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Letzte Ausfahrt Neckartal

Letzte Ausfahrt Neckartal

Titel: Letzte Ausfahrt Neckartal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Scheurer
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Bistro von sich reden. Durch die exponierte Lage am Eingang zur Innenstadt war »die Villa«, wie viele Einheimische das übrig gebliebene Wohnhaus heute noch nannten, bei vielen Städtern beliebt.
    Kurz vor zwölf Uhr betraten Treidler und Melchior die Villa über den kleinen Backsteinanbau, der Haupthaus und Wintergarten miteinander verband. Stimmengewirr, Lachen und das Klirren von Geschirr empfing sie, und in der Luft hing eine Mischung aus Kaffeeduft und dem Geruch von Durchgebratenem. Angestellte der Geschäfte und Büros aus der nahen Umgebung verbrachten hier ihre Mittagspause. Aber auch Mütter mit Kindern und Schüler genossen an den kleinen Bistrotischen ihre freie Zeit.
    Die unübersichtliche Aufteilung des ehemaligen Wohnhauses mit den vier großen Räumen machte es ihnen unmöglich, den gesamten Gastraum einzusehen. Nach einem Blick in den völlig überfüllten Wintergarten und einem Abstecher durch die einzelnen Zimmer entschieden sich Treidler und Melchior für den ersten Raum. Sie ergatterten einen freien Tisch im hinteren Bereich, von wo aus sie die Eingangstür und die Theke sehen konnten.
    Treidler blickte über die dunklen Tische und Stühle auf dem Mosaikparkett, das noch immer an die Kaiserzeit erinnerte. Doch nach wem sollte er suchen? Er hatte keine Ahnung, wie dieser Edgar aussah. Es blieb nichts anderes übrig, als zu warten.
    Er ließ sich ein Kännchen Kaffee kommen, Melchior ebenfalls.
    »Nett hier.« Melchior betrachtete die riesigen schwarzen und weißen Fliesen auf dem Korridor, von dem die Treppe hoch zum Restaurant und die einzelnen Zimmer des Bistros abgingen. »Man fühlt sich fast zurückversetzt in die Zeit, als hier noch jemand gewohnt hat.«
    »Finden Sie? Ich kenne das Gebäude noch als Jugendhaus. Ziemlich heruntergekommen. Der Geheime Kommerzienrat Max von Duttenhofer hätte sich sicherlich im Grabe herumgedreht, wenn er gewusst hätte, was nach seinem Tod in seiner Villa so alles vorging.«
    »Der Geheime Kommerzienrat?« Melchior sprach, ohne ihn dabei anzusehen. Stattdessen wanderte ihr Blick durch den Raum, als ob sie jeden Millimeter davon abtasten wollte.
    »Das war tatsächlich sein Titel. Als Inhaber der Rottweiler Pulverfabrik im Neckartal war er damals wohl der wichtigste Mann der Stadt. Seine Telefonnummer war die Eins, und bei einem Besuch des württembergischen Königs fungierte er statt des Bürgermeisters als Gastgeber.«
    Melchior schenkte sich etwas Milch in den Kaffee und rührte in der Tasse. Sie schien sich nur noch für die anderen Gäste zu interessieren.
    Aber niemand der Anwesenden kam als Melchiors Kontaktperson in Frage, da war Treidler sich sicher. Nur gestresste Angestellte bei der Mittagspause und Familien mit Kindern oder Frauen, die sich bei einem Kaffee zum Plaudern trafen. Alles gewöhnliche Gäste eines Bistros. Er griff nach einer Tageszeitung aus dem nahen Gestell aus Bugholz und blätterte darin, nur um festzustellen, dass sie vom Vortag stammte.
    »Wir haben jetzt schon halb eins. Wo bleibt Ihr Termin?« Erst jetzt bemerkte er, dass Melchior noch nichts von ihrem Kaffee getrunken hatte.
    »Ich habe keine Ahnung.« Sie zuckte mit den Schultern. »Wir warten.«
    Treidler nickte. »Was ich Sie fragen wollte: Diesen Obergfell von der Zentralstelle für Kriegsverbrechen, woher kennen Sie ihn eigentlich?«
    »Er war beim BKA einer meiner Ausbilder.«
    »Hätte ich mir denken können.«
    Melchior funkelte ihn an. Besser er gab keine weiteren Kommentare zu diesem Obergfell mehr ab.
    Im Minutentakt verließen die Gäste das Bistro, während nur noch wenige eintraten. Melchiors Laune sank mit jedem neuen Gast, der offensichtlich nicht ihr Kontakt war. Allmählich leerte sich der Gastraum, und viele Tische standen leer. Als nach einer weiteren Viertelstunde immer noch niemand Kontakt mit ihnen aufgenommen hatte, rief Melchior den Kellner zu sich und bezahlte die Rechnung.
    »Geben Sie mir noch eine Minute«, bat Melchior, als Treidler aufstehen wollte. Sie zog ihr Telefon aus der Jackentasche und drückte ein paar Tasten. »Ich rufe an.« Sie nahm das Gerät jedoch nicht ans Ohr, sondern ließ die Hand sinken und schaute sich langsam um.
    »Was haben Sie vor?«, fragte Treidler. »Wenn Sie mir verraten, was Sie tun, kann ich Ihnen vielleicht beim Scheitern helfen.«
    Melchior bedeutete ihm, ruhig zu sein, stand auf und schlenderte durch den Raum. Treidler folgte ihr. Niemand beachtete sie.
    Eine ältere Frau mit einem runden rosigen Gesicht und

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