Letzte Ausfahrt Oxford
möglich war.
»Hier haben wir ja wohl nur eine einzige Wahl«, sagte Marc. Er klickte die erste Möglichkeit an und gab anschließend Ivory , K . ein.
Auf dem Bildschirm erschienen vierzehn Autorennamen. Kate stand an Platz zwei. Marc gab eine Zwei ein, worauf der Bildschirm ihre sämtlichen Buchtitel auflistete.
»Vielleicht fordern wir einfach Sturm über dem Wasser an«, schlug sie vor.
Auf dem Bildschirm erschien der Katalogeintrag für Kates Buch, in dem sämtliche Einzelheiten standen: der Titel, ihr Name, das Jahr der ersten Auflage, der Verlag, wie viele Seiten das Buch hatte und wie groß es war. Marc zeigte auf die Initialen und das Datum am Ende des Eintrags.
»Hier können Sie sehen, dass ich selbst das Buch im vergangenen November erfasst habe. Außerdem können wir hier feststellen, welche anderen Bibliotheken noch über Ihr Buch verfügen.« Er tippte wieder einen Buchstaben ein. Auf dem Bildschirm erschienen die Worte Verfügbare Exemplare in der Bodleian Bibliothek .
Und dort stand die Signatur ihres Buches. Es waren die Buchstaben BOD, gefolgt von der Nummer der Regalmarkierung, die den genauen Platz im unterirdischen Aufbewahrungssystem der Bodleian bezeichnete, wo der Roman zu finden war. Für Kate war das der schönste Augenblick des Tages.
»Aber jetzt sollten wir uns der Erfassung zuwenden«, erklärte Marc. »Einer der wichtigsten Grundsätze ist, dass wir niemals etwas eingeben, was ein anderer bereits erfasst hat. Zunächst durchsuchen wir die Datenbanken sämtlicher englischer Universitätsbibliotheken und die der Bibliothek des amerikanischen Nationalkongresses, um sicherzustellen, dass das Buch noch nicht katalogisiert wurde. Wenn wir einen Eintrag finden, kopieren wir ihn in unsere Datenbank und fügen nur noch Signatur und Regalmarkierung unseres Exemplars hinzu.« Marc sprudelte einen nicht enden wollenden Strom von Vorschriften über Eintragsvergleiche, Herunterladen von Dateien, Editieren mit Sidekick, Nachforschen im Bibliothekspool, Signaturerstellung, Kartensysteme und ähnliche Dinge hervor.
Am späten Nachmittag war Kate richtiggehend stolz auf sich selbst und ihre Fähigkeiten. Vor allem, nachdem sie entdeckt hatte, dass Charles ihr offensichtlich aufgrund ihrer Einwände tatsächlich mehr zahlte, als die anderen Angestellten in ihrem Arbeitsbereich verdienten.
Gegen vier ging sie mit Marc auf eine erquickende Tasse Tee hinunter in die Kantine. Kurz darauf gesellte sich ein junger Mann zu ihnen. Er rückte mit seinem Stuhl sehr nah an Kate heran. Seine Gesichtshaut war blass und leicht fleckig, und sein dunkles Haar trug er aus der Stirn gestrichen. Angestrengt bemühte er sich, witzig zu erscheinen. Er war hoch gewachsen, schlank und breitschultrig und hätte eigentlich ganz gut ausgesehen, wäre da nicht ein allzu selbstzufriedener Zug um seinen Mund gewesen. Außerdem saßen seine Jeans mindestens eine Nummer zu eng.
»Ian Maltby«, stellte er sich vor. »Ich arbeite in der Abteilung für Instandhaltung.« Er lächelte Kate an und entblößte dabei lückenhafte Zähne. »Besuchen Sie uns doch einmal«, lud er sie ein. »Es wäre mir ein Vergnügen, Sie herumzuführen.«
»Ian ist darauf spezialisiert, die jungen Damen der Belegschaft um den Finger zu wickeln«, sagte Marc gehässig. »Keine Praktikantin ist vor ihm sicher.«
»Unsinn«, erwiderte Ian, wobei er Kate nicht aus den Augen ließ, »ich finde es einfach netter, wenn die Leute sich bei uns wohl fühlen. Ich sorge dafür, dass sie sich zurechtfinden.« Kate erkannte, dass es sich um eine Art Flirtritual der Bodleian zu handeln schien. Gerade wollte sie ablehnen, da fiel ihr ein, dass es ihre Aufgabe war, so viele Informationen – unfreundliche Zungen würden vielleicht auch von Klatsch sprechen – wie nur möglich zu sammeln. Hier bot sich eine Gelegenheit. Und weil sie nicht vorhatte, länger als unbedingt nötig in der Bodleian zu arbeiten, würde auch kein unerwünschter Verehrer an ihr kleben bleiben.
»Mein Besuch wird allerdings nur kurz sein«, sagte sie. »Ich muss heute Nachmittag noch einiges lernen.«
Sein Büro befand sich im obersten Stockwerk. Man erreichte es durch einen nach Chemikalien riechenden Flur. Mit seinen Experimentiertischen, Mikroskopen und starken Lampen sah es wie ein kleines Labor aus. An der Decke waren Holzgestelle angebracht, die an Handtuchtrockner in altmodischen Küchen erinnerten und an denen große, cremefarbene Filzlappen hingen.
»Zum Trocknen
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