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Letzte Ernte. Ein kulinarischer Krimi

Letzte Ernte. Ein kulinarischer Krimi

Titel: Letzte Ernte. Ein kulinarischer Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Hillenbrand
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gordo. Aber sieh es mal anders. Wenn du im ›Deux Eglises‹ am Pass stehst, und einen Teller zum Rausgeben bekommst, der nicht in Ordnung ist, was machst du dann?«
    »Ich lasse ihn zurückgehen.«
    »Precisamente. Und nix anderes machen wir hier. Wir prüfen das Gericht, bevor wir es den Juroren und dem Publikum servieren.« Esteban klopfte sich eine Davidoff aus der Schachtel. Dann hielt er Kieffer die Packung hin. Der schüttelte den Kopf.
    »Ché, vermutlich geht heute alles glatt. Si no, dann ist es trotzdem unwahrscheinlich, dass wir mehr als ein, zwei Gerichte austauschen müssen. Alles, worum ich dich bitte«, er faltete die Hände wie zum Gebet, »en el nombre de la Virgen, ist, dass du dich bereithältst. Beim nächsten Mal tauschen wir dann die Köche aus. Oder machen es ohne dich.«
    Die Lautsprecherstimme knarzte: »Noch drei Minuten. Bitte alle auf Position.«
    Kieffer musterte den Argentinier. Dann sagte er mit gepresster Stimme: »Das nächste Mal macht ihr diesen Mist ganz sicher ohne mich. Und nun sieh zu, dass du auf die Bühne kommst, Leo.«
    Esteban umfasste mit beiden Händen Kieffers Nacken und küsste ihn auf die Wange. »Fantástico! Ich habe gewusst, dass ich mich auf dich verlassen kann, hermano mío …«
    »Raus aus meiner Küche, Leo.«
    Esteban machte eine beschwichtigende Handbewegung. Dann verschwand er.
    Kurz darauf tauchte der Argentinier auf einem der über dem Kachelspiegel hängenden Monitore wieder auf. Als er die Bühne betrat, ertönten pompöse Orchesterfanfaren, die wohl an den Soundtrack von »Krieg der Sterne« erinnern sollten. Anscheinend hatte man die Musik so kurz vor der Sendung nicht mehr austauschen können. Der Argentinier begann nun, das zu tun, was er am besten konnte: Er sprach zum Publikum. Kieffer hörte nicht hin. Stattdessen ging er durch die Küche und versuchte herauszufinden, wer hier wofür zuständig war. »Wer von euch ist mein Souschef?«, rief er.
    »Ich, Señor.« Die Antwort kam von einem Mann mit tief liegenden Augen. »Mein Name ist Eduardo.«
    Kieffer musterte ihn. Eduardo war ein schmales Bürschchen, Typ nervöses Bantamgewicht, Stillstehen fiel ihm augenscheinlich schwer.
    »Wo arbeitest du sonst?«
    »Im ›Revolución‹. Ich bin Estebans Souschef.«
    Kieffer war sich nicht sicher, ob dies eine gute oder eine schlechte Nachricht war. Was die Qualität von Estebans Restaurant anging, hegte er gewisse Zweifel. Aber zumindest zeigte Eduardos Anwesenheit, dass dem Argentinier die Sache ernst war. Ansonsten hätte er seine Nummer zwei nicht an einem Samstagabend aus Bitburg hierher beordert. »Gut. Die anderen?«
    »Drei unserer Leute«, antwortete der Souschef und begann, von einem Bein aufs andere zu treten. »Der Rest ist bunt zusammengewürfelt, der Chef hat sie von verschiedenen befreundeten Hamburger Restaurants ausgeliehen.«
    »Haben also noch nie zusammengearbeitet?«
    »Nein.« Eduardo verzog sein hageres Gesicht, als bereite ihm die Sache erhebliche Schmerzen. »Scheiße, was?«
    »Ja, Scheiße. Aber hilft nichts. Folgendes: Ich will, dass sich einer ins Publikum setzt. Damit wir wissen, was die da drüben machen, falls unsere Monitore nicht alles anzeigen. Am besten mit Handy. Und der Kollege da«, Kieffer zeigte auf einen etwas kurz geratenen Postenkoch, »holt uns die Sachen aus der Cloche. Glaubst du, wir können alle Gerichte parallel nachkochen?«
    Eduardo runzelte die Stirn. »Vielleicht. Ich vermute allerdings, dass es zu eng wird. Wir brauchten dafür mehr Köche.«
    Kieffer überlegte. »Dann machen wir es auf Ansage. Wenn ich dir ein Zeichen gebe, kocht ihr es nach. Ansonsten spielen wir auf Risiko.«
    Auf dem Monitor erklärte Esteban dem Publikum gerade die Regeln. »… kochen unsere vier Maestros mit ihren Assistenten jeweils ein Hauptgericht. Die Zutaten werden zufällig ausgewählt. Vorhang auf für nuestro Zutat-Oooo-Maaat!«
    An den Kochposten konnte er Vernier, Schörglhuber, Jensen und Grønberg erkennen, alle flankiert von je einem Zivilisten. Als Erster war der Däne dran. Der Zutat-O-Mat begann zu blinken, das Publikum raunte. Das Livebild zeigte nun auf der linken Hälfte die Ergebnisse, die das Gerät ausspuckte. Rechts wurde eine Großaufnahme von Grønbergs Gesicht eingeblendet. Mit jeder weiteren Zutat verfinsterte sich seine Miene deutlich.
    Neben einer Regenbogenforelle und einer Portion kleiner Tintenfische hatte der Computer Grønberg Kirschen, Fetakäse und Currypulver zugelost. »Zakkerdjess!«,

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