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Letzte Ernte. Ein kulinarischer Krimi

Letzte Ernte. Ein kulinarischer Krimi

Titel: Letzte Ernte. Ein kulinarischer Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Hillenbrand
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antwortete nicht. Natürlich hatte er nicht ahnen können, dass der Fondsmanager in Gefahr war. Er trug keine Schuld an dessen Tod. Doch immer, wenn er an Kats Sturz von der Rouder Bréck dachte, zog sich sein Magen zusammen, und er fühlte, dass er die Sache nicht auf sich beruhen lassen konnte. Er musste wissen, wie der Russe gestorben war – und warum. Selbst wenn der Todesfall ihn kaltgelassen hätte, gab es nun kein Zurück mehr. Seit einigen Minuten war Kieffer klar, dass er ein Pfand benötigen würde, um aus dieser Sache heil herauszukommen.
    »Brauchst du Hilfe, Xavier?«, fragte Vatanen. Für einen Moment hatte er ganz vergessen, dass der EU-Beamte noch am Telefon war. Kieffer kramte die zerknitterte Mitschrift der Mailboxansage aus seiner Jackentasche. »Ja. Vielleicht kannst du für mich herausfinden, was sich in der Rütligass 1 in Jaggiwald befindet. In der Schweiz.«
    »Ich dachte eher an seelischen Beistand, du Sturkopf«, bemerkte Vatanen. »Aber meinetwegen auch das. Moment.«
    Kieffer konnte hören, wie die Tastatur seines Freundes klackerte. »Danke dir. Außerdem«, fuhr der Koch fort, »habe ich hier drei griechische Götternamen: Hephaistos, Hades und Persephone. Hades ist der Totengott, oder? Die anderen sagen mir leider nichts.«
    »Woher stammen die?«
    »Sie wurden in der Mailboxnachricht erwähnt, Pekka.«
    »Okay. Ich kümmere mich noch heute darum, sobald die Spinner weg sind.«
    »Was für Spinner?«
    »Leute von der Europäischen Kommission. Sind wegen der Reform der Agrarpolitik hier, eine Idee des neuen Landwirtschaftskommissars. Sie wollen«, er konnte hören, wie Vatanen kicherte, »mehr Effizienz in das System bringen.«
    »Gute Idee.«
    »Größenwahnsinnige Idee. Eher schafft man es, einem Blauwal Stepptanz beizubringen. Aber egal, die geben schon wieder auf. Zu einem deiner Götter kann ich dir sofort etwas sagen. Mit Persephone hat, gewissermaßen von Amts wegen, jeder aus dem Agrarsektor zu tun. Viele Bauern benutzen die Dame als Glücksbringer. Sie ist nämlich die griechische Fruchtbarkeitsgöttin. Na ja. Meistens jedenfalls.«
    »Was heißt meistens?«, fragte Kieffer.
    »Sie ist für den Frühling zuständig, für das Aufgehen der Saat und so weiter. Aber sie ist auch eine Totengöttin.«
    »Und wie passt das zusammen?«
    »Die kleine Persephone hat sich, wenn ich mich richtig entsinne, von Hades austricksen lassen. Er gab ihr einen Granatapfel, und als sie hineinbiss, fuhr sie schnurstracks zur Hölle, also eigentlich in die Unterwelt. Und dort muss sie seitdem als Totenwächterin arbeiten, allerdings nur in Teilzeit, drei Monate im Jahr. Die restliche Zeit verbringt sie auf der Erde. Für die alten Griechen war das die Erklärung, warum im Winter nichts gedeiht.«
    »Okay. Nicht, dass ich jetzt mehr von der Botschaft verstehe als vorher, aber trotzdem danke. Da fällt mir noch etwas ein. Kennst du ein Unternehmen namens Melivia?«
    Vatanen schnaubte. »Natürlich. Du etwa nicht?«
    »Nein, sollte ich?«
    »Melivia ist der größte Rohstoffhändler des Planeten. Die handeln mit Öl, Aluminium und Seltenen Erden, aber auch mit Weizen, Sojabohnen, Mais, einfach mit allem.«
    »Und die produzieren diese Rohstoffe auch? Oder handeln sie nur damit?«, fragte Kieffer.
    »Das weiß ich nicht so genau. Ich weiß nur, dass sie recht umstritten sind, weil sie sich in der Vergangenheit mit dem einen oder anderen Despoten ins Bett gelegt haben, um an Gold, Diamanten oder was weiß ich zu kommen.«
    Kieffer versuchte, die Ducalschachtel zu finden. Sie hatte sich irgendwo in seinem löchrigen Innenfutter verkrochen. »Du sagtest, die sind groß. Wie groß?«
    »Moment«, wieder klackerte Vatanens Tastatur. »Laut Wikipedia machen sie 123 Milliarden Franken Umsatz.«
    »Schweizer also?«
    »Ja, das größte Unternehmen des Landes, wenn ich richtig informiert bin.«
    Kieffers Linke fand das verbeulte Päckchen und zog es heraus. »Seltsam, dass ich noch nie von denen gehört habe.«
    »Na ja, da sie die Rohstoffe nur großhandeln, steht ihr Name auf keiner Packung und Werbung machen die vermutlich auch keine. Es soll sich um einen sehr verschwiegenen Laden handeln. Ich meine, in einem Wirtschaftsmagazin letztes Jahr mal einen Artikel über Melivia gelesen zu haben, vielleicht kann ich dir den besorgen. Wenn du genau wissen möchtest, was die handeln und verkaufen, dann müsstest du vielleicht mal mit einem Banker sprechen.«
    Banker kannte Kieffer einige. Nicht, dass er sich sonderlich

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