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Letzte Ernte. Ein kulinarischer Krimi

Letzte Ernte. Ein kulinarischer Krimi

Titel: Letzte Ernte. Ein kulinarischer Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Hillenbrand
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persönlich entschuldigen. Wäre das in Ihrem Sinne?«
    »Einverstanden.«
    »Gut. Ich danke Ihnen für Ihr Entgegenkommen und dafür, dass Sie uns die Möglichkeit geben, die Angelegenheit unter Geschäftsleuten zu regeln. Da wäre noch eine Sache. Unser Mitarbeiter hat gestern in Ihrem Lokal etwas verloren, eine Keycard.«
    »Eine Keycard?«, wiederholte Kieffer.
    »Richtig, eine weiße Karte in einer schwarzen Halterung. Haben Sie die Karte vielleicht gefunden?«
    »In der Tat ist so etwas liegen geblieben«, sagte er.
    »Kann ich sie durch einen Kurier abholen lassen? Es handelt sich um eine Zugangskarte für unser Gebäude und aus Sicherheitsgründen müssten wir sie schnellstmöglich wiederhaben.«
    »Monsieur Yeltsin kann die Karte auch heute Nachmittag mitnehmen, wenn er in mein Restaurant kommt.«
    Sie lachte. Es klang unecht. »Ohne die kommt er gar nicht ins Büro, wir haben sehr strenge Vorschriften. Wenn es recht ist, würde ich das schon vorher veranlassen. Tilleschgass 27a, ist das richtig? Ich könnte in einer Viertelstunde jemanden schicken. Und selbstverständlich gibt der Kurier Ihnen eine Quittung.«
    »Meinetwegen, wenn es eilt.«
    »Vielen Dank, Monsieur Kieffer. Das ist außerordentlich freundlich von Ihnen. Auf Wiederhören.«
    Dann kappte sie die Verbindung. Kieffer legte den Hörer auf die Gabel und dachte nach. Er war sich ziemlich sicher, dass dieser Yeltsin, sobald er die Karte wiederhatte, nicht mehr in seinem Restaurant auftauchte. Er würde sich einfach in seinem gläsernen Bankerbüro oben auf dem Kirchberg verstecken und warten, bis Gras über die Sache gewachsen war. Kieffer seufzte. Es ärgerte ihn, dass der Typ ungeschoren davonkam. Er hätte gestern doch die Polizei rufen sollen.
    Der Koch ging zurück in den Garten und berichtete Valérie von dem Gespräch. Erwartungsgemäß geriet sie in Rage und stieß eine Kanonade Flüche aus, die jeden Küchenjungen beeindruckt hätten. »Dieser Drecksack rennt mich um, bricht mir fast den Arm, tritt dir in die Weichteile und hat jetzt nicht einmal den Arsch in der Hose, die Sache selbst geradezurücken? Mein Gott, man soll ja keine Vorurteile haben, aber es passt verdammt noch mal, dass dieser Typ Investmentbanker ist. Dieser miese kleine …!«
    »Ganz ruhig, Val. Es lohnt sich nicht, sich wegen dieses Typen weiter aufzuregen. Lass uns lieber den Schlüsselbund loswerden und danach in die Oberstadt zu der Ausstellung im Cercle Cité gehen, wie wir es geplant hatten. Dann vergessen wir die Sache.«
    Valérie verzog das Gesicht und entnahm ihrer Tasche den Bund mit den bunten Schlüsseln und der Keycard. Dann kramte sie ihr Portemonnaie hervor und begann, dessen Kartenfächer zu überprüfen. »So billig kommt der mir nicht davon.«
    »Was machst du da?«
    »Hab ich dich richtig verstanden, dass die nur nach der Keycard gefragt haben und nicht nach den Schlüsseln?«
    »Stimmt, aber …«
    »… dann kriegen sie auch nur eine Keycard. Und zwar diese.«
    Valérie entnahm ihrem Geldbeutel eine weiß-grüne Karte. Dann zog sie die Keycard des Bankers aus dem kleinen Plastiketui. Auf ihr befand sich ein kleiner Aufkleber, auf dem das Wort »Melivia« stand. Mit dem Fingernagel löste sie die Klebefolie von ihrer und den Aufkleber von der anderen Karte ab und vertauschte beide. Dann steckte sie ihre Karte, auf der nun der »Melivia«-Sticker klebte, in das kleine schwarze Plastiketui und öffnete den Schlüsselring.
    »Ist das nicht etwas albern, Val?«
    »Und bist du nicht etwas fügsam? Der Arsch soll sich ruhig wundern, warum er nicht in sein Büro kommt. Mit der Keycard meines Fitnessclubs wird es auf jeden Fall schwierig.« Sie zündete sich eine Gauloise an. Dann steckte sie die Plastikkarte des Russen in ihr Portemonnaie. »Seine nehme ich mit nach Hause.«
    »Und was fängst du damit dann an, Val?«
    »Damit gehe ich zu meinem Anwalt, die Karte ist ein Beweisstück. Vielleicht ist seine Anschrift drauf gespeichert.«
    Sie hatte diesen Blick, der weitere Überzeugungsversuche erfahrungsgemäß sinnlos machte. In diesem Moment klingelte es. Bevor er etwas sagen konnte, hielt Valérie ihm die Keycard hin. Kieffer seufzte, nahm sie und machte sich auf den Weg zur Haustür.

6
    Am Sonntagnachmittag fuhr Kieffer seine Freundin zum Luxemburger Flughafen. Die stets viel beschäftigte Gabin-Chefin musste zurück nach Paris, ihr Besuch war für seinen Geschmack viel zu kurz gewesen, wie immer.
    »Wann sehen wir uns wieder, Val? In zwei Wochen, wie

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