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Letale Dosis

Letale Dosis

Titel: Letale Dosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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deinen Augen. Ist das die Erbärmlichkeit, die jemand zum Schluß zeigt, wenn er mit dem Teufel im Bund steht?«
    Er hörte nicht mehr hin, dachte an seine Frau und dann an Gott, er betete und flehte und schrie tonlos zum Himmel, er möge ihm helfen, ihn leben lassen, er würde auch alle seine Sünden bereuen, wiedergutmachen, was wiedergutzumachen war, aber nicht einschlafen, bitte nicht, dachte er, denn er wußte, es würde einsehr, sehr langer Schlaf werden. Wenn doch nur jemand kommen und ihm helfen würde, aber er war allein mit seiner Mörderin in dem großen Haus, und das Telefon schien so unendlich weit weg. Er wollte schlucken, doch der Speichel floß nicht in seinen Magen, sondern aus den Mundwinkeln, selbst dieser einfache Reflex funktionierte nicht mehr. Er wollte tief Luft holen, Sauerstoff, so hoffte er, würde ihm das Leben wieder zurückgeben. Doch ein tonnenschweres Gewicht lag auf seiner Brust, das Atmen fiel ihm zusehends schwerer, seine Atmung war nur noch oberflächlich. Er öffnete die Augen wieder, er konnte sie nicht bewegen, er meinte, alles doppelt zu sehen. Ein weiterer verzweifelter Versuch, nach dem Telefon zu greifen, doch seine Arme reagierten nicht mehr auf seine Befehle. Er saß zehn Minuten in fast völliger Starre, und während diese Starre seinen Körper bis in den letzten Winkel erfaßte, so war sein Geist noch in der Lage, zu denken.
    Sie hatte ihn umgebracht, genau wie seinen Freund Rosenzweig. Sie hatte ihn in Sicherheit gewiegt, ohne daß er auch nur das geringste bemerkt hatte. Er hätte jeden für einen Mörder gehalten, nur sie nicht. Wie oft hatten sie miteinander geschlafen, wie oft hatte sie ihm ihre Liebe bezeugt. War das alles nur gespielt? Gehörte das alles zu einem Plan, den sie beharrlich verfolgte? Er wußte es nicht, und er würde es auch nie herausfinden. Er wußte nur, daß sie dasaß und seinem Todeskampf gelassen zusah, und daß seine Qual immer unerträglicher wurde. Dicke Schweißperlen traten auf seine Stirn, er hatte furchtbare Angst, eine Panik überwältigte ihn, die er so noch nie erlebt hatte. Seine Körperfunktionen waren fast vollständig gelähmt. Nach fünfzehn Minuten wurde er bewußtlos, nach weiteren fünf Minuten hörte sein Herz auf zu schlagen. Um 18.43 Uhr war Walter Schönau tot.
    Sie zog sich Handschuhe an, nahm einen nassen Lappen aus einem mitgebrachten Plastikbeutel, öffnete Schönaus Hose, holte seinen Penis heraus, wischte ihn ab. Sie nahm einen Zettel ausder Tasche, legte ihn auf den Tisch, den andern klebte sie wieder an den Behälter. Sie füllte den Inhalt des Aschenbechers in eine kleine Tüte, wischte ihn sorgfältig ab, genau wie den Schreibtisch und die Türklinke. Sie hatte nichts weiter berührt, sah sich noch einmal um, warf einen letzten Blick auf den toten Schönau, verließ das Büro, faßte die Klinke mit einem Taschentuch an. Sie hatte keine Spuren hinterlassen. Sie lächelte, während sie nach unten ging.

Mittwoch, 19.35 Uhr
    Julia Durant war zu Werner Petrol gefahren, obgleich sie den Abend ursprünglich allein verbringen wollte. Sie hatte den Schweiß des Tages unter der Dusche abgewaschen, sich frische Unterwäsche angezogen. Noch immer hatte die Sonne nichts von ihrer Kraft eingebüßt, kaum ein Luftzug war zu spüren. Petrol erwartete sie bereits, er trug eine weiße Sommerhose und ein gelbes Lacoste-Hemd. Er begrüßte sie mit einem Kuß.
    »Und, gehen wir essen?« fragte er.
    Sie sah ihn an, zuckte die Schultern, sagte: »Aber nur essen. Danach fahre ich wieder zu mir. Ich hatte einen sehr anstrengenden Tag.«
    »Schade, ich dachte, du würdest heute ausnahmsweise mal bei mir übernachten. Na ja, vielleicht überlegst du es dir ja noch«, sagte er mit diesem Lächeln, in das sie sich vor einem halben Jahr verliebt hatte. Sie wußte, es war ein Lächeln, mit dem er wahrscheinlich schon viele Frauen rumgekriegt hatte. Genau wie sie. Sie verzog kurz die Mundwinkel, versuchte ebenfalls ein Lächeln, doch es mißlang.
    »Ich glaube kaum«, sagte sie und stellte ihre Tasche neben den Sessel. Sie ging ans Fenster, von wo aus sie einen herrlichen Blick über das in die abendliche Sonne getauchte Frankfurt hatte. Sie zündete sich eine Zigarette an, inhalierte, dachte nach. Seitsie am Nachmittag bei Marianne Rosenzweig gewesen war, ging ihr diese Frau nicht mehr aus dem Kopf. Petrol trat hinter sie und faßte sie sanft bei den Schultern.
    »Was ist los mit dir? Was geht in deinem Kopf vor?« fragte er.
    »Ich sagte

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