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Letzte Ehre

Letzte Ehre

Titel: Letzte Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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es hat gewisse Komplikationen gegeben. Nell und ich sind heute morgen einkaufen gegangen, kurz nachdem du angerufen hast. William und Lewis waren drüben bei Rosie, um bei den Vorbereitungen fürs Mittagessen zu helfen, und somit ist Charlie allein hier zurückgeblieben. Bist du noch dran?«
    »Ja, ich bin noch dran«, antwortete ich. »Ich habe zwar keine Ahnung, worauf du hinauswillst, aber ich höre.«
    »Ray Rawson ist bei Chester aufgetaucht, und Bucky hat ihm erzählt, was los ist.«
    »Daß was los ist? Daß ich den Kerl gesehen habe, der ihn zusammengeschlagen hat?«
    »Ich weiß nicht genau, was man ihm erzählt hat, außer daß du engagiert worden bist. Bucky wußte, daß du die Stadt verlassen hattest, aber er wußte nicht, wo du warst. Ray muß schnurstracks hierhergekommen sein, und da ich nicht da war, hat er Charlie ein ellenlanges Märchen darüber erzählt, in welcher Gefahr du angeblich stecktest.«
    »Gefahr? Das ist ja interessant. Was für eine Gefahr?«
    »Diesen Teil hat Charlie nicht ganz begriffen. Irgend etwas mit einem Schlüssel, hat er gesagt.«
    »Aha. Vermutlich der, den Johnny in seinem Safe hatte. Ich wollte ihn einem Freund von mir zeigen, der sich mit Schlössern auskennt. Ich fürchte nur, daß er infolge seiner Talente leider in Haft sitzt.«
    »Wo ist dieser Schlüssel jetzt? Bucky hat Ray erzählt, daß du ihn seines Wissens bei dir hättest.«
    »Habe ich auch. Er steckt ganz unten in meiner Handtasche«, sagte ich. »Du klingst besorgt.«
    »Hm, ja, aber nicht deswegen.« Ich konnte die Beklemmung aus Henrys Tonfall heraushören. »Es ist mir peinlich, das sagen zu müssen, aber Charlie hat Ray deinen derzeitigen Aufenthaltsort verraten, weil Ray ihn davon überzeugt hat, daß du Hilfe brauchst.«
    »Woher wußte Charlie, wo ich bin?«
    Henry seufzte unter der Belastung, daß er nun ein vollständiges Geständnis ablegen mußte. »Ich habe Namen und Telefonnummer des Hotels auf einen Block neben dem Telefon geschrieben. Du kennst ja Charlie. Er hört auch unter den günstigsten Umständen kaum noch etwas. Irgendwie ist er auf die Idee gekommen, daß Ray ein guter Freund sei und du nichts dagegen hättest, wenn er ihm die Auskunft gäbe. Vor allem, da du ja in Schwierigkeiten stecktest.«
    »O Mann. Einschließlich der Zimmernummer?«
    »Leider ja«, sagte Henry. Er klang so schuldbewußt und zerknirscht, daß ich nicht protestieren konnte, obwohl mir der Gedanke, daß Rawson wußte, wo ich war, nicht gefiel. Henry fuhr fort. »Ich glaube kaum, daß der Kerl tatsächlich die ganze Strecke bis nach Dallas fliegt, aber vermutlich wird er anrufen, und ich wollte nicht, daß du dann erstaunt oder verärgert bist. Mir ist das alles gar nicht recht, Kinsey, aber ich kann nichts machen.«
    »Mach dir keine Sorgen, Henry. Danke für die Warnung.«
    »Ich könnte Charlie den Hals umdrehen.«
    »Ich bin mir sicher, daß er nur hilfsbereit sein wollte«, sagte ich. »Außerdem macht es wahrscheinlich gar nichts. Ich glaube nicht, daß Ray Rawson eine Bedrohung ist.«
    »Das hoffe ich auch. Es ist mir furchtbar peinlich, daß ich diese Information offen herumliegen lassen habe.«
    »Sei doch nicht albern. Du hattest keinen Grund anzunehmen, daß irgend jemand danach fragen würde, und du konntest auch nicht wissen, daß Rawson so unvermittelt auftauchen würde.«
    »Tja, das weiß ich«, meinte er, »aber ich hätte der Sippschaft etwas sagen können. Ich habe zwar Charlie zur Schnecke gemacht, aber ich gebe mir selbst die Schuld. Ich bin wirklich nicht auf die Idee gekommen, daß er so etwas tun könnte.«
    »He, was passiert ist, ist passiert. Es ist nicht deine Schuld.«
    »Es ist lieb von dir, das zu sagen. Mir ist nichts anderes mehr eingefallen, als so schnell wie möglich anzurufen. Ich finde, du solltest ausziehen oder dir wenigstens ein anderes Zimmer geben lassen. Mir gefällt der Gedanke nicht, daß er plötzlich vor deiner Tür steht. An der ganzen Sache stimmt was nicht.«
    »Da muß ich dir zustimmen, aber ich weiß nicht, was ich tun soll. Im Moment versuche ich hier möglichst nicht aufzufallen«, sagte ich.
    Ich merkte genau, daß bei Henry nun die Alarmglocken läuteten. »Warum das?« fragte er.
    »Darauf möchte ich jetzt eigentlich nicht näher eingehen. Sagen wir einfach, daß ich es im Moment nicht für einen klugen Schachzug halte.«
    »Ich will nicht, daß du irgendwelche Risiken eingehst. Es war von vornherein dumm von dir, überhaupt in dieses Flugzeug zu

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