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Letzte Ausfahrt Oxford

Letzte Ausfahrt Oxford

Titel: Letzte Ausfahrt Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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wunderbar gastfreundlich. Nachdem sie die Kinder in die Schule gebracht hatte, fuhr sie mich nach Berkeley, wo ich mich über die Bestände an Empfindsamkeitsliteratur informierte. Wie zu erwarten, gibt es in ihren Sammlungen die üblichen Löcher – mit einer interessanten Ausnahme. Santa Luisa. Dort existiert eine unerwartet vollständige Sammlung der Romane von The Veil . Soweit es unsere Sache angeht, sind sonst alle sauber. Bis auf diese eine Bibliothek. Ich werde also nach Santa Luisa fahren und dort nachforschen müssen. Trotz deiner unangebrachten Kommentare miete ich mir morgen einen Wagen und fahre in den nächsten Tagen hin.
    Viel Spaß, Andy-Baby,
    Kate
     
    San Francisco, Samstag.
    Lieber Andrew,
    heute werde ich dir die beschreibenden Passagen ersparen und gleich zu unserem Fall kommen. Ich könnte mir denken, dass du vielleicht gerne ein paar Details der Dinge wissen würdest, die ich in Berkeley gefunden habe.
    Also: Ich habe im Online-Katalog nach allen Büchern aus der Sammlung The Veil geforscht, die auf unserer Liste standen. Und tatsächlich besitzt die University of California in Santa Luisa sie samt und sonders. Anhand der Einträge ist es unmöglich, festzustellen, wie lange sie schon Eigentum der Bibliothek sind. Dem werde ich aber nachgehen, wenn ich dort bin. Der Campus von Santa Luisa ist relativ klein. Daher hoffe ich, man wird sich dort beeindruckt von dem netten Ausweis zeigen, den die Bodleian mir ausgestellt hat, obwohl das Foto eine blonde Kriminelle darstellt.
    Liebe Grüße, Kate
     
    Santa Luisa, Montag.
    Lieber Andrew,
    der Ort ist einfach toll. Blauer Himmel, blaues Meer, reizvolle weiße Schaumkronen vor geschmackvoll hellem Sand, spanische Architektur, üppige Bougainvilleen an rustikalen Mauern, viel durchaus trinkbarer kalifornischer Chardonnay. Und natürlich, nicht zu vergessen, der Universitätscampus.
    Heute Morgen habe ich sehr früh einen Spaziergang am Strand entlang gemacht. Auf fünf Meilen silbergrauem Sand gab es nur mich, ein paar Seevögel und den einen oder anderen Jogger. Der Himmel war wolkenlos blau. Eine steife Brise wehte vom Meer her, und die Wellen in der Bucht trugen weiße Schaummützchen. Zu meiner Rechten wachte eine Reihe rauer brauner Hügel, die aussahen, als hätte jemand Vollkornteig zu Bergen und Tälern geknetet. Die Häuser sind aus wettergebleichtem Holz und wirken wie von einem Architekten gestaltete Gartenhütten.
    Verglichen mit Berkeley ist Santa Luisa winzig. Der spanische Einfluss ist dank weiß gegipster Wände und roter Dachziegel (und natürlich der erwähnten üppig violetten Bougainvilleen) deutlich zu erkennen. Die Bibliothekarin erwies sich als äußerst freundlich und sehr kooperativ. Sie zeigte mir stolz (und dafür hat sie allen Grund) ihre Sammlung empfindsamer Romane, insbesondere die der Sisterhood of the Veil . Mir war überhaupt nicht klar, wie produktiv diese Viktorianischen Damen gewesen sind. Mary Elisabeth Braddon hat sage und schreibe fünfundachtzig solcher Romane verfasst – und obendrein fünf uneheliche Kinder zur Welt gebracht. Wie haben diese Frauen das geschafft, Andrew? Wir reden hier nicht etwa von den üblichen Büchern mit etwa fünfzigtausend Worten, sondern von dicken, dreibändigen Werken. Aber davon erzähle ich dir mehr, wenn ich wieder in England bin. Jetzt bleibe ich erst einmal bei den letzten Errungenschaften der Bibliothek im Hinblick auf die Sisterhood of the Veil .
    Ich habe sie mir bei ausgezeichnetem Licht und unter heimlicher Verwendung eines Vergrößerungsglases genau angesehen. Ich muss gestehen, ich konnte keinerlei Hinweis finden, dass sich die Bücher früher möglicherweise im Besitz einer Oxforder Bibliothek befunden haben. Sie waren mit Exlibris ausgestattet – wahrscheinlich von der Organisation, von der die Bibliothek in Santa Luisa sie erworben hat – und sahen aus, als stünden sie schon lange Zeit in ihrem Regal. Zumindest seit dem Ende des letzten Jahrhunderts. So wirkten sie zumindest auf mich, obwohl du bestimmt einwenden wirst, dass ich kein Experte auf diesem Gebiet bin. Der Name in den Exlibris lautete: Eiserner Schuh . Früher gehörten sie einer gewissen Eleanor J. Westgate, das Datum ist mit 1863 angegeben. Falls es sich um eine Fälschung handelt, gibst du mir sicher Recht, dass wenigstens ein (vielleicht zwei) Bibliothekare damit zu tun haben. Kennst du eine Sammlung oder eine Institution namens Eiserner Schuh? Oder weißt du etwas über diese Eleanor J.

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