Letzte Ausfahrt Oxford
Kraftausdrücke. Da kann ich genauso gut an meiner Liste weiterarbeiten, obwohl sie bald so lang ist, dass sie keinen praktischen Wert mehr hat.)
Francis Tabbot, Bibliothekar im St. Luke’s College. Noch einer, den ich nicht mag und dem ich nicht über den Weg traue. Schien mir nicht computererfahren genug, um Einträge zu manipulieren, hat aber in seinem verschlossenen Zimmer wahrscheinlich mehr wertvolle Bücher versteckt, als mir zu sehen erlaubt war. Möglich wäre, dass er mir ganz bewusst die Bücher mit der Phi-Signatur gezeigt hat, damit ich keine weiteren unangenehmen Fragen stelle. Und er hat Recht gehabt – ich habe es nicht getan. Hmm.
Mick Ennis, Bibliotheksassistent im St. Luke’s. Nicht gerade ein berauschender Mensch, aber immerhin erheblich sympathischer als Charles oder Tabbot. (Lebst du wieder deine Vorurteile aus, Kate? Versuche immer daran zu denken, dass es sich hier nicht um eines deiner Bücher handelt – das hier ist das richtige Leben.) Er verfügt zwar über das Know-how, Einträge zu verändern, scheint mir aber kaum genügend Initiative zu besitzen, Bücher zu verkaufen, selbst wenn er sich trauen würde, sie aus der Bibliothek zu schmuggeln. Es ist wahrhaft eine Schande, dass die Bibliotheken sich echte Sicherheit nicht leisten können – zum Beispiel jemanden, der Taschen und Aktenkoffer filzt, wenn ein Benutzer den Lesesaal verlässt. Gibt es ein heimliches Einvernehmen zwischen Ennis und Tabbot? Zusammengenommen würden sowohl Sachkenntnis als auch Wissen für die Diebstähle ausreichen Ennis wirkt auf mich irgendwie verschlagen. Und wenn er unschuldig ist, wieso kaut er dann so ekelhaft auf seinen Fingernägeln herum? (Mensch Kate, du hast doch auch ein paar schlechte Angewohnheiten. Das macht dich aber noch lange nicht zur Kriminellen!) Für mich liegt auf der Hand, dass Tabbot und Ennis sich nicht leiden können und keinen Respekt voreinander haben. Es ist nicht leicht, sie sich als Komplizen vorzustellen. Aber vielleicht haben sie mir das ja nur vorgespielt.
(Dieses Detektivspiel ist schwieriger, als ich dachte. Wieso gibt es in Büchern immer nur eine kleine, übersichtliche Anzahl Verdächtiger? In diesem Fall scheint jeder, den ich kennen lerne, in gewisser Weise verdächtig zu sein. Manchmal glaube ich, jeder Angehörige der Oxforder Bibliotheken könnte auf meiner Liste stehen. Das ist doch nicht fair!)
Das Zentrum für Nordamerikanische Studien im Kennedy House. Verflixt, hier arbeiten noch eine ganze Reihe mehr Verdächtige, selbst wenn ich Victor Southam nicht berücksichtige. Die Leute schienen gar nicht so übel zu sein. Der schlimmste Vorwurf, den ich den meisten von ihnen machen könnte, ist der, langweilig zu sein. Ich fürchte, ich kann mich noch nicht einmal an alle Namen erinnern. Okay, Kate, streng dich an!
Der Direktor, Chris Johnston. Eigentlich ein ganz netter Kerl. War praktisch bisher der Einzige, der Jenna kannte und sich von ihrem Tod betroffen zeigte. Vermutlich macht ihn das verdächtig. Ja.
Die Bibliothekarin, Angela Rugby. Tüchtige Frau mit grauem Haar und jugendlichem Gesicht. An viel mehr kann ich mich nicht erinnern. Als Kandidatin kommt sie wohl nicht infrage, weil sie eine Frau ist und Paul Taylor mir erklärt hat, dass Jenna höchstwahrscheinlich von einem Mann ermordet wurde. Und dieser Vivian Moffatt, der in Santa Luisa aufgekreuzt ist, war ein Mann. Also streichen wir Angela Rugby und die andere Frau.
Susi Holbech, verantwortlich für die Instandsetzungsabteilung. Weiblich, kommt daher nicht infrage. (Stopp: Hat nicht Chris Johnston angedeutet, dass sie mit Jenna während der Praktikantenzeit des Mädchens in Kennedy House zusammengearbeitet hat? Sie war ziemlich farblos, daher habe ich vergessen, sie nach ihren Erinnerungen an Jenna zu fragen. Sie haben sich um die amerikanische Jugendliteratur gekümmert. Könnte es eine Verbindung zu Victor Southam geben?)
Marty Preston, der ansehnliche Registrator offizieller US-Akten. Ich kann einfach nicht glauben, dass er in die Sache verwickelt ist, außerdem war er im vergangenen Frühjahr nicht in England. (Sicher nicht, Kate?) Urteilst du wieder einmal nach dem Aussehen? Woher stammt er? Vielleicht gar aus Kalifornien? Könnte er sich nicht um den Verkauf gekümmert haben? Du solltest ihn besser noch einmal überprüfen. Wie gut sähen diese herrlich breiten Schultern an eine weiß getünchte Wand gelehnt und das hübsche Gesicht in einem Rahmen aus scharlachroter Bougainvillea
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