Letzte Gruesse
Solche Schuhe das nächste Mal auf dem Kongreß in Heidelberg auch kaufen.
«Übrigens …»- Sowtschick durfte schon mal vorausgehen, denn die Herren hatten noch rasch was zu besprechen: Wie das mit dem Skript ist, wurde«Bob»gefragt, ob er ihm das heute mal ins Fach legt? - Ja, das tut er, das tut er gern.
«Soso, also aus Deutschland …»Und das andere Skript legt er ihm dann auch gleich noch hin.
Immer mehr Kollegen wurden begrüßt, links einer und rechts einer, ein professoraler Jogger sogar, ein Herr mit randloser Brille, der in einem Baumwollhemd durch die Gegend trabte. Zwischendurch war ein Student zur Ordnung zu rufen, der mit einem Laubsauger die Wege säuberte. Der Mann machte das irgendwie nicht richtig, Herrgott noch mal, jedenfalls sagte Bloomer zu ihm, seines Wissens müsse andersrum gesaugt werden, und er saugte es ihm vor, wie seiner Meinung nach gesaugt werden müsse.
Und nicht immer gleich auf«drei»schalten,«zwei»tue es durchaus.
Diese Apparate, die Alexander ja schon kennengelernt hatte, setzten sich jetzt in den USA allmählich durch, wie Bloomer sagte. Man sei sich noch nicht ganz einig, ob Leafblower oder Leafsucker vorteilhafter seien. Laub sauger verstopften leicht.
Weiter im Text: Die einzelnen Gebäude der hochberühmten Universität besichtigen, damit man weiß, wo man sich überhaupt befindet. Der ganze Komplex wurde abgeschritten, alles höchst mittelalterlich, mit Kirche, Innenhöfen, Lauben, Refektorien.
Sie schritten Kreuzgänge entlang, an Brunnen vorüber, die ihr Wasser von Schale zu Schale gaben, unterwärts wurde es gereinigt, und oben kam’s frisch wieder heraus, solange so was eben funktioniert.
Und immer landeten sie auf dem Rundgang ganz zufällig in romantischen Winkeln, mit großen und kleinen Views, in denen mächtige Bäume sich regten. Und immer läuteten Glocken irgendwo. Gleichzeitig kam aus der Nähe tierisches Gebrüll: Das waren Sportler, die ihrem Herzen Luft machten.
Die altertümlichen Gebäude waren von einer hohen Mauer umgeben, an der auch Efeu nicht fehlte: Rund um die Alma mater hatten sich nämlich hochkriminelle Elendsansammlungen angesiedelt, an jeder Ecke stand ein Polizist, und jaulen tat’s von nah und fern.
Die hochgotischen Pforten in der Mauer waren jedenfalls allesamt verrammelt, Schießscharten fehlten allerdings, obwohl die Mauer danach schrie.
Weil es sich gerade so ergab, besichtigten sie eine Gemäldegalerie mit Werken jeder Epoche: die Stiftung eines reichen Amerikaners, in der sich neben Holbein, Rubens und Picasso leider auch Bilder von dessen Ehefrau befanden. Die hatten nach dem«Alles-oder-nichts-Gesetz»ebenfalls gehängt werden müssen.
Professor Bloomer dämpfte die Stimme, als er davon sprach, und er verbarg ein kleines Lächeln hüstelnd hinter eingerollter Hand.
Die gotische Tür zum gotischen Lesesaal wurde geöffnet, in dem Studenten hochmotiviert die Werke ihres Eifers studierten. Der holzgetäfelte Saal war unter der Decke nach Art mittelalterlicher Hospitäler mit schweren eichenen Strebungen versehen, an denen verschiedene Wappen angebracht waren, die man in einem Schloß an der Loire abmontiert hatte.
An der Wand standen die Büsten berühmter Leute, von Sokrates bis Lincoln. Und auf der Galerie war eine Sammlung alter Globen auszumachen, die nicht berührt werden durften.
Sowtschick bat um die Erlaubnis, in einem Wörterbuch auf die Schnelle mal eben nachschlagen zu dürfen, woher sich das Wort«envelope»ableite. Das konnte ihm gestattet werden.
Mittelenglisch, altfranzösisch … mit«involviert sein»hing’s zusammen: verwickelt sein in etwas. Das war zu behalten - so etwas setzt sich fest im Gehirn.
Keiner der fleißigen Studenten drehte sich nach dem Gast aus Deutschland um, wie sehr Alexander auch Bedeutsamkeit in seine Mimik legte. Vielleicht schielte der eine oder der andere ja hinter ihm her? Einen Zettel mit«Hier ist hinten!»steckte man ihm jedenfalls nicht an.
Zum Ausruhen wurde ihm in einem Dormitorium ein kahles Zimmer mit dünner, zusammengefalteter Decke auf karger Liegestatt angewiesen: Er dürfe auf gar keinen Fall das Gelände ohne sachkundige Begleitung verlassen, nicht einmal das Gebäude, schärfte Bloomer ihm ein, bloß nicht! Das sei zu gefährlich! Von den hier beschäftigten Leuten sei bisher noch niemand unüberfallen geblieben. Ihm selbst habe man auch schon verschiedentlich die Aktentasche entrissen.
Das Zimmer nicht verlassen?,
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