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Letzte Haut - Roman

Letzte Haut - Roman

Titel: Letzte Haut - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthes und Seitz Verlag GmbH
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Einen verdienstvollen Mann der Waffen SS!“
    „Nicht schuldig!“, sagte Piepenbrock, während Karl Koch wieder nicht reagierte und sich weiter mit seiner Frau unterhielt, was Schmelz zu ärgern begann. Er beobachtete das Ehepaar Koch, das er monatelang verhört hatte und doch nicht zu einem Geständnis hatte bringen können. Würden die Indizien und die Zeugenaussagen und die Beschuldigung durch Sommer ausreichen? Schmelz hoffte es. Er sah das Paar auf der Anklagebank unaufhörlich miteinander reden. Sie tauschten Zärtlichkeiten aus und hielten sich weiter bei den Händen. Sie saßen nach vorne gebeugt und hoben während der gesamten Anklagerede nicht einmal den Blick. Als gäbe es das Gericht gar nicht! Schmelz war das unbegreiflich. Er wollte in die vor Angst und Panik starren Blicke der beiden schauen, um zu wissen, dass er das Richtige getan hatte, aber diese beiden da, die schauten einfach weg! Die ignorierten die Gegenwart einfach!
    Schmelz spürte, dass er selbst angestarrt wurde, blickte nach links und traf genau in den stahlharten, eiskalten Blick von Gruppenführer Schmitt Klevenow, dem er aber standhielt, bis dieser sich abrupt wegdrehte. Schmelz lächelte.
    „Ilse Koch!“, sagte Chefrichter Ende, worauf die Frau aber auch nicht reagierte: „Sie sind der Unterschlagung von Staatsgeldern in den Jahren achtunddreißig bis dreiundvierzig angeklagt, deren Summe sich auf mindestens fünfundzwanzigtausend Reichsmark in bar und sechsundvierzigtausend Reichsmark in Gegenständen zum persönlichen Gebrauch beläuft. Des Weiteren sind Sie angeklagt, Häftlinge misshandelt zu haben oder misshandeln haben zu lassen. Sie sollen für den Tod mehrerer Insassen verantwortlich sein, darunter französische Kriegsgefangene.“
    „Nicht schuldig!“, sagte Piepenbrock: „Und absurd! Sehen Sie sich diese Frau doch nur an!“
    „Martin Sommer“, sagte Ende, ohne auf den Kommentar einzugehen: „Sie haben gestanden, Gefangene mit Fäusten zu Tode geprügelt zu haben. Sie haben gestanden, Gefangene verprügelt und vergiftet zu haben. Des Weiteren haben Sie gestanden, die Häftlinge Krämer und Peix unter Vorhalt falscher Tatsachen erschossen zu haben. Ist das richtig?“
    Sommer sah zum Verteidiger Piepenbrock, rieb sich in einem fort die Oberschenkel und wippte mit dem Oberkörper, wobei er heftig an der Unterlippe kaute.
    „Mein Mandant hofft auf Gnade“, sagte SS Richter Piepenbrock lapidar: „Er macht äußere Umstände geltend.“
    „Alles auf Befehl von ihm da!“, rief Sommer plötzlich: „Von Koch! Du Teufel, du! Du Teufel!“
    Ein Raunen ging durch den Saal.
    „Dich nehme ich mit in die Hölle!“, schrie Sommer, doch Karl Koch zeigte keinerlei Regung.
    „Ruhe, Angeklagter!“, sagte SS Chefrichter Ende und freute sich heimlich, erneut den Hammer schwingen zu können. Er klopfte noch ein paar Mal auf den Tisch, obwohl es längst wieder still im Saal war: „Ruhe! Ruhe! Ich will Ruhe!“
    Er machte sich eine Notiz und sagte: „Waldemar Hoven! Sie sollen in der Krankenstation des Lagers Buchenwald in der Position des Chefarztes Häftlingen und SS Leuten tödliche Injektionen gesetzt haben, um sie aus niedrigsten Gründen zum Schweigen zu bringen. Sie sollen den Zeugen SS Scharführer Blanck mit einer Giftmischung versorgt haben, damit dieser den SS Mann Köhler vergiften konnte, bevor Sie selbst versuchten, den Blanck umzubringen. Insbesondere werden Ihnen die Morde an Köhler und an Freudmann sowie an … Moment! Wo habe ich es denn? Ach hier, an Freudmann sowie an May zur Last gelegt.“
    „Nicht schuldig!“, sagte Piepenbrock, während Hoven mit geradem Rücken und mit auseinander gestellten Beinen aufrecht dasaß und die Arme vor der Brust verschränkt hielt. In seinem Gesicht spielte ein Lächeln, und Schmelz unterdrückte seinen Ärger.
    „Heinrich Hackmann!“, sagte Ende: „Und Ihnen wird als Stellvertretender Lagerleiter von Buchenwald mehrfacher Mord zur Last gelegt, bis zum Jahre zweiundvierzig, bevor Sie zur Partisanenabwehr nach Jugoslawien befohlen wurden. Insbesondere werden Sie für das Aufstellen einer sogenannten Bärenhütte verantwortlich gemacht.“
    „Nicht schuldig!“, sagte Verteidiger Piepenbrock, ohne von den Papieren aufzusehen.
    Hackmann sah einfach nur mit bösem Blick geradeaus, und Schmelz sah ihm geradezu an, wie er das alles nicht verstehen könne, was hier vorgehe.
    Der Sadist in der Rolle des Gequälten, dachte Schmelz, welch seltener Anblick.
    „Gut!“, sagte

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