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Lettie Peppercorn und der Schneehaendler

Lettie Peppercorn und der Schneehaendler

Titel: Lettie Peppercorn und der Schneehaendler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Gayton
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»Regelrecht verschluckt.«
    An Deck des Walfängerschiffes spähte die Glotzerin zwischen den Beinen von Käpt’n McNulty hervor. Das Walross kroch langsam an die Muschel heran. Rotz-Hotte Charlie wetzte seinen Dolch an seinem Stiefel und grinste.
    »Sie werden sie ihm trotzdem abluchsen«, sagte Lettie kopfschüttelnd. »Wir können doch nicht tatenlos zusehen, Noah! Wir müssen etwas unternehmen!«
    »Aber was, Lettie?« Die Blätter an seinem Stängel krümmten sich vor Verzweiflung. Seine grünen Augen starrten Lettie an auf der Suche nach einem Plan, einer Idee, irgendetwas …
    »Ich weiß es doch auch nicht, Noah!«, heulte sie beinahe. »Blüstav ist dort drüben und wir sind hier, und Mama ist verschwunden, und wir können nichts tun.«
    »Aber wir müssen«, sagte Noah. »Das erste Gesetz der Alchemie lautet doch: Alles verändert sich.«
    Und dann war da plötzlich ein Funke in seinen Augen.
    Und Lettie spürte denselben Funken in ihrem Herzen. Einen Hauch von etwas … von Hoffnung vielleicht.
    »Ich glaube …« Sie biss sich auf die Lippe. »Ich glaube, ich habe da eine Idee. Könnte sein, dass es unmöglich ist, aber …«
    Noah lachte. »Lettie, an ›unmöglich‹ glaube ich schon lange nicht mehr, und du doch auch nicht!« Er packte sie am Arm. »Na los, sag mir, wie wir den Schnee zurückbekommen.«
    »Es ist eigentlich ganz einfach«, hörte Lettie sich sagen. »Wir müssen nur an Bord der Blütkübel gehen und ihn uns zurückerkämpfen.«
    »Die Entfernung ist ganz schön groß, mit Schwimmen könnte es schwierig werden«, gab Noah zu bedenken.
    »Dann brauchen wir eben riesige Schwimmflossen«, erwiderte Lettie und griff nach seiner Hand. »Na los!«

4. Kapitel
    Lettie Peppercorn näht die Wellen zusammen

    Lettie zog Noah mit zum Kessel, und gemeinsam schöpften sie die Teereste heraus.
    »Zeit für ein bisschen Alchemie«, sagte Lettie. »Wir brauchen etwas, was uns stark genug macht, um rüberzuschwimmen und zu kämpfen!«
    »Ja!«, rief Noah und ließ den Blick über die am Boden verstreuten Papiere wandern. »Wo ist das Rezept, das wir verwenden?«
    »Wir haben keine Zeit für Rezepte, Noah. Wir gehen einfach nach Gefühl.«
    »Aber wir brauchen doch alchemistische Bücher«, beharrte ihr Freund. »Und Zutaten, und deine Mutter, damit sie uns anleiten kann, und …«
    »Wir brauchen nichts weiter als unsere Vorstellungskraft«, unterbrach ihn Lettie. »Das kann doch nicht so schwer sein. Erst die Zutaten aussuchen. Dann vermischen. Und schließlich entscheiden, wie viel man davon trinkt.«
    Noah lachte. »Wenn du das so sagst, klingt es wirklich kinderleicht!«
    Lettie stimmte in sein Lachen mit ein. Ein Schuss Adrenalin flimmerte durch ihre Adern. Vielleicht klappte es ja wirklich! »Mach Feuer, so ein richtig großes Feuer, und ich suche die Sachen zusammen.«
    »Augenblick, Lettie. In was wollen wir uns denn überhaupt verwandeln?«
    »In etwas, was kräftig genug ist, durch das eiskalte Wasser zu schwimmen, und groß genug, um an Bord der Blutkübel zu klettern. Aber ich kann dir noch nicht genau sagen, was das sein wird. Einfach mal abwarten. Vertraust du mir?«
    »Sicher!«, erwiderte Noah. »Ich hab doch gesehen, was du auf der Leuthas Holz mit den ganzen alchemistischen Substanzen angestellt hast.«
    Lettie spürte, wie sie rot wurde. »Da hab ich aber nur Mamas Anweisungen befolgt.«
    »Trotzdem hast du etwas Unglaubliches zustande gebracht«, sagte Noah. »Du musst die Gabe deiner Mutter geerbt haben. Du bestehst immerhin selbst aus Alchemie. Du schaffst das, ich weiß es.«
    Lettie spürte, wie Stolz in ihr aufwallte. Noah vertraute ihr, mehr brauchte sie nicht zu wissen. Sie wandte sich von ihm ab und begann den Raum nach den passenden Zutaten zu durchsuchen.
    »Irgendwas, egal was«, murmelte sie vor sich hin. »Hauptsache, es fühlt sich richtig an.«
    Als Erstes nahm sie Wasser – sie kratzte Eisstücke vom Fenster und legte sie zum Schmelzen in den Kessel. Dann blätterte sie einige der Bücher durch, die am Boden lagen. Aber die waren alle langweilig und nützten ihr gar nichts. Oder fast nichts; denn von zwanzig Bänden riss sie immerhin den Ledereinband herunter – die Oberfläche fühlte sich gut an – und stapelte sie auf einer Seite. In einem der angrenzenden Zimmer fand sie eine einzelne, winzige Glasglocke, die nicht zerbrochen war. Sie sah so einsam aus inmitten ihrer zerschmetterten Artgenossen, dass Lettie nicht anders konnte, als sie

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