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Letzte Bootsfahrt

Titel: Letzte Bootsfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Dutzler
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nicht mehr?“ „Weil ich’s aus dem Klo von der Frau Breitwieser habe!“ Jetzt war es heraußen. Gasperlmaier erwartete Lob. „Was?“, kreischte die Frau Doktor indessen, „und das stellen Sie mir auf den Schreibtisch? Was Sie aus dem Klo geholt haben?“ Gasperlmaier ruderte wiederum mit den Armen in der Luft herum, während der Friedrich, der den Vorgang von seinem eigenen Schreibtischsessel aus verfolgt hatte, lediglich hörbar schnaufte und wie so oft resigniert seinen Kopf schüttelte.
    „Doch nur aus dem Spülkasten! Da ist das Wasser doch noch sauber. Die Dreihunderttausend!“ „Nein!“ Die Frau Doktor war perplex und vergaß ihren Ärger. „Lassen Sie mal sehen!“ Sie griff nach dem Paket. Jetzt, so dachte Gasperlmaier bei sich, war es plötzlich egal, dass es nass war. Wieder einmal war eine schnelle und erfolgreiche Kommunikation an seinem ungeeigneten Stil gescheitert. Am besten wäre gewesen, er hätte sich den Stein von der Frau Breitwieser gleich mitgenommen, oder noch besser, er hätte ihn gleich verschluckt. Die Frau Doktor stapelte indessen die einzelnen Scheine und die von Banderolen umschlossenen Stapel auf ihrem Schreibtisch. „Wahnsinn!“, sagte sie. „Eigentlich war das nur ein Scherz von mir, mit dem Spülkasten. Wie sind Sie denn auf die Idee gekommen, wirklich dort nachzuschauen?“ „Weil es Zeit war“, erwiderte Gasperlmaier, „dass wir das Geld finden. Weil sonst hätte sie es samt und sonders zu den Avalon hingetragen. Weil es sündiges Geld ist, sagt sie.“
    Die Frau Doktor hielt inne, legte einen Finger vor den Mund und zog die Stirn in Falten. „Sagen Sie, Gasperlmaier, haben Sie das Geld dort ganz allein gefunden? Haben Sie sich von der Frau Breitwieser bestätigen lassen, dass Sie es bei ihr im Klo gefunden haben, und dass Sie es beschlagnahmen?“ Gasperlmaier zuckte ratlos mit den Schultern. Dass ihn die Frau Breitwieser lautstark und in aller Öffentlichkeit des Raubes bezichtigt hatte, wollte er jetzt nicht unbedingt eingestehen. „Ja“, sagte er deshalb langsam und bedächtig. „Na ja, so direkt nicht.“ Die Frau Doktor zog die Augenbrauen in die Höhe. „Also gar nicht. Und Zeugen gibt’s natürlich auch keine. Da müssen wir sofort hin zur Frau Breitwieser, dass wir das wieder ausbiegen.“
    Sie holte aus ihrer Handtasche ein Plastiksäckchen mit der Aufschrift einer großen Textilkette, räumte die Banknoten hinein, schnappte das Säckchen und ihre Jacke. „Mitkommen!“ Mit einer entsprechenden Bewegung des Zeigefingers deutete sie auf Gasperlmaier. Der war fassungslos. Gerade eben hatte er sich einen sensationellen Ermittlungserfolg auf seine Fahnen heften wollen, stattdessen musste die Frau Doktor wieder etwas ausbügeln, was er anscheinend vermasselt hatte. Langsam, so dachte er bei sich, begann sich seine Verehrung für die Frau Doktor zu verflüchtigen. Noch dazu, wo sie heute nicht einmal eines ihrer pastellfarbenen Kostüme anhatte. Dennoch folgte Gasperlmaier widerspruchslos. Als er am Dienstwagen vorbeikam, dachte er sehnsüchtig an die Jause, die im Kofferraum lag, momentan aber für ihn unerreichbar war.
    Nach einer sehr kurzen, dennoch aber rasanten Fahrt hielt die Frau Doktor vor dem Haus Breitwieser. Gott sei Dank, dachte Gasperlmaier, ist sie wenigstens wieder im Haus verschwunden und plärrt nicht heraußen herum wie vorher. Zu Gasperlmaiers Erstaunen begann sie nicht einmal zu zetern, als sie auf das Läuten der Frau Doktor hin die Tür öffnete. Stattdessen meinte sie nur: „Sie haben Ihren Stein vergessen, Herr Inspektor.“
    „Wir dürfen doch kurz hineinkommen?“, antwortete die Frau Doktor nicht direkt. Die Frau Breitwieser drehte sich um und ging ohne ein Wort voraus ins Wohnzimmer. „Inspektor Gasperlmaier hat vor wenigen Minuten aus Ihrem Toilettenspülkasten ein Paket mit nahezu dreihunderttausend Euro geholt.“ Sie hielt den Sack vor sich in die Höhe, in dem sich das Geld­paket befand. „War dieses Paket mit Geld in Ihrem Klo, ja oder nein?“ Sie holte das noch feuchte Paket aus dem Säckchen und hielt es der Frau Breitwieser unter die Nase. Der Ton der Frau Doktor, fand Gasperlmaier, ließ wenig Raum für Widerspruch.
    Die Frau Breitwieser blickte unsicher zwischen dem Paket, der Frau Doktor und Gasperlmaier hin und her. „Das ist sündiges Geld!“, murmelte sie mit erhobenem Zeigefinger. „Ob sündig oder nicht – Sie werden es jetzt bitte zählen und uns sagen, ob etwas fehlt!“ Die Frau Doktor ging zum

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