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Letzte Ernte. Ein kulinarischer Krimi

Letzte Ernte. Ein kulinarischer Krimi

Titel: Letzte Ernte. Ein kulinarischer Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Hillenbrand
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Valérie, in der Hand eine Büchse mit Pfefferspray, mit der sie nun den zweiten Angreifer in Schach hielt. Von hinten konnte Kieffer sehen, wie der Mann in den rückwärtigen Bund seiner Hose griff, eine riesige Pistole herauszog und diese mit beiden Händen umschloss.
    Als Sohn eines Soldaten hatte Kieffer in seinem Leben bereits viele Handfeuerwaffen gesehen, aber noch nie eine so grotesk große wie diese. Das Monstrum richtete der Mann nun auf Valérie. Dann sagte er, mit einem vernehmbaren deutschen Akzent: »Se cart. Now.«
    Valérie zögerte einen Sekundenbruchteil – zu lang für den Geschmack des Maskenmannes. Ohne weitere Vorwarnung drückte er ab. Der Lärm war enorm, Kieffer konnte einen Nachhall in seinen Ohren hören, der ewig anzuhalten schien. Valérie stand noch immer auf dem Trottoir. Die massive Holztür des Wohngebäudes hinter ihr sah aus, als habe sie jemand minutenlang mit einer Feuerwehraxt bearbeitet; auf Höhe von Valéries Brust wies das Portal ein klaffendes, rauchendes Loch von der Größe eines Kindskopfes auf. Sie zitterte. Es klapperte metallisch, als die Pfefferspraydose über die Gehwegplatten kullerte.
    Der Mann machte einen Schritt auf sie zu und griff nach ihrer Handtasche. Mit einem brutalen Ruck riss er sie weg und stieß Valérie nach hinten. Kieffer machte einen Schritt nach vorn. Der Maskierte musste ihn gehört haben oder über besondere Sinne verfügen, denn bevor der Koch eine weitere Bewegung machen konnte, wirbelte der Angreifer herum und richtete die Pistole auf ihn. Er trug eine schwarze Feldjacke sowie Springerstiefel und überragte Kieffer deutlich. Als besonders absurdes Accessoire hatte er Valéries Designerhandtasche über seine linke Schulter gehängt. Mit der freien Hand griff er seinen immer noch wimmernden Kompagnon, der inzwischen wieder auf die Beine gekommen war und lief in Richtung Straße. In diesem Moment hielt ein schwarzer VW-Transporter neben den beiden, ließ sie einsteigen und schoss davon.

14
    Immerhin mussten sie nun nicht mehr zum Quai des Orfèvres fahren. Die Kripo kam zu ihnen, dazu Schutzpolizisten, welche die Straße abriegelten, die police technique sowie Sanitäter, die Valérie und Kieffer untersuchten. Er beobachtete seine Freundin, die in eine Decke gehüllt auf dem Rücksitz eines Polizeiwagens saß und mit einem Handy telefonierte, das einer der Beamten ihr geliehen hatte. Kieffer ließ sich unterdessen von einem Sanitäter abtasten.
    »Scheint keine Rippe gebrochen zu sein. Aber Ihre rechte Flanke ist ziemlich blau, ich gebe Ihnen gleich ein Eispack. Danach fahren wir ins Krankenhaus und machen zur Sicherheit noch ein Röntgenbild.«
    »Hat das nicht auch bis morgen Zeit? Ich würde das lieber zu Hause machen lassen, in Luxemburg.«
    Der Sanitäter zuckte mit den Achseln. »Ihre Entscheidung, Monsieur. Aber ich rate Ihnen dringend, sich von einem Arzt untersuchen zu lassen, und zwar noch heute.«
    Kieffer nickte matt und dankte dem Mann für das Kühlpad. Dann bemerkte er Lobato. Sie stand mit mehreren ihrer französischen Kollegen neben der ramponierten Tür. Kieffer ging, immer noch schwer atmend, zu ihr herüber.
    »Moien, Kommissärin«, sagte er. »Sie haben die Keycard geklaut. Aus Valéries Tasche.«
    Lobato schaute missmutig. »Habe mir schon gedacht, dass das kein normaler Raubüberfall war.« Sie musterte das Loch in der Tür. Es war so groß, dass man den dahinter liegenden Innenhof sehen konnte.
    »Was machen Sie jetzt?«, fragte der Koch.
    Ihr Blick wurde noch finsterer. »Hier kann ich gar nichts tun. Schießerei mitten in der Stadt, mit einem prominenten Opfer«, sie deutete mit der Linken auf die immer noch telefonierende Valérie Gabin, »das ist natürlich erst einmal Sache meiner französischen Kollegen. Die wollen auch gleich noch mit Ihnen sprechen.«
    Kieffer zündete sich eine Ducal an. Sie schmeckte ihm nicht. Er rauchte sie trotzdem. »Gibt es denn irgendwas Neues zu diesem Aron Kats?«
    »Nach eingehender Untersuchung muss man wohl doch eher von einem Selbstmord ausgehen.«
    Er sah Lobato entgeistert an. »Ist das Ihr Ernst?«
    Dann erzählte er ihr von dem Kryptografie-Code auf der Keycard. Sie nickte pflichtschuldig, wie jemand, der signalisieren will, dass er für die Verärgerung seines Gegenübers volles Verständnis hat. »Lassen Sie uns ein Stück da rübergehen, Haer Kieffer.«
    Er folgte ihr und schaute sie erwartungsvoll an.
    »Meine persönliche Meinung ist, dass es hier um irgendeine Form von

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