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Letzte Ehre

Letzte Ehre

Titel: Letzte Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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steigen. Die Sache ist nicht dein Problem, und je länger es dauert, desto unangenehmer wird es.«
    Ich lächelte. »Chester hat mich engagiert. Es ist Arbeit. Außerdem macht es Spaß. Ich kann auf Fluren herumschleichen und Leute ausspionieren.«
    »Bleib nicht zu lange weg. Die Hochzeit steht vor der Tür.«
    »Die werde ich nicht vergessen. Ich komme. Das verspreche ich.«
    »Ruf mich an, wenn ich dir irgendwie helfen kann.«
    Sowie er aufgelegt hatte, ging ich zur Tür hinüber und legte die Sicherheitskette vor. Ich überlegte, ob ich draußen das »Bitte-nicht-stören«-Schild aufhängen sollte, aber das würde nur aller Welt kundtun, daß ich mich tatsächlich im Zimmer aufhielt. Ich ging auf und ab und dachte ernsthaft über die Situation nach. Ich fühlte mich seltsam verletzlich, nun, da Rawson wußte, wo ich mich aufhielt, obwohl mir im Grunde nicht klar war, weshalb das von Belang sein sollte. Demzufolge, was Chester gesagt hatte, war er in ziemlich schlechter Verfassung, was eine Reise zumindest unangenehm werden ließe. Darüber hinaus würde es ihn eine Stange Geld kosten, und das ohne jede Garantie, daß ich immer noch in Dallas war. Wenn er natürlich von der Polizei in Santa Teresa zum Verhör gesucht wurde, wäre es von seinem Standpunkt aus nicht unklug, von dort zu verschwinden. Ich glaubte eigentlich nicht, daß ich in Gefahr war, schloß die Möglichkeit aber nicht ganz aus. In welchem Zusammenhang Rawson auch mit den Ereignissen der jüngsten Zeit stand, es war offensichtlich, daß er mir die ausschlaggebenden Informationen verschwiegen hatte. Ich würde mich wesentlich sicherer fühlen, wenn ich in einem anderen Zimmer wäre.
    Andererseits gefiel mir der Gedanke nicht, um ein anderes Zimmer zu bitten. Die Hotelleitung war nicht auf den Kopf gefallen. Mrs. Spitz dürfte keine Minute gebraucht haben, um darauf zu kommen, daß ich nichts Gutes im Schilde führte. Hotels pflegen Witzbolde und Diebe nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Sie hatte mich aus nächster Nähe gesehen, und mittlerweile verfügten die Sicherheitsleute gewiß über eine ziemlich genaue Beschreibung von mir. Ein Aufruf — eine Art hotelinterner Haftbefehl — wäre inzwischen an sämtliche relevanten Personaleinheiten geleitet worden. Falls Vikki Biggs, die Angestellte von der Nachtschicht, sich an meinen Namen erinnerte, würde schon sehr bald jemand an meine Tür klopfen. Wenn die Geschäftsleitung jedoch andererseits noch nicht auf mich gekommen war, wäre es idiotisch, hinunterzugehen und die Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. Also kein Zimmerwechsel.
    Was eine eventuelle Abreise betraf, so hatte ich bereits fast einen Tausender für Flugtickets und andere Kosten ausgegeben. Ich konnte jetzt nicht zurückkommen und Chester erzählen, daß ich die Verfolgung aufgegeben hatte, weil Ray Rawson womöglich unangemeldet vor meiner Tür stehen könnte. Am besten war wohl, da zu bleiben, wo ich war, vor allem jetzt, da ich Zugang zu Laura Huckabys Zimmer hatte. Ich zog meine Kleider wieder an. Wenn mitten in der Nacht jemand gegen meine Tür hämmerte, wollte ich nicht unvorbereitet sein. Ich steckte die Gratis-Toilettenartikel in meine Handtasche und legte meine Zahnpasta und die Reisezahnbürste dazu, um im Notfall fluchtbereit zu sein.
    Ich nahm den Schlüssel aus meiner Handtasche und überlegte, ob es vielleicht einen sichereren Aufbewahrungsort für ihn gab. Morgen früh würde ich ihn in einen Umschlag stecken und an Henry schicken. Unterdessen studierte ich das Zimmer und die verschiedenen Möbelstücke und erwog mögliche Verstecke. Ich war zwiespältig, was die Aussichten anging. Falls ich gezwungen sein sollte, überstürzt abzureisen, wollte ich mich nicht damit aufhalten müssen, den Schlüssel hervorzukramen. Ich nahm das Gratis-Nähzeug aus meiner Umhängetasche. Dann zog ich meinen Blazer aus und untersuchte seine Machart. Schließlich öffnete ich mit der Schere an meinem Schweizer Offiziersmesser einen kleinen Schlitz neben dem Schulterpolster. Ich ließ den Schlüssel neben die Polsterung gleiten und nähte das Ganze zu. Damit würde ich es nie durch den Metalldetektor einer Sicherheitsschleuse am Flughafen schaffen, aber ich konnte ja jederzeit den Blazer ausziehen und ihn durch das Röntgengerät schicken.
    Ich schlief in meinen Kleidern und Schuhen. Mit übereinandergeschlagenen Füßen lag ich flach auf dem Rücken, die Tagesdecke zum Wärmen über mich geworfen.

    Als um 8.00 Uhr das Telefon

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