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Letzte Bootsfahrt

Titel: Letzte Bootsfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Dutzler
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tatsächlich keine Minute gedacht. „Aber wahrscheinlich haben Sie trotzdem recht. Wobei, wenn ich es recht bedenke“, sie zögerte kurz, „sieht mir ein Fleischklopfer eher nach den Waffen einer Frau aus. Die meisten Männer im Alter unseres Opfers wissen weder, wie man so etwas verwendet, noch, wo es aufbewahrt wird!“ „Ja, glauben Sie denn …“, setzte Gasperlmaier an. „Nein, nein!“, winkte die Frau Doktor lachend ab. „Denken Sie doch daran: Das Opfer musste im Auto verstaut werden, in das Bootshaus verfrachtet und dort ins Boot geschafft werden – niemals das Werk einer Frau!“ Gasperlmaier fasste wieder Zuversicht. Irgendwo im Hintergrund seines Bewusstseins verbarg sich aber die Erinnerung an die weißrussische Kugelstoßerin, die er vor kurzem im Fernsehen an der Arbeit gesehen hatte. Die hätte zwei solche wie den Doktor Schwaiger auf einmal auf die Schultern packen können. Schlussendlich war sie aber wegen Dopings disqualifiziert worden. Eine solche Frau aber, so versicherte sich Gasperlmaier selbst, hatte er im Ausseerischen Gott sei Dank noch niemals zu Gesicht bekommen.
    Als sie zur Haustür hinaustraten, war die Sonne ein wenig hinter den Wolken hervorgekommen, hinter denen sie sich schon seit Tagen vor den Ausseern versteckt gehalten hatte. „Ah!“, freute sich die Frau Doktor und reckte ihre Arme. „Sonnenschein! Der hat mir schon gefehlt.“ Gasperlmaier fand, dass das nun der richtige Zeitpunkt sei, der Frau Doktor ein Geständnis zu machen. „Frau Doktor“, begann er, und sein Atem begann bereits vor Aufregung heftiger zu werden. „Ich muss, ich muss Ihnen etwas Wichtiges sagen.“
    Auch der Friedrich war hellhörig geworden und trat näher. Er nahm seine Mütze ab und kratzte sich am Kopf. „Red schon, Gasperlmaier. Sie wird dir schon nicht das Fell über die Ohren ziehen!“ Woher, so fragte sich Gasperlmaier, konnte der Friedrich nur wissen, dass er etwas Unangenehmes zu beichten hatte? Sah man ihm das etwa an? Die Augenbrauen der Frau Doktor hatten sich schon zu heben begonnen, aber jetzt musste es einfach heraus. „Ich habe dem Herrn Breitwieser die Hose hinaufgezogen.“
    Die Frau Doktor zögerte einen Moment, bevor es in ihren Augen zu blitzen begann. Sie hatte verstanden, was Gasperlmaier meinte, ohne dass er es übertrieben klar ausdrücken hatte müssen. Erleichterung durchflutete ihn, ganz egal, was da noch kommen mochte. „Beide Opfer sind also mit heruntergelassenen Hosen aufgefunden worden! Warum haben Sie denn das nicht gleich gesagt?“ Gasperlmaier zuckte mit den Schultern und wunderte sich über die unnötige Frage. Die Frau Doktor konnte sich doch wohl selbst vorstellen, dass es ihm höchst unangenehm war, zugeben zu müssen, dass er Veränderungen an einer Leiche vorgenommen hatte, um den wahren Sachverhalt zu vertuschen. Und das nicht zum ersten Mal.
    Die Frau Doktor aber vergaß vor Aufregung, ordentlich mit ihm zu schimpfen. „Wenn das wirklich so ist, dann geht es hier nicht um dreihunderttausend Euro, nicht um den Avalon-Kreis, und auch nicht um Grundstücksspekulationen! Dann geht es um Sex!“ Gasperlmaier musste wieder einmal daran denken, dass seine Mutter auf irgendeine Weise in diese Affäre verwickelt war, und wollte davon nichts wissen. Der Friedrich kam ihm ungefragt zu Hilfe. „Wenn aber der Täter nur verschleiern will, dass es um was anderes geht? Wenn der Doktor Schwaiger doch irgendwie in den Immobiliengeschäften mit dringehängt ist?“
    Die Frau Doktor sah ihn skeptisch an. „Beide Male sind heftige Gefühle im Spiel gewesen, beide Male vermutlich ein Mord im Affekt, mit einer zufällig aufgefundenen Tatwaffe.“ Gasperlmaier fand, dass man eine Klomuschel wohl schwerlich als Tatwaffe bezeichnen konnte. Die Frau Doktor, das war ihm klar, hatte wohl die besseren Argumente, aber hier musste er dagegenhalten, damit seine Mutter nicht, geradezu grotesk in ihrem Alter, in einen Sexskandal hineingezogen wurde. „Wenn es um so viel Geld geht, Frau Doktor“, gab er zu bedenken, „dann sind doch sicherlich auch Gefühle mit im Spiel?“
    Die Frau Doktor kramte in der Handtasche nach ihrem Autoschlüssel. „Wie dem auch sei“, sagte sie, „jetzt werden wir die DNA -Spuren von den beiden Tatorten einmal ganz genau miteinander abgleichen, um zu sehen, ob wir es mit dem gleichen Täter zu tun haben. Die heruntergelassene Hose ist ja lediglich ein Indiz, kein Beweis. Hat er übrigens die Unterhose auch unten gehabt?“, fragte sie

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