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Letzte Haut - Roman

Letzte Haut - Roman

Titel: Letzte Haut - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthes und Seitz Verlag GmbH
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Untersturmführer!“
    Man hätte meine können, fand Liebig, dies wäre einstudiert worden. War er beim ersten Brüllen noch zusammengezuckt, amüsierte es ihn jetzt fast, da er bemerkte, wie die Kochs bei diesem Gebrüll nervös wurden. Es übertönte das Kreischen der hysterischen Koch, die ein paar Atemzüge innehielt und zuhörte.
    „Obersturmführer! Wir haben im Jägerhof am Alex immer eine gute Masche für solcherlei Fälle“, brüllte Tarnat: „Den Verdächtigen einen Sack über den Kopf ziehen, dann können sie während des Transportes von niemandem identifiziert werden. Nur für den Fall der Fälle!“
    „Ausgezeichnet!“, brüllte Schmelz mit der ganzen Luft zurück, die er in der Lunge gesammelt hatte, woraufhin Ilse Koch wieder zu kreischen begann, ehe sie kurz darauf von Liebig unterbrochen wurde, der ihr ein Putztuch in den Mund stopfte. Hörbar atmete er auf und sah zu Schmelz.
    „Tarnat“, sagte Schmelz nun mit normaler Stimme: „Sie selbst bringen die beiden in die vorbereiteten Zellen und postieren sich vor den Zellentüren, bis sie von Heinze abgelöst werden. Sie sind persönlich verantwortlich, Untersturmführer Tarnat!“
    Tarnat nickte und brachte die Verhafteten hinaus.
    „Der ehemalige Kommandant des KL Buchenwald sitzt nun in seinem eigenen Arrestbunker fest. Den er selbst gebaut hat!“, sagte Liebig.
    „Ja, so kann’s gehen“, sagte Kurt Schmelz: „mit dem Gesetz ist nicht zu spaßen.“
    „Wir bräuchten die beiden nur in einen der Blöcke zu bringen und mit den Häftlingen dort alleine zu lassen“, sagte Heinze: „Dann könnten wir uns die ganze Beweisführung sparen.“
    „Heinze!“, sagte Kurt Schmelz: „Ich habe mehr Ehre von Ihnen erwartet. Sie müssen noch Einiges lernen. Es kommt auf die beiden gar nicht an! Es kommt auf viel mehr an. Die wahre Bibel ist das Gesetzbuch. Und nur Weise dürfen daran mitschreiben.“
    „Obersturmführer, von Ihnen will ich alles gerne lernen“, sagte der junge Obersturmmann, und Kurt Schmelz überfiel eine Gänsehaut. Er fühlte etwas! Was fühlte er? Etwas, das aus tiefstem Inneren kam! Schmelz überlegte lange, bis ihm klar wurde, dies war ein Gefühl, dies war ein wahres und unverbrauchtes Gefühl, dies war ein Vatergefühl.
    Er sah Heinze mit hochgezogenen Brauen an und brachte lediglich ein mechanisches Nicken zustande.
    Er räusperte sich und sagte: „Machen wir uns jetzt an die wahre Arbeit, meine Herren. Es ist für den Prozess äußerst wichtig, dass wir alles auf eine Liste setzen, was wir hier finden. Wir müssen genauestens protokollieren. Was genau habe ich vor mir, wie viel Stück davon, ist es mit Stempeln oder Ähnlichem gekennzeichnet. Meine Herren, die Inventur muss lückenlos sein, sonst taugt sie gar nichts. Alles aufnehmen. Teppiche, Geschirr, und überall nachsehen, Dach, Keller, einfach überall! – Heinze, Sie nehmen den Keller und die Eingangshalle. Ich nehme die erste und zweite Etage. Liebig nimmt das Dach und die Nebengebäude. Ab!“
    Und während sie suchten und protokollierten, wurde Kurt Schmelz immer entspannter und zufriedener. Sie fanden zu Barren geschmolzenes Gold, Gemälde und andere Kunstgegenstände, übermäßig viele kostbare Pelze und zweihundertfünfzigtausend Reichsmark in bar. Die Inneneinrichtung des Hauses bestand aus kostbaren Möbeln, Schmelz hatte so etwas noch nie gesehen. Das Bad war mit Marmor verkleidet, die Armaturen waren vergoldet, und in der ersten Etage gab es eine riesige Sauna.
    Die Unterschlagung ist offensichtlich, dachte er, die Indizien haben zu handfesten Beweisen geführt. Ein Glück, dass noch nichts abtransportiert worden ist. Jetzt können wir sie in den Verhören mit den Reichtümern konfrontieren, und sie werden es nicht erklären können. Alles Reichseigentum, was hier steht! – Nur schade, dass wir den Wagen nicht mit aufnehmen können, der ja ein Geschenk von Obergruppenführer Pohl ist. Und gegen Geschenke hat man ja leider als Jurist keine Handhabe, es sei denn, der Schenkende verfängt sich im Netz! Warten Sie, Herr Obergruppenführer Pohl, warten Sie nur ab und fühlen Sie sich sicher. Über diesen BMW werden Sie noch stolpern!
    Sie brauchten bis zum späten Vormittag, um alles aufzunehmen, durchsuchten zur Sicherheit die ganze Villa noch einmal, wobei Heinze sich die Bereiche vornahm, die Liebig abgearbeitet hatte, Schmelz die von Heinze und Liebig die von Schmelz. Auf diese Art könne ihnen vor Gericht keine Irrtümer unterstellt werden, hatte

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