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Letzte Ernte. Ein kulinarischer Krimi

Letzte Ernte. Ein kulinarischer Krimi

Titel: Letzte Ernte. Ein kulinarischer Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Hillenbrand
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Susanne von Ritterdorf noch ein bisschen imposanter geworden und lautete nun Leonardo Jesús María Gutiérrez Esteban von Ritterdorf. Weil das ein bisschen lang war, nannte ihn die Klatschpresse meist »Pampaprinz«.
    »Viel steht nicht drin«, erklärte Kieffer. »Nur, dass der Küchen-Leonardo nach einem TV-Dreh an der Costa Smeralda auf einer Jacht im Arcipelago di Maddalena ausspannt, zusammen mit seiner persönlichen Assistentin. Das ist wohl das Mädel.«
    »Mehr nicht?«
    Kieffer stibitzte eine Gauloise aus Valéries Packung, die zwischen ihnen auf dem Tisch lag. »Nein. Aber drinnen sind weitere Fotos, auf denen zu sehen ist, wie die Assistentin ihm mit seinen Badeshorts assistiert. Willst du sie sehen?«
    »Nein, danke. Hast du in letzter Zeit eigentlich mal Kontakt zu Esteban gehabt? Ich habe gehört, seine Show im französischen Fernsehen läuft sehr schlecht. Soll eingestellt werden, munkelt man.«
    »Als unser Lehrmeister Paul Boudier gestorben ist, habe ich ihn ein paar Mal gesehen. Und danach vielleicht noch zwei-, dreimal. Aber immer nur kurz, was mir ganz recht ist. Ich kann Leo nur schwer länger ertragen.«
    Sie grinste. »Du magst eben keine Menschen.«
    »Klar mag ich Menschen. Dich zum Beispiel.« Er gab ihr einen Kuss. »Nein, das ist es nicht, Val. Er ist einfach ein sehr anstrengender Typ.« Kieffer seufzte. »Und ich bin übrigens am Dienstag mit ihm verabredet.«
    »Was will Esteban denn von dir?«
    »Hat er nicht gesagt. Nur, dass er mir ein Geschäftsangebot unterbreiten möchte.«
    »Und was könnte das sein?«, fragte sie.
    »Er wollte doch immer, dass ich in seiner TV-Show ›Leonardos Küchenrevolution‹ mitmache. Ich hätte vermutet, dass es darum geht. Aber wenn die eingestellt wird, muss es wohl um etwas anderes gehen.«
    Durch die angelehnte Hintertür vernahm Kieffer das Klingeln seines Telefons. Es riefen nicht mehr allzu viele Menschen auf diesem Festnetzanschluss an – eigentlich nur seine Mutter. Aber die immer nur sonntags, nach dem Gottesdienst. Alle anderen verwendeten seine Handynummer oder die des Restaurants. Er wusste augenblicklich, dass der Anruf irgendetwas mit dem Betrunkenen zu tun hatte. Valéries und sein Blick trafen sich.
    »Der Schlüsselbund«, sagte sie tonlos.
    Kieffer stand auf und eilte zum Telefon. »Ja, bitte?«
    »Guten Morgen, Monsieur Kieffer.« Es war eine Frauenstimme mit einem angenehmen, glockenhellen Klang, eine perfekte Telefonstimme. Die Anruferin sprach Französisch, mit einem leichten Akzent, den er nicht zuordnen konnte.
    »Mein Name ist Coletti. Ich rufe Sie im Auftrag der Firma Cipher Investments an.«
    »Guten Morgen«, brummte Kieffer. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich möchte mich im Namen von Cipher aufrichtig bei Ihnen entschuldigen, für den Zwischenfall am gestrigen Abend.«
    Die Anruferin machte eine kurze Pause, um ihm Gelegenheit zu geben, etwas zu erwidern. Kieffer schwieg.
    »Einer unserer Mitarbeiter hat sich gestern auf Ihrem Kirmesstand fürchterlich aufgeführt. Wenn ich richtig informiert bin, hat er sogar das Personal angegriffen.«
    »Hmm. Er hat den Koch getreten, einem weiblichen Gast eine Schürfwunde beigebracht und die Zeltplane beschädigt.«
    »Das tut mir außerordentlich leid. Er ist Russe, sehr trinkfreudig, und er hat sich manchmal nicht im Griff. Wir würden die Sache gerne aus der Welt schaffen und den Schaden begleichen, den er angerichtet hat.«
    »Geschenkt. Die Zeltplane lässt sich kleben. Aber es wäre ein netter Zug, wenn Ihr Mitarbeiter – wie war doch gleich sein Name?«
    Kieffer glaubte, ein kurzes Zögern zu bemerken, bevor sie sagte: »Yeltsin. Ivan Yeltsin.«
    »Also, wenn sich Monsieur Yeltsin entschuldigen würde …«
    »Natürlich. Cipher bedauert sehr, dass …«
    Kieffer schnitt ihr das Wort ab. »Ich bin Ihnen ja sehr dankbar, dass Sie sich so rasch melden. Aber bei Körperverletzung, Ruhestörung und Hausfriedensbruch sollte sich Monsieur Yeltsin vielleicht persönlich entschuldigen.«
    »Monsieur Kieffer, wir sind durchaus bereit, Ihnen eine angemessene Kompensation zukommen zu lassen.«
    Kieffer fühlte, wie es in seinem Bauch vor Wut zu brodeln begann. »Ich will Ihr Geld nicht. Aber ich bestehe auf einer Entschuldigung.«
    Wieder dauerte es einen Moment, bis sie antwortete. »Monsieur, nach der vergangenen Nacht ist er heute Morgen noch … indisponiert. Aber ich werde ihn heute Nachmittag zu Ihnen schicken, ins ›Deux Eglises‹. Und dort wird er sich bei Ihnen

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