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Letzte Fischer

Titel: Letzte Fischer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Harry Altwasser
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da. Das einzige, was noch da war, war ein Weiß, ein leuchtendes Weiß.
    Wenig später wurde er ohnmächtig, während Knirschender wieder mit den Zähnen malmte und ab und an eine Schwimmbewegung machte.
    »Hat sich uralter Richard schon jemals soviel Zeit gelassen?«, fragte Opernsänger und antwortete sich selbst: »Ich meine, nein!«
    »Die fehlenden Deckleute haben sie beim Entern bestimmt getötet«, sagte Kroatischer Riese : » Uralter Richard hat sich gut versteckt, aber was ist mit dem Funker? Hat schon einmal einer von euch Leuchten an den Funker gedacht?«
    »Den werden sie sich als Sklaven halten«, sagte der Dritte : »Den brauchen sie, damit er den Funkverkehr aufrecht erhält und die Kaperung noch geheim bleibt.«
    »Ich kenne den Funker gut«, sagte Kroatischer Riese : »Ich habe ihn im Fitnessraum studiert. Er ist zäh! Wenn man ihm ein paar Gewichte mehr auf die Stange legt, dann stemmt er diese blöde Stange trotzdem hoch. Und wenn ihm dabei auch die dürren Schenkel durchbrechen! – Er wird ein ›SOS‹-Signal absetzen können! Das wird er tun. Der Funker holt Hilfe, und wenn er dabei draufgeht! – Ich meine, was ist das schon groß? Drei kleine Fingerbewegungen zwischendurch, das bekommt er hin!«
    Niemand antwortete, und Kroatischer Riese wusste ja selbst, es seien Piraten! Es seien Kidnapper! Der Funker sei wahrscheinlich gefesselt und geknebelt. Und wenn er noch Kraft gehabt hätte, Kroatischer Riese hätte jetzt dieses elende Brackwasser aufgepeitscht, als wäre er ein Orkan mit dem Namen ›Rache‹!
    Er sagte: »Der Funker schafft das! – Der ist auch aus dem Ostblock! – Der ist ein waschechter Sachse!«
    Robert meinte: »Wir haben also zwei Optionen. Entweder schafft es uralter Richard oder der Funker, aber wie ich die beiden kenne, gehen beide Optionen auf.«
    »Das ist doch mal ein Wort«, antwortete Kroatischer Riese , der sogleich zehn Dollar auf den Funker setzte. Opernsänger hielt dagegen: hundert Dollar auf uralter Richard !
    Knirschender ohrfeigte Ismael, aber der Junge wehrte sich nicht mehr.
    »Verdammter Bengel, wirst du wohl hier bleiben!«, flüsterte Fetter , bekam aber keine Antwort mehr.
    »Lass ihn sinken«, sagte der Dritte.
    »Einen Scheiß werde ich tun!«
    »Das ist ein Befehl!«
    »Und mein Befehl ist: Halt’s Maul, Kamerad! – Nichts für ungut.«
    Der Dritte Offizier erwiderte nichts. Er wusste ja, die Zeit sei auf seiner Seite, auch wenn er darauf gut und gern verzichtet hätte. Er fragte sich, ob die Sache mit dem Funker vielleicht doch nicht so aussichtslos war. Das war wirklich ein zäher Bursche! Ein Mann der bei Windstärke zehn seelenruhig in einer winzigen Kammer sitzen und Signale durchgeben konnte, während ihm das Wasser schon bis zu den Knien stand, so ein Mann musste doch einfach der geborene Retter sein!
    Der junge Offizier räusperte sich. Hätte er beim Studium doch nur diesen Kurs ›Motivation der Mannschaft in gefährlichen Situationen‹ belegt, den er vor zwei Jahren so albern gefunden hatte. Er räusperte sich noch einmal.
    Weil er es einfach nicht mehr für sich behalten konnte, sprach Kroatischer Riese die Demütigung endlich aus, die ihn schon die ganze Zeit quälte. Leise sagte er: »Mich haben zwei weibliche Piraten fertiggemacht! Mitten auf dem Längsgang c sieben. – Was für eine Welt ist das nur geworden?«
    »Eine Welt, in der wir keinen Platz mehr haben«, sagte Opernsänger : »Stellt euch das bloß vor: Wie uralter Richard toben wird, wenn er erfährt, dass seine gute, alte Saudade von Frauen auf den Grund des Meeres geschickt worden ist! Unser alter Frauenhasser würde sofort einen Herzkasper kriegen!«
    Sie stellten es sich vor, alle sechs, aber zum Lachen fehlte ihnen die Kraft.
    »Und schuld an all dem Mist bin ich«, sagte Robert Rösch plötzlich und genauso leise wie Kroatischer Riese .
    »Ich wusste es! Ich wusste es! Wir wurden verraten! Anders konnte es ja auch gar nicht sein. Wir haben einen Schläfer der Piraten an Bord, der sie hergelockt hat!«, wetterte der Dritte : »Wo warst du die ganze Zeit, als man dich über die Bordlautsprecher gerufen hat? Wo denn? Du bist der Schläfer! Los, Kroate , leg ihn um!«
    »Und warum ist er dann hier unten?«, fragte Knirschender , dem der junge Schnösel allmählich auf die Nerven ging.
    Diese Frage hielt Kroatischen Riesen mitten in der Bewegung zurück. Er wartete in der Finsternis mit weit aufgerissenen Augen auf eine Antwort.
    Aber sie kam nicht.
    »Ich meinte es

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