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Letzte Ernte. Ein kulinarischer Krimi

Letzte Ernte. Ein kulinarischer Krimi

Titel: Letzte Ernte. Ein kulinarischer Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Hillenbrand
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in Richtung Maske. Die Vorzeichen waren seiner Meinung nach denkbar schlecht. Seit dem letzten Treffen redete Schörglhuber nicht mehr mit Vernier. Die Berlinerin hatte zudem Jensen während eines Disputs über die korrekte Garzeit von Zanderfilets geohrfeigt. Und Grønberg war irgendwann auf dem Set in Tränen ausgebrochen. Es hatte dafür keinen unmittelbar ersichtlichen Grund gegeben, vielleicht einfach die Nerven. Dem sensiblen Dänen galt auf jeden Fall Kieffers tiefstes Mitgefühl; auch er fand, dass die ganze Sache eigentlich zum Heulen war.
    In der Maske fand er den Pampaprinzen. In »Estebans Küchenrevolution« hatte der Argentinier stets eine Kochjacke mit gefransten Epauletten und goldenen Litzen getragen, die ihn wie eine Mischung aus Traumschiffkapitän und südamerikanischem Diktator aussehen ließ, doch dieses Outfit war offenbar passé. Stattdessen war der Küchen-Leonardo nun in eine schmucklose, maßgeschneiderte schwarze Küchenuniform gehüllt, deren einzige Extravaganz ein Einstecktuch in den argentinischen Nationalfarben war. Der Starkoch war gerade völlig in sein eigenes Spiegelbild vertieft, weswegen er Kieffer nicht bemerkte. Als er des Luxemburgers gewahr wurde, fuhr er herum und scheuchte eine junge Frau fort, die sich gerade mit einer Sprühdose an seiner Löwenmähne zu schaffen machen wollte.
    »Weg, weg!« Er wandte sich Kieffer zu. »Xavier! Mon frère! Madre de dios, wo hast du gesteckt?«
    Esteban legte seinen Arm um Kieffers Schulter. »Wir müssen noch etwas besprechen«, raunte er. »Está altamente secreto. Es gibt da ein paar Last-Minute-Änderungen.«
    »Aber es geht doch in fünfzehn Minuten los, Leo.«
    »No problemo, Esteban hat alles schon vorbereitet. Aber ché – jetzt brauche ich dich noch mehr als vorher.« Esteban fingerte eine Davidoff aus seiner Jackentasche und entzündete sie mit einem goldenen Feuerzeug. »Xavier, du bist mi solo amigo in diesem Haufen von idiotas.«
    Dann machte er auf dem Absatz kehrt und bedeutete Kieffer, ihm zu folgen. Sie liefen den Gang entlang, vorbei an hektisch wirkenden jungen Leuten mit modischen Frisuren und Headsets. An einer Biegung kam ihnen Vernier entgegen und nickte den beiden freundlich zu. »Isch freue misch auf die Sendung, mes amis!«
    Als Vernier außer Hörweite war, fragte Kieffer: »Was ist mit ihrem Akzent passiert? Berlinert sie nicht normalerweise?«
    Der Argentinier grinste. »Das französische Genuschel ist ihr TV-Akzent, ché. Sie hat schon umgeschaltet, ist schon in ihrer Rolle.«
    Sie betraten nun den eigentlichen Studiobereich. Kieffer brütete gerade über der Frage, ob Esteban seinen argentinischen Akzent wohl auch nach Belieben an- und abschalten konnte, da entfuhr seinem Kollegen eine Kanonade von Flüchen.
    »Especie de mierda! Das hatte ich ihm doch verboten! La concha de la lora!«
    Der Zorn des Argentiniers galt augenscheinlich Arne Jensen, der am Rande der Bühne stand, umringt von zahlreichen Fans. Während diese ihn mit ihren Handys vor der Showküche knipsten, hielt der Koch eine Flasche Chilisoße in der Hand. Genauer gesagt ruhte diese wie ein Baby in seiner Armbeuge, denn es handelte sich nicht um eines der handelsüblichen Fläschchen, sondern um eine Zwei-Liter-Flasche. Esteban steuerte auf Jensen zu.
    »… die besteht zu hundert Prozent aus Habaneros. Bahama Mamas, Digger, die schärfsten Chilischoten der Welt. Da reichen ein paar Tropfen, und dein Gaumen hebt ab! Das ist nix für Warmduscher, nä? Soll ich nomma hochhalten, fürs Foddo?«
    Esteban baute sich vor seinem Kollegen auf. »Kein Product Placement am Set, Jensen.«
    »Tu ich ja wech, bevor die Sendung …«
    Bevor der Hamburger seinen Satz beenden konnte, hatte Esteban ihm bereits die Flasche aus der Hand gerissen und lief einfach weiter. Kieffer folgte ihm.
    »Jetzt mal raus damit, Leo, du hast doch einen Anschlag auf mich vor. Was soll ich machen, was nicht vereinbart war?«
    »Du sollst kochen.«
    »Was? Auf keinen Fall!«
    »Hermano mío, du musst das tun. Para mí! Für ›Kampf der Köche‹! Ansonsten fliegt uns alles um die Ohren.«
    »Wieso ›Kampf der Köche‹? Ich dachte, die Show heißt ›Krieg der Sterne‹.«
    »Nicht mehr«, erwiderte Esteban. »Einstweilige Verfügung aus Hollywood. Elende Spielverderber. Aber das ist unser geringstes Problem.«
    Kieffer blieb stehen und schüttelte den Kopf. »Leo, ich dachte, wir hätten das bereits geklärt. Ich werde auf keinen Fall vor laufender Kamera im Fernsehen

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