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Letzte Haut - Roman

Letzte Haut - Roman

Titel: Letzte Haut - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthes und Seitz Verlag GmbH
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Mann?“
    „Sommer, Hauptscharführer Sommer.“
    „Ein einfacher Hauptscharführer leitet den Arrestbunker?“
    „Ja, weil er schon so lange hier ist. Hat direkt mit Koch angefangen, hier alles aufzubauen. Er ist nicht ganz helle in der Birne, aber äußerst effektiv! Der bekommt jedes Geständnis. Von Hause aus Sadist, muss es auch geben, Obersturmführer, muss es alles doch geben hier. – Doch allmählich reicht mir Ihre Fragerei, vergessen Sie nicht, dass ich einen höheren Dienstgrad habe.“
    „Und vergessen Sie nicht meine Kompetenzen! – Tarnat, notieren Sie den Namen“, sagte Schmelz, woraufhin Tarnat erwiderte, er sei schon gemerkt.
    Schmelz fuhr herum, Wut in den Augen, und brüllte jähzornig los, Tarnat solle den Namen aufschreiben und ihn sich nicht merken. Verstört entglitten dem Untersturmführer die Gesichtszüge für einen Moment, ehe er sich sammeln konnte und den Namen des Hauptscharführers übertrieben deutlich auf die Rückseite einer Kneipenrechnung schrieb, die er glücklicherweise in den Taschen der Uniform fand.
    „Haben Sie kein vernünftiges Papier, Tarnat, worauf Sie das schreiben können?“, fauchte Schmelz.
    Verstohlen reichte Liebig seinem Kollegen ein weißes Blatt, das einmal gefaltet war, und vermied es, Schmelz oder Tarnat anzusehen. Warum war er nicht einfach weitergegangen? Liebig fühlte sich unwohl und nahm sich fest vor, nicht noch einmal bei einer solchen Szene stehenzubleiben. Er musste hart werden, hart wie Kruppstahl! Daran musste er einfach noch arbeiten.
    „Obersturmführer“, sagte Schmidt unbeeindruckt: „Ich werde jetzt meine Pflicht erledigen müssen. Bitte treten Sie zur Seite, das wird kein schöner Anblick!“
    Schmidt schickte den Insassen Wunderlich weg, der mit gesenktem Blick loslief, eine Schaufel aufnahm, die er vorher abgelegt hatte, und zum Tor kam, um zurück zur Arbeitskolonne zu kommen.
    Schmidt holte aus, der Ziemer klatschte mit solch einer Wucht auf den Rücken, dass sich sofort Blutrinnsale bildeten. Der Häftling zuckte heftig zusammen, schwieg aber. Noch einmal holte Schmidt aus, schlug zu, und noch einmal holte er aus und schlug zu, der französische Diplomat aber ließ keinen Laut hören, obwohl die Haut schon in Fetzen herunterhing und Blut über die gestreifte Hose floss.
    „Verdammt!“, sagte Schmidt. Ihm war der Schweiß ausgebrochen, und es war ihm peinlich, mit der Vorführung keine Erfolge erzielen zu können. Dabei wollte er es diesem Schnösel von Ermittlungsrichter doch zeigen. Der sollte doch einmal sehen, wie gut hier gearbeitet wurde. Wie gründlich. Der sollte doch seinen Namen in guter Erinnerung behalten. Wer weiß schon, warum der den Namen von Sommer notiert haben wollte, dachte der Hauptsturmführer: Vielleicht wird Sommer alt? Oder was ist es?
    Erneut holte Hans Schmidt aus, der Ochsenziemer landete auf dem schutzlosen Fleisch, und plötzlich lag ein herzzerreißender Schrei in der Luft, wie Liebig fand, und ehe er es sich versah, sprang er auf Schmidt zu, der gerade wieder ausholte, und hielt dessen erhobenen Arm fest. Er starrte dem Mann, unfähig, etwas zu sagen, hasserfüllt in die Augen.
    „Was soll das?“, fragte Schmidt und befreite sich vom Griff Liebigs, während der französische Diplomat bewusstlos zusammensackte: „Sind Sie verrückt geworden?“
    „Nein!“, presste Liebig hervor und ließ sich nur widerstrebend den Griff um den Unterarm des Hauptsturmführers lockern.
    „Ich werde Sie melden, Mann!“, schrie Schmidt, außer sich: „Ich werde Sie melden! Angriff auf einen Offizier! Tätlicher Angriff! Sie sind eine Schande, Mann!“
    „Das werden Sie nicht tun!“, sagte Schmelz.
    „Und warum nicht?“
    „Weil es mein Mann ist. Und weil Sie wissen, wer ich bin!“, sagte Schmelz ruhig und mit fester Stimme: „Oder wissen Sie es etwa nicht? Dann sage ich es Ihnen gerne noch einmal.“
    „Doch, ich weiß es!“, fügte sich Hauptsturmführer Schmidt, während seine Augen weiterhin funkelten.
    „Und weil Sie es wissen, werden Sie diesen Vorfall vergessen!“, setzte Schmelz nach und gab seinen Männern ein Zeichen, ihm zu folgen.
    „Was Liebig Ihnen bedeutet wollte“, sagte Tarnat, ehe er zu seinem Vorgesetzten aufschloss: „Das war lediglich, dass Sie Ihre Kräfte schonen sollen. Mehr wollte er mit dieser Aktion gar nicht zum Ausdruck bringen. So müssen Sie die Sache sehen, Hauptsturmführer.“
    Arschlöcher, dachte Schmidt und prügelte auf den besinnungslosen Diplomaten ein, bis

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