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Letzte Fischer

Titel: Letzte Fischer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Harry Altwasser
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Fachrichtung Hochseefischerei, Spezialisierung Walfang. Melde mich an Bord. Wie befohlen.«
    Immer noch verwirrt erhob die Aushilfe sich, wischte sich die Hände an der Arbeitshose ab und sagte: »Aha. Spezialisierung Walfang, schätze, dann bist du richtig hier.«
    »Davon ist auszugehen! Ich bin elf Stunden geflogen, drei Stunden Taxi gefahren. Das ist doch die Rimbaud , oder?«
    »Schätze ja! Weißt du was, Kleiner, ich schick dich mal zum Kapitän! Kläre das mal lieber mit dem Kapitän, Kleiner!«
    Doch so klein war er ja gar nicht! Er blickte ja auf den Mann runter! Zwei Köpfe war der kleiner, und hätte nicht eigentlich er zu dem Mann ›Kleiner‹ sagen sollen? Tommy wollte ihn schon darauf hinweisen, als er sich doch auf die Lippe biss. Sei bloß nicht vorlaut, hatte sein Vater ihm auch mit auf den Weg gegeben, Seemänner können so ziemlich alles aushalten, bloß keine vorlauten Bengel!
    Tommy schwieg und konzentrierte sich auf das, was der Mann ihm erklärt hatte. Treppe runter, Gang bis ganz nach hinten, steuerbord an die letzte Tür klopfen und warten, was geschieht.
    Kein Problem!
    Mit gefalteter Stirnhaut sah der Matrose ihm nach, als er mit eingezogenem Kopf den Niedergang hinunterstieg, während der Mann dachte: ›Es gibt doch nichts, was es nicht gibt.‹
    Flachsblondes und kurz geschnittenes Haar hatte dieser Tommy Rahr, bis auf den Pony, der so lang war, dass der Junge sich einen Seitenscheitel kämmen konnte. Hatte ihn das durcheinandergebracht? Der Mann räusperte sich.
    ›Allein schon diese langen Haare‹, dachte er, während er dem Jungen nachsah: ›Von denen kann er sich ja gleich mal verabschieden. Aber gute Augen hat der Bursche, hellwach und neugierig. Und ausgewichen ist er auch nicht. Macht hier also eine richtige Ausbildung! Und ich schlag mich hier mit Aufwischen herum!‹
    Erst später, Tommy war da schon längst beim Kapitän, fiel dem Aushilfsmatrosen ein, warum er so verwirrt gewesen war. Die grünen Pupillen, die kleine Nase, der Mund mit den weichen, dicken Lippen, nirgends eine Spur von Bartwuchs, schmale Hände mit langen Fingern; im allerersten Moment hatte er doch noch gedacht: ›Wat für ein hübsches Mädel.‹ Der Mann lachte auf, drehte sich um und fuhr fort, den Brückenboden trockenzuwischen, während auch der Kapitän einen Moment brauchte, um sich in diesem jungen und neugierigen Gesicht zurechtzufinden, ehe er sagte: »Du bist das also. Setz dich da hin.«
    Er deutete auf einen Stuhl, der neben dem Schott seiner Kabine stand, und setzte sich an den Schreibtisch. Er steckte sich eine Zigarre an, hielt die Kiste dem Jungen hin, der nur mit dem Kopf schüttelte. Der Kapitän nickte und sah in die Papiere.
    »Aus München also. Dein Vater war auch Seemann?«
    »Ja, aber nur Handelsflotte.«
    »Warum fährt er nicht mehr? Ein Seemann gehört doch eigentlich nicht in die Berge. Und München, das liegt doch in den Bergen, oder nicht?«
    »Ja, liegt es, so ungefähr. Mein Vater hat abgemustert, um sich um mich zu kümmern. Meine Mutter und meine beiden Schwestern sind bei einem Autounfall ums Leben gekommen, aber darüber will ich eigentlich nicht weiter reden!«
    Tommy sah den Kapitän ernst und mit festem Blick an.
    »Verstehe, dann behalte ich das für mich«, sagte der Mann, und Tommy lächelte, ehe er sich bedankte.
    »Du scheinst ein offener Mensch zu sein. Für einen Fischer ist es eine der wichtigsten Eigenschaften, geradeaus zu sein! So ein Schiff kann verdammt eng werden, wenn man verwinkelt denkt und zu viel grübelt.«
    »›Lieber ein halbes Wort am Tisch, als einen ganzen Satz in der Koje‹, sagt mein Vater dazu immer.«
    »Und dein Vater scheint ein weiser Mann zu sein. Vielleicht ist er für die christliche Seefahrt ja noch nicht verloren, jetzt, wo du selbst zur See fährst. Aber egal, privat heißt privat, weil es privat ist!«
    »Ich verstehe.«
    »Was mir aber Sorgen macht: Du bist so verdammt dünn! Ich sehe gar keine Muskeln an dir, das macht mir schon Sorgen.«
    »Ich bin aber zäh, glauben Sie mir, ich schaffe alles, was ich mir vornehme, alles!«
    »Soso?«
    »Jawohl, Herr Kapitän, verlassen Sie sich darauf. ›Muskeln kann man trainieren, einen Willen aber nicht‹.«
    »Lass mich raten, sagt dein Herr Papa immer.«
    »Jawohl.«
    Schweigend nickte der Kapitän, von seinem Bordjungen beeindruckt, was ihn nur noch mehr durcheinander brachte. Er erhob sich und sagte: »Du nimmst Logis beim Basken . Der ist unser Harpunier. Der wichtigste Mann

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