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Letzte Bootsfahrt

Titel: Letzte Bootsfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Dutzler
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„Aber wenn ich doch gar nichts weiß!“ „Auch keine Gerüchte?“, fuhr die Frau Doktor dazwischen. Der Pauli machte eine wegwerfende Handbewegung. „Geredet wird viel unter den jungen Leuten. Viel Blödsinn. Wenn alles stimmen würd, was sich die Burschen da so erzählen, hätt ein jeder mit praktisch jeder einmal ein Pantscherl gehabt. Wie halt die Jungen so sind.“ „Und an welche dieser Gerüchte können Sie sich noch erinnern?“ Der Pauli stützte die Ellenbogen auf die Knie und legte sein Gesicht in beide Hände. „An nix Konkretes! Ist ja schon mehr als fünfzig Jahre her!“ Der Pauli, so dachte Gasperlmaier bei sich, der schien wirklich Todesangst zu haben. Dennoch war er sich nicht sicher, ob der Pauli nicht am Ende doch irgendwas verheimlichte.
    Die Frau Doktor sah auf die Uhr. „Das bringt uns alles nicht weiter“, sagte sie. „Wir machen jetzt Folgendes.“ Der Pauli sprang von seinem Sessel auf und hetzte von einer Wand zur anderen. Die Frau Doktor verfolgte ihn schweigend mit ihren Blicken. Endlich hatte der Pauli begriffen, dass sie nicht weiterreden würde, bevor er sich wieder hinsetzte. „Sie gehen morgen auf die Ruine. Aber wir lassen Sie dabei natürlich nicht allein. Wir werden uns dort so postieren, dass Sie keinesfalls in Gefahr geraten.“ Wieder hielt es den Paul nicht auf seinem Platz. „Was euch ihr vorstellt’s!“, rief er und warf dabei die Hände in die Höhe. „Ich soll mich praktisch dem Massenmörder stellen, der schon drei umgebracht hat? Spinnt’s ihr vielleicht!“ Ganz rot angelaufen war der Pauli schon und hüpfte herum wie das Rumpelstilzchen, fand Gasperlmaier.
    Die Frau Doktor stand auf. „Jetzt beruhigen Sie sich erst einmal. Ich glaub nicht, dass Sie heute noch in unmittelbarer Gefahr schweben. Fahren S’ also nach Hause, und morgen um acht sind wir bei Ihnen, dann besprechen wir, wie wir vorgehen.“ „Ihr wollt’s mir also nicht helfen?“, fragte der zurück. „Ja, wenn Sie nicht nach Hause wollen, dann kann ich Ihnen nur die Arrestzelle anbieten!“, grinste die Frau Doktor. „Habt’s mich doch alle gern!“, schleuderte ihnen der Pauli noch entgegen und warf die Eingangstür hinter sich zu.
    „Meine Herren!“, sagte die Frau Doktor. „Es ist schon ziemlich spät. Aber wir müssen uns jetzt noch überlegen, wie wir morgen vorgehen. Und wenn alles klappt, dann können Sie sich ab morgen Abend schon auf Ihr langes Osterwochenende vorbereiten.“

15
    „Pröst, Gasperlmaier!“ Die wie immer fröhliche Jasmin stellte Gasperlmaier sein zweites Bier hin. Lange gedauert hatte es tatsächlich, bis der Einsatzplan für den nächsten Tag festgestanden war. Am allermeisten betrübte es Gasperlmaier, dass die Exhumierung der Frau Voglreiter für sechs Uhr Früh festgesetzt worden war. Die Frau Doktor hatte darauf bestanden. Erstens könne man damit zufällige Friedhofsbesucher von vornherein ausschließen und spare sich somit Absperrungen, zum zweiten brauche man genügend Zeit, um den Einsatz auf der Burgruine Pflindsberg vorzubereiten, wo man hoffte, den Mörder einzufangen.
    „Die Wienerle. Ohne Salat.“ Die Jasmin stellte je ein Schnitzel vor Gasperlmaier und den Friedrich hin. Das Wienerle, das war eine der sächsischen Eigenheiten, die sich die Jasmin beibehalten hatte. Gasperlmaier hatte sich mittlerweile daran gewöhnt. Das Schnitzel des Friedrich, fand Gasperlmaier, war deutlich größer als seines. Er tröstete sich damit, dass man so spät am Abend ohnehin nicht mehr so schwer essen sollte. Deswegen hatten sie sich auch beide entschieden, auf den Salat zu verzichten.
    „Mahlzeit, Gasperlmaier!“, sagte der Friedrich und hob sein Bierglas, um mit Gasperlmaier anzustoßen. Dem Friedrich musste die Jasmin daraufhin gleich wieder eine neues hinstellen. Eigentlich hatte sich Gasperlmaier nach dem anstrengenden Tag schon auf zu Hause gefreut, als ihn die Christine telefonisch daran erinnert hatte, dass sie am Abend an irgendeiner Komiteesitzung für das Narzissenfest teilnehmen musste. Deswegen würde es kein Abendessen geben. Immerhin, so hatte ihn die Christine erinnert, waren es nur mehr knapp mehr als zwei Monate bis zu diesem Höhepunkt des Festkalenders im Ausseerland. Für Gasperlmaier und den Friedrich allerdings bedeutete das Fest meist Dienst bis zum Umfallen. Er mochte gar nicht daran denken.
    „Mich wundert ein bisschen“, sagte der Friedrich mit halbvollem Mund, „dass die Frau Doktor dem Loisl heute nicht noch ein bisschen

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