte sie und ging rechts um die Ecke, las die Namensschilder an den drei Türen, ging zurück auf die andere Seite.
    Jürgen Fink bewohnte die mittlere Wohnung auf der linken Seite. Die Tür war geschlossen, sie klopfte. Ein großer, junger Mann mit langen, dunklen, fettigen Haaren, bekleidet mit einem fleckigen Rippenshirt und einer ausgefransten Jeans öffnete ihr. Er war barfuß, unrasiert, sein Atem roch streng nach billigem Fusel.
    »Herr Fink?« fragte Durant.
    »Was wollen Sie?« fragte er mißtrauisch zurück.
    »Ich würde mich gern mit Ihnen unterhalten. Darf ich rein kommen?«
    »Wenn’s unbedingt sein muß«, sagte er mürrisch und machte die Tür ganz auf. Er ging vor Durant her ins Wohnzimmer, sie schloß die Tür hinter sich. Die Luft im Raum war abgestanden und muffig, ein unangenehmer Geruch drang in ihre Nase. Auf dem Boden lagen mehrere leere Bier- und Schnapsflaschen, der Aschenbecher quoll über. Es gab keine Vorhänge, die Wände waren kahl, die ehemals weiße Farbe vergilbt, das Fenster verschmiert und seit Monaten oder gar Jahren nicht geputzt. Es gab einen Fernsehapparat und eine kleine Stereoanlage, eine durchgesessene Couch, einen Sessel und einen kleinen Tisch, an der Wand ein Regal mit ein paar zerschlissenen Büchern.
    »Wo kommen Sie überhaupt her? Vom Sozialamt? Oder vom Wohnungsamt? Oder hat mein Alter Sie hergeschickt?«
    »Weder noch, ich komme von der Kripo und würde gern mit Ihnen sprechen. Ihre Adresse habe ich übrigens von Ihrer Schwester.«
    »Von Laura?« fragte er zweifelnd. »Ist irgendwas passiert?« Er ging in die kleine Küche, holte eine Dose Bier, riß den Verschluß auf und trank. »Tschuldigung«, sagte er, »wollen Sie auch eins?«
    »Nein danke. Sonst jederzeit, aber nicht, wenn ich im Dienst bin.«
    »Wieso hat Laura Sie geschickt?« fragte er weiter und setzte sich auf die von schmutziger Wäsche bedeckte Couch, die Bierdose zwischen den Händen und sah Durant lange und durchdringend an.
    »Sie hat mich nicht geschickt, ich habe sie um Ihre Adresse gebeten. Ich möchte mich nur ein wenig mit Ihnen unterhalten, das ist alles. Darf ich mich setzen?« Er nickte nur, die Kommissarin nahm auf dem Sessel Platz.
    Jürgen Fink lehnte sich zurück, die Beine gespreizt, er lächelte verächtlich.
    »Mit mir unterhalten? Worüber?«
    »Ich weiß nicht, ob Sie gehört haben, daß zwei Männer, die Sie sicherlich auch kennen, in den letzten Tagen getötet wurden. Ein Herr Rosenzweig und ein Herr Schönau. Sagen Ihnen die Namen etwas?«
    »Klar, warum? Und ja, ich habe davon gehört. Und wenn Sie wissen wollen, ob es mir um die beiden leid tut, dann muß ich leider sagen, nein. Noch was?«
    »Ja, zum Beispiel, warum wohnen Sie hier? Ihr Vater …«
    »Mein Vater!« spie er höhnisch lachend aus. »Mein Vater kann mich mal! Klar, mein Alter hat Geld, und zwar eine ganze Menge, und ich hab keins. Na und, wen interessiert das?! Sicher, ich könnte es besser haben, finanziell meine ich, aber ich habe mirden Luxus und die Frechheit erlaubt, auf finanziellen Wohlstand zu verzichten. Und möchten Sie auch wissen, warum? Weil ich nicht länger springen wollte, wenn er ›hopp‹ sagte. Jahrelang hat er nämlich ›hopp‹ gesagt, und ich mußte springen. Und er hat auch bestimmt, wie oft und wie hoch ich sprang. Und wenn ich nicht oft und hoch genug gesprungen bin, dann

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