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Letzte Fischer

Titel: Letzte Fischer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Harry Altwasser
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versuchte er die Schwärze zu spalten, aber wenn er etwas Helles sah, war es zumeist nur ein Thun. Die Fische wurden so zutraulich, dass der Junge damit begann, ihnen Kinnhaken zu verpassen.
    »Spinnst du?«, brüllte Robert auf.
    »Oh, sorry, bitte, das wollte ich nicht«, sagte Ismael und schwamm schnell weiter.
    » Uralter Richard , wo ist der?«, fragte Opernsänger : »Der holt uns raus hier!«
    »Stimmt, der kennt das Schiff wie kein anderer«, meinte auch der Smutje: »Der hat eine Ecke gefunden, aber wird er aktiv werden?«
    Allen gingen auf einmal die Monologe durch die Köpfe, mit denen uralter Richard sie immer genervt hatte. Er werde eines Tages auf seiner ex Jungen Garde verrecken, er werde auf ihr sterben. Aber war dieser Tag heute?
    »Das wird er nicht wagen«, sagte Robert: »Er wird uns erst retten, dann wird er vielleicht krepieren. Uralter Richard ist kein Idiot! Auch er will in den Himmel!«
    »Ja, und der stammt auch noch aus dem Ostblock, aus der DDR! Der weiß noch, was Kameradschaft bedeutet. Und was er noch kann: Er kann aus einem Stück Draht ein ganzes U-Boot machen, atombetrieben! Ohne es geklaut zu haben!«, sagte Opernsänger .
    Vielstimmig wurde ihm Recht gegeben, und manch einer meinte sich zu erinnern, uralter Richard habe im Vietnamkrieg auf Seiten der Überfallenen nordamerikanische Marinesoldaten geköpft, lautlos wie ein Urwaldaffe beim Schlafen. Uralter Richard sei früher einmal ein hoch dekorierter Kriegsheld gewesen.
    »Auf jeden Fall, Männer, werden wir jetzt nicht wie die Fischweiber auf dem Markt in Salerno herumwettern! Wir werden weiterhin dafür sorgen, dass wir die Situation beherrschen. Wir lassen es nicht zu, dass uns die Situation beherrscht. Wir hoffen nicht, wir handeln!«, sagte der Dritte Offizier: »Vorschläge?«
    Wieder wurde es still in der eisigen Dunkelheit.
    Ismael fragte: »Das mit dem Wasser ablassen, das geht wirklich nicht?«
    »Wirklich nicht!«, sagte Haudegen .
    Wieder stießen zwei Thuns gegen Opernsänger s Beine, und einer von ihnen zupfte an der Jogginghose. Der Mann gab dem Tier einen Schlag auf den Kopf, das sofort flüchtete, und zog sich die Hose wieder hoch.
    »Wir müssen Ruhe bewahren«, sagte Haudegen .
    »Du hast gut reden, dir fressen diese elenden Viecher ja auch nicht den Bart ab!«, sagte Väterchen : »Dreiundsiebzig Jahre ist der gewachsen! Tag für Tag! Und nun? – Eigentlich hasse ich Fische.«
    »Du liebst Fische, vergiss das nicht!«, sagte Kanadier , der nicht glauben wollte, dass der alte Russe dabei war, seine Beherrschung zu verlieren. Er sagte: »Es gibt Schlimmeres!«
    »Ach ja, was denn?«, fragte Ismael aus der Mitte des Tanks heraus, während die Männer sich alle an den Rändern hielten.
    Kanadier war kurz davor, die Geschichte vom alten Mann und dem Meer zu erzählen, die er so gut wie auswendig konnte. Wenn sogar dieses Wrack überlebt hatte!
    Doch schließlich sagte er: »Keine Ahnung.«
    »Na, bitte!«, sagte der Junge triumphierend und schwamm eine neue Runde. Vorbei an den Männern, die an den Wänden hingen und sich ab und an nach oben stießen.
    Ismael sagte: »Mir ist verdammt kalt. Ich friere wie ein verdammter Doryfischer im Trog!«
    Darauf gab es nichts zu antworten. Auch Opernsänger schwieg.
    Wieder wurde oben das Schott geöffnet, die Männer hielten den Atem an, doch sie sahen nur, wie der Kapitän und der Zweite ins Wasser gestoßen wurden. Schon war der Lichtspalt wieder verschwunden. Sie hatten nicht einmal ein Gesicht eines Piraten gesehen.
    Robert hatte sich in den wenigen Minuten auf die glatten, meterhohen Wände konzentriert, die das Licht überall nur reflektiert hatten. Nirgends war es gebrochen worden, nirgends fand sich ein Spalt, ein Absatz oder gar eine Stufe. Er versuchte, sich an Luise zu erinnern, an das, was sie ihm alles gesagt hatte, aber die Kälte der See, die durch das Metall drang, war zu groß, um sich konzentrieren zu können.
    Der Dritte schwamm sofort zu seinen Vorgesetzten, die er in schlimmer Verfassung vorfand. Sie mussten aus ihren Kammern geholt und verhört worden sein. Der Dritte versuchte, die beiden Männer über Wasser zu halten, begriff, dass sie bluteten und sich kaum bewegen konnten.
    »Sieben Mann zu mir!«, befahl er: »Zwei Verletzte bergen und betreuen!«
    Sofort schwammen dreißig Männer los und hielten die Verletzten wenig später mit einem Arm, während sie mit dem anderen und mit strampelnden Beinen für Stand im Wasser sorgten.
    »Lange geht das

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