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Letzte Fischer

Titel: Letzte Fischer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Harry Altwasser
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schienen etwas Erhabenes zu ahnen, etwas Großes, meinte uralter Richard , der in seinem Versteck in der Lüftungsanlage über dem Längsgang lag und den Kämpfenden zusah. Er blicke auf das Ende seiner Zeit.
    Uralter Richard konnte sich lange nicht rühren, er wollte diesen Moment des Wechsels nicht unterbrechen. Er sah den kämpfenden Gewalten fasziniert zu; endlich habe sich der feige Moby-Dick dem Kapitän Ahab zum Kampf gestellt!
    Doch schließlich drehte er sich auf die Seite, holte die Pistole aus dem Hosenbund, lud sie mit der Leuchtmunition, schob eine Metallplatte weg und zielte.
    Er zielte lange, während Kroatischer Riese stöhnte.
    Dann drückte er ab.
    Als der Rauch sich im Längsgang c vier wieder gelegt hatte, der die Sprenkelanlage ausgelöst hatte, war Kroatischer Riese verschwunden. Die Piraten ballerten um sich, sie zerschossen auch die Lüftungsschächte über sich, aber die waren schon seit Minuten leer.
    ›Vom Tod des Gatten aus der Zeitung zu erfahren, das muss das Schlimmste sein, was es gibt‹, dachte die Ladenbesitzerin, während sie Mathilde heimlich musterte.
    Der Tante-Emma-Laden des Ostseebads Nienhagen war an diesem Montagvormittag leer. Die Besitzerin war hilflos, während sie Mathilde ansah. Was sollte sie nur tun? Nervös räumte sie die frischen Backwaren um und merkte erst spät, dass sie alle Brötchen übereinander gestapelt hatte.
    Die Schlagzeile der BILD hatte sie mit den Röschs gar nicht zusammenbekommen. Erst jetzt, als Mathilde das Titelblatt anstarrte, begriff sie, dass auch Robert Rösch mit den vielen Ausrufezeichen gemeint war.
    Die Besitzerin sah zum Zeitungsständer; sie hätte ihn doch sonst leergeräumt! Auf die paar Euros kam es doch auch nicht an! Was für ein Elend! Die Frau starrte auf die blutroten Lettern:
    ›GRÖSSTER FISCHTRAWLER DER WELT EXPLODIERT! – VERMUTLICH VON PIRATEN ÜBERFALLEN! – EXPLOSION VERMUTLICH VON DER BESATZUNG AUSGELÖST. – KEINE ÜBERLEBENDEN! – AUCH DEUTSCHE AN BORD! – SOLLTE DIE SAUDADE ZUM MUTTERSCHIFF FÜR SOMALISCHE PIRATEN WERDEN? – HABEN FISCHER DEN PLAN VEREITELT UND IHR EIGENES SCHIFF IN DIE LUFT GESPRENGT? – WAS PASSIERTE AUF DEM ALTEN SCHIFF? – SIEBENUNDSECHZIG PROZENT DER DEUTSCHEN MEINEN: SOMALIA ENDLICH AUFLÖSEN! – VERTEIDIGUNGSMINISTER DEMENTIERT EINEN ARMEEEINSATZ! – WIR SIND PIRATENOPFER!‹
    Die Ladenbesitzerin sah Mathilde auf einmal wanken und war schon um die Theke herum, als Mathilde in die Knie ging. Sie stieß ein tiefes Stöhnen aus, und die Besitzerin fing sie gerade noch auf. Vorsichtig setzte sie sie auf die Kacheln des Ladenbodens, ging sofort zur Tür, schloss ab und ließ die Jalousie herunter.
    Dann nahm sie die Zeitungen aus dem Ständer und warf sie in den Papiermüll.
    Mathilde saß noch immer auf dem Boden, an die Fußstange der Einkaufstheke gelehnt, und flüsterte: »Gib mir eine Zeitung, Tina! Mach schon.«
    Die Besitzerin schüttelte den Kopf: »Lieber nicht.«
    »Doch! – Jetzt.«
    Tina zog eine der Regionalzeitungen aus dem Ständer, die weniger reißerisch berichteten, und las vor: »Rostock. Wie Satellitenaufnahmen zeigen, wurde bereits vor einer Woche der neunzehnhundertsiebenundsechzig in Wismar gebaute Fischtrawler Saudade , der zuletzt einer portugiesischen Reederei gehörte, Opfer eines Piratenüberfalls. Großaufnahmen zeigen deutlich, wie vier Schnellboote mit mehr als siebzig km/h aufs Heck des Fischfängers zufahren. Ein gutes Dutzend somalischer Piraten entert daraufhin das Schiff und besetzt sofort die Brücke. Daraufhin bricht der Funkkontakt ab. Noch bleibt es ein Rätsel, warum es die Piraten auf dieses alte Schiff abgesehen hatten, aber Spekulationen zufolge könnte es sich dabei um den Versuch handeln, die unauffällige Saudade zum Mutterschiff umzurüsten. Tatsächlich hätte man an Bord viele kleine Schnellboote nehmen können, um sie über das offene Heck des Fangdecks schnell zu Wasser zu lassen. Stunden später explodiert das Schiff, und als Hubschrauber der Fregatten ›Bremen‹ und ›Mecklenburg-Vorpommern‹ an der Unglücksstelle eintreffen, finden sie nichts mehr, was auf die Existenz des Schiffes hinweisen könnte. Es war mit Mann und Maus gesunken. An Bord befanden sich auch neun Deutsche, darunter der im Landkreis Bad Doberan wohnende Robert R. Er lässt eine Frau und eine Tochter zurück. – Warum diese Satellitenaufnahmen erst jetzt auftauchen, kann der Verteidigungsminister nicht erklären. Die Oppositionspartei fordert den sofortigen

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