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Letzte Bootsfahrt

Titel: Letzte Bootsfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Dutzler
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Couchtisch, warf das Geldpaket hin und deutete auffordernd mit ihrem Zeigefinger darauf. Tatsächlich ließ sich die Frau Breitwieser von ihrer äußerst bestimmten Art überzeugen, setzte sich auf das Sofa und begann umständlich, die Scheine und Bündel hervorzuholen. Gasperlmaier seufzte innerlich. Bei diesem Tempo würde es lang dauern, bis die Frau Breitwieser wusste, wie viel Geld in dem Paket verborgen war und er endlich zu seiner Jause kam. Die Frau Doktor sah ihr stehend zu, griff allerdings ein, als die Frau Breitwieser eine Banderole zerriss. „Nein, nein!“, sagte sie streng, „das brauchen wir nicht. Da steht ja klar drauf, dass es hundert Fünfhunderter sind. Wir zählen nur mehr die losen Scheine. Gasperlmaier, suchen Sie einen Tixo, damit wir die Banderole wieder kleben können! Wo finden wir so was?“, fragte sie, zur Frau Breitwieser gewandt. „Unter dem Telefon!“, antwortete die. Tatsächlich wurde Gasperlmaier in einer Schublade unter dem Telefon fündig. Seltsam, dachte Gasperlmaier, bei ihm zu Hause wurde das Klebeband auch in einer Schublade unter dem Telefon aufbewahrt. Ob man das überall so machte? Wer traf eigentlich solche Entscheidungen?
    Während die Frau Doktor die Banderole mit Klebe­band flickte, zählte die Frau Breitwieser die losen Scheine. Viele waren es nicht. Fünf Pakete zu je fünfzig­tausend Euro ergaben zweihundertfünfzigtausend. Die losen Scheine zählte die Frau Doktor laut mit. „58, 59, 60! Sechzig Fünfhunderter. Gibt genau zweihundertachtzigtausend Euro. Haben Sie schon was ausgegeben? Vielleicht zwanzigtausend Euro für den Avalon-Kreis? Die, die ich Ihnen wieder zurückgebracht habe?“ Die Frau Breitwieser sah der Frau Doktor einigermaßen verstört ins Gesicht. „Die hab ich meiner Tochter gegeben. Sie hat mir keine Ruhe gelassen.“ „Dann hätten wir ja alles beisammen.“ Die Frau Doktor lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander. „Sie erklären mir jetzt bitte die Herkunft dieses Geldes. Sonst verständige ich nämlich die Finanzbehörden. Was glauben Sie, wie sich die für so viel Bargeld unbekannter Herkunft interessieren. Da ist der ganze Flieder ganz schnell wieder weg! Und zwar beim Staat, und nicht bei Ihrem Lichterkreis!“
    Die Frau Breitwieser antwortete nicht gleich, dennoch konnte Gasperlmaier erkennen, wie die Gedanken in ihrem Hirn arbeiteten. Die Frau Breitwieser wog anscheinend ab, was sie sagen sollte oder wollte. „Mein Mann hat das Geld nach Hause gebracht. Ein paar Tage vor seinem Tod“, gestand sie schließlich. „Und wer hat es im Klo versteckt?“ „Er selber“, antwortete sie. „Das hat er bei sehr großen Beträgen immer gemacht. Wo der Tresor ist, hat er immer gesagt, das wissen alle. Dass ich es im Klo schwimmen schicke, darauf kommt keiner.“ Die Frau Breitwieser nickte zu ihren Worten, als wollte sie ihrem Mann zustimmen. Einer, so dachte Gasperlmaier, hatte es aber anscheinend doch ge­wusst und den Herrn Breitwieser in dem Moment er­schlagen, als er das Geld aus dem Spülkasten holen wollte.
    „Das Geld wird beschlagnahmt“, sagte die Frau Doktor. „Und da wir wissen, wer es Ihrem Mann gegeben hat, wird sorgfältig überprüft, ob es eine Gegenleistung gab. Wenn nicht, wird das Geld an den Herrn Holzig zurückgegeben, der es ja nachweislich Ihrem Mann überreicht hat. Wie der dann mit den Finanzbehörden verfährt, ist jetzt nicht Gegenstand der Debatte. Haben Sie das alles verstanden?“ Die Frau Breitwieser nickte und starrte zum Fenster hinaus.
    „Möchten Sie gerne ein Weckerl mit Schweins­braten?“ Endlich hatte Gasperlmaier Gelegenheit gefunden, seine Schätze aus dem Kofferraum des Dienstwagens zu bergen. „Warum nicht?“ Die Frau Doktor war jetzt anscheinend gnädiger gestimmt.
    „Sagen Sie, Gasperlmaier, warum haben Sie sich denn den Senf und die Gurkerl nicht gleich in die Weckerl reingeben lassen? Ist das nicht ein wenig um­ständlich so?“ Die Frau Doktor musste wirklich an allem was auszusetzen haben, dachte Gasperlmaier, als er die Einkäufe auf dem Schreibtisch ausbreitete. Der Friedrich allerdings sprang ihm bei, bevor Gasperlmaier seine Angst vor der überaus resoluten Verkäuferin eingestehen musste. „Ist praktischer so“, sagte er. „Die tun immer zu wenig Senf und zu wenig Gurkerl hinein.“ Der Friedrich griff nach einem Weckerl und biss einmal herzhaft hinein. Schmatzend murmelte er: „Sag, Gasperlmaier, für dich selber hast keines ge­kauft?“ Gasperlmaier

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