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Letale Dosis

Letale Dosis

Titel: Letale Dosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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hartnäckig drauf bestehst. Fahren wir. Die Wohnung lassen wir aber versiegeln, ich möchte mich morgen hier noch ein bißchen umgucken. Vielleicht finde ich etwas, das uns weiterhilft. Man kann nie wissen. Und wir sollten den Brief kopieren, bevor wir zu Fink fahren.«
    »Wir können das bei mir zu Hause mit dem Faxgerät machen«, sagte Hellmer.
    Sie nahmen den Wohnungsschlüssel und fuhren nach unten; der Notarztwagen war abgefahren, ein Streifenwagen stand noch auf dem Parkplatz. Die Menge hatte sich weitgehend aufgelöst, nur ein paar verstreute Grüppchen standen noch beisammen und unterhielten sich. Die Kommissarin instruierte einen der Beamten, die Wohnung von Jürgen Fink zu versiegeln. Ein stürmischer, kühler Westwind war aufgekommen, es begann zu regnen. Es war halb zwölf, als sie sich auf den Weg zu Hellmers Haus machten. Während der Fahrt sagte Durant: »Ach übrigens, dieser Maier, mit dem ich mich vorhin auf dem Parkplatz unterhalten habe,du weißt schon, der mit dem Dritten Reich; ich habe ihn nach Jung gefragt …«
    »Jung?«
    »Rita Jung. Sie hat für Schönau gearbeitet. Wie es aussieht, scheint sich immer mehr zu bewahrheiten, daß sie ein Verhältnis mit ihm hatte. Die Ehe wurde vor vier Jahren geschieden, die Tochter dem Vater zugesprochen. Und jetzt kommt es – Maier sagt, es ginge das Gerücht, die Tochter sei das Ergebnis dieser Affäre. Trotzdem wollte der Vater, der wahrscheinlich gar nicht der Vater ist, sie haben. Komisch, nicht?«
    »Rita Jung?« fragte Hellmer. »Könnte sie …?«
    »Im Augenblick halte ich alles für möglich. Als ich mit ihr gesprochen habe, hat sie sich nicht sehr freundlich über die Kirche ausgelassen. Und sie ist eine ausgesprochen attraktive Frau. Und wer weiß, vielleicht kennt sie sich ja auch mit Giften aus. Bleibt einfach mal an ihr dran.«

Sonntag, 12.45 Uhr
    Sie hatte sich entkleidet, die Sachen auf das Bett gelegt, sie stand nackt vor dem Spiegel, betrachtete sich von vorn und von der Seite, fuhr sich mit einer Hand kurz über ihre wohlgeformten, großen Brüste, den flachen Bauch. Sie wollte duschen, eine Kleinigkeit essen und danach in die Klinik fahren. Nach dem Duschen zog sie sich eine Jeans und eine beige Bluse an, Turnschuhe und einen passenden Blazer. Sie machte sich nur ein Käsebrot, trank dazu ein Glas Milch. Danach zündete sie sich eine Zigarette an, stand dabei am Fenster und schaute hinaus auf den kleinen Garten, der hinter ihrem Haus lag. Sie überlegte, kniff die Augen zusammen, drehte sich um, ging an den Bücherschrank, holte ein kleines Fläschchen heraus, hielt es einen Moment zwischen den Fingern, blickte auf die opake Flüssigkeit.Ein kaltes, böses Lächeln huschte über ihren Mund, das auf eine bizarre Weise jedoch auch etwas traurig und melancholisch wirkte. Sie legte das Fläschchen wieder hinter die Bücher.
    Sie verließ das Haus, setzte sich in ihren Wagen, stellte das Radio an, drehte die Lautstärke hoch. Sie hielt bei einem Blumenhändler, der seinen Stand am Straßenrand aufgebaut hatte, kaufte einen Strauß bunter Sommerblumen. Sie brauchte eine knappe dreiviertel Stunde, bis sie am St. Valentius Krankenhaus anlangte. Sie stieg aus, schloß ab, ging auf die breite Eingangstür zu. Sie fuhr mit dem Lift in den zweiten Stock zur geschlossenen Frauenstation, klingelte. Ein Pfleger in einem weißen Anzug kam, schloß auf, begrüßte sie lächelnd wie eine alte Bekannte, sie trat ein. Auf dem Gang bewegten sich ein paar meist ältere Frauen, aber auch einige, die nicht älter als dreißig oder vierzig waren, mit schlurfenden Schritten vorwärts, im Aufenthaltsraum saßen einige Patientinnen, die sie kaum registrierten, die zum Teil dumpf vor sich hin starrten oder undefinierbare Geräusche von sich gaben.
    »Wie geht es ihr heute?« fragte sie den Pfleger, der seine Heimat Kasachstan verlassen hatte, um hier in Deutschland mehr Geld zu verdienen.
    »Wie immer«, war die Antwort.
    Die Frau saß am Fenster und sah hinaus auf den Park, der den Gebäudekomplex umgab. Sie schaute nicht auf, als die Besucherin hereinkam, sie murmelte nur Unverständliches vor sich hin.
    »Hallo, ich bin’s«, sagte die Besucherin, beugte sich herab und hauchte der Frau einen Kuß auf die Wange. Für einen Moment sah die Frau auf, musterte die andere mit fernem Blick.
    »Wie geht’s dir? Gut, hoffe ich doch«, sagte die Besucherin, nahm die fast verwelkten Blumen aus der Vase, die auf dem kleinen Tisch neben dem Bett stand, warf sie in den

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