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Letzte Ausfahrt Oxford

Letzte Ausfahrt Oxford

Titel: Letzte Ausfahrt Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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1988, hat keine Person dieses Namens den Belegschaftszugang benutzt. Ich habe auch Charles eingespannt, der Zugriff auf Dateien hat, die mir nicht zugänglich sind. Er hat festgestellt, dass es in den vergangenen zehn Jahren in keiner Abteilung der Universität einen Angestellten namens Moffatt gab. Zunächst glaubte ich an einen völligen Fehlschlag, aber als ich den Namen heute Morgen beim Kaffee in der Kantine erwähnte, wurde ein ziemlich unsympathischer junger Mann aus dem Büro über uns – er heißt übrigens Ian – aufmerksam und sagte:
    »In meiner Klasse war ein Junge, der Vivian hieß. Er wurde natürlich ständig wegen seines Mädchennamens aufgezogen und hasste ihn vermutlich wie die Pest. Ein merkwürdiger Typ! Er wohnte bei Pflegeeltern; ich glaube, es waren lauter alte Damen. Eine dieser komisch aussehenden Frauen holte ihn jeden Tag von der Schule ab. Ich glaube, wir haben ihm das Leben ziemlich zur Hölle gemacht. Keiner mochte ihn, weil er anders war als die anderen. Kinder können ganz schön gemein sein, nicht wahr?«
    Also ganz ehrlich Kate, ich halte diesen Ian für einen ziemlichen Schleimer: Das Haar hat er mit Massen von Gel aus dem fleckigen Gesicht gekämmt, seine Jeans sind mindestens eine Nummer zu eng und außerdem leidet er an völlig übersteigertem Selbstwertgefühl. Trotzdem bemühte ich mich natürlich, nett zu ihm zu sein.
    »Welche Schule war das?«, fragte ich.
    »Die Grundschule in Jericho«, sagte er. »Wir zogen fort, als ich neun war. Ich glaube, seitdem habe ich nicht ein einziges Mal mehr an Vivian gedacht.«
    Mir scheint, Kate, wir haben hier zwei Möglichkeiten. Entweder ist dieser Vivian, von dem Ian sprach, tatsächlich unser Mann – einen solchen Zufall halte ich allerdings noch nicht einmal in einer Stadt wie Oxford für sehr wahrscheinlich. Und die zweite Möglichkeit: Unser Vivian ist zwar eine andere Person, hatte aber in der Schule die gleichen Probleme wie Ians Klassenkamerad und beschloss als Erwachsener, etwas dagegen zu tun. Falls du mir nicht folgen kannst: Ich meine, ER ÄNDERTE SEINEN NAMEN! (Hast du es bemerkt? Deine abscheulichen Veil- Autorinnen üben auch auf mich schon ihren Einfluss aus!) Leider fand ich auch nichts über irgendwelche Moffatts mit anderen Vornamen, aber dann fiel mir etwas ein. Wenn es sich womöglich doch um Ians Vivian handelt, der angeblich bei Pflegeeltern gewohnt hat, dann hat er vielleicht seinen Namen vollständig geändert. Natürlich wäre er trotzdem im Besitz seiner ursprünglichen Geburtsurkunde und könnte durchaus einen Pass unter seinem alten Namen beantragen.
    Nein? Zu weit hergeholt? Wahrscheinlich hast du Recht.
    Dein Andrew
     
    Santa Luisa, Dienstag.
    Liebe Emma,
    ich hoffe, das Bild gefällt dir. Der Ort sieht tatsächlich genauso pittoresk aus wie auf der Postkarte. Sobald ich zurück bin, treffen wir uns und legen fest, wann und wie ich deinen Kurs übernehme. Übrigens hast du mir noch nicht erzählt, warum du mitten im Semester aufgeben willst.
    Bis bald,
    deine Kate
     
    Santa Luisa, Dienstagnachmittag.
    Lieber Andrew,
    dies hier ist ein Nachtrag zu meinem letzten Brief und erreicht dich wahrscheinlich erst nach meiner Rückkehr nach England. Trotzdem wollte ich dir das Folgende nicht vorenthalten.
    Als ich die Bibliothek in Santa Luisa verließ, folgte mir eine junge Frau, die sich als Sharon White vorstellte. Sie ist Engländerin und arbeitet hier im Austauschverfahren. Davor war sie in der Bodleian, wo sie sich mit Jenna Coates angefreundet hat. Sharon war es auch, die Jenna vergangenes Jahr – auf ihre Bitte hin – eingeladen hat und mit ihr zum Flughafen gefahren ist, wo Jenna Vivian Moffatt erkannte.
    Damit ist unser Verdacht also bestätigt. Jenna erzählte Sharon, dass sie Mister Moffatt aus Oxford kannte, wo er an der Universität arbeitete. Danach verhielt sie sich offenbar sehr schweigsam und reserviert. Als Sharon sie danach fragte, sagte sie, dass sie einen Verdacht bestätigt sähe, aber nicht darüber reden wolle, bevor sie nicht mit der betroffenen Person gesprochen habe. Immerhin könne es sein, dass er einen Grund für einen Aufenthalt unter falschem Namen in Santa Luisa habe, und sie wolle ohne triftigen Grund nicht unbedingt unnötigen Klatsch verbreiten. Unglücklicherweise hatte sie anscheinend recht hohe Prinzipien: Jeder von uns hätte doch sicher über sein Verhalten geklatscht und getratscht, was das Zeug hält.
    Aber Jenna gab ihrer Freundin nicht einmal den kleinsten Hinweis,

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