Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Letzte Haut - Roman

Letzte Haut - Roman

Titel: Letzte Haut - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthes und Seitz Verlag GmbH
Vom Netzwerk:
Offiziere, die in den anderen Villen wohnten, würden die Hunde loslassen. Nur ein Laut!
    Doch Schmelz schob alle Bedenken weg und erinnerte seine Leute daran, erst loszuschlagen, wenn Koch drinnen war. Keinen Laut vorher! Keinen einzigen.
    Tarnat hielt das Schweigen nicht mehr aus und sagte leise: „Ein wahrer Traum!“
    Die ganze Zeit hatte er bewundernd den Wagen gemustert und sich kaum um den Fahrer gekümmert. Er wusste, dass dieser BMW das neueste Modell war und dass dieses Auto eine Sonderanfertigung speziell für Koch war. Die Lüftungsschlitze des Motorraumes waren vorn mit Silberstangen verkleidet. Das Armaturenbrett war aus Mahagoni. Das Lenkrad war mit Krokodilleder bezogen und in der Mitte prangte ein Smaragd in der Größe eines Hühnereies. Diamanten funkelten auf dem Knauf des Schaltknüppels. Dieses Modell, das offiziell noch gar nicht im Handel war und mit all diesen dekadenten Extras ausgestattet war, dieses Auto war ein Geschenk des Obergruppenführers Pohl an seinen alten Freund Karl Koch, mit dem er und Himmler schon in der Systemzeit zusammen gekämpft hatten. Tarnat wusste auch, dass diese alten Kämpfer einen ganz eingeschworenen Verein bildeten. Eine Verschwörung, die sie nun auseinanderzunehmen gedachten! Tarnat grinste und musterte nun auch Koch, der langsam und sich ständig unerwartet umsehend die Treppe nach oben stieg. Für einen Moment verschwand er hinter einer der Marmorsäulen, aber dann war er endlich an der Tür und steckte den Schlüssel ins Schloss. Er trat ein und saß in der Falle.
    „Vorsicht ist gut für den Rückzug, aber schlecht für den Angriff“, sagte Obersturmführer Doktor Kurt Schmelz daraufhin so laut, dass seine Leute zusammenzuckten. Er schrie: „Männer – los!“
    Als erster sprang Obersturmmann Heinze auf, dicht gefolgt von Liebig. Ihre Gedanken müssten noch im Gebüsch sein, während ihre Körper schon über den Weg sprinteten, meinte Schmelz, der ihnen dicht auf den Fersen war. Tarnat war zurückgeblieben, aber davon war auszugehen gewesen! Schmelz brüllte wieder: „Los! Los!“
    Die beiden Jungen erhöhten sofort den Sprint noch einmal. Schmelz sah die Waffen in ihren Händen in der Dunkelheit schimmern. Kurz vor der Villa trennten sie sich, und während Heinze zum Hintereingang lief, um ihn abzusichern, sprang Liebig geduckt die Stufen hoch. Hinter den Säulen Deckung suchend; ganz so, wie er es in der Waffen SS gelernt hatte. Schmelz war bei ihm. Sie standen links und rechts des Haupteingangs. Sie sahen, wie Tarnat zum hinteren Ausgang verschwand. Und leise zählte Kurt Schmelz bis zehn. Er klingelte.
    Es geschah nichts, er klingelte noch einmal, klopfte, doch nichts geschah. Liebig hämmerte mit dem Knauf der Pistole gegen die Holztür. Die Aktion geriet ins Stocken, Schmelz wurde panisch. Er sah schon, wie Koch telefonierte, und gerade wollte er den Befehl zum Aufbrechen geben, als die Tür nach innen hin aufflog.
    „Schmelz, Sie Drecksau!“, schrie Ilse Koch: „Das kostet Sie Ihren Kopf! Brieffälschung! Das war’s! Mein Mann telefoniert schon mit Heinrich Himmler, und du …“
    Schmelz warf sie zur Seite, Liebig fiel über sie her und hielt sie fest, während Schmelz von Sinnen vor Angst durch die Eingangshalle lief, wo ihm Heinze und Tarnat entgegenkamen.
    „Oben!“, brüllte er Heinze zu.
    Er war noch in der Mitte der Halle, doch Obersturmmann Heinze befand sich schon auf der Treppe, war in der ersten Etage, sah sofort den matten Lichtschein, der an der halbgeöffnete Tür vorbeidrang, und hatte sie schon ganz aufgestoßen. Er sah den kahlköpfigen Mann am Schreibtisch stehen und den Telefonhörer in der Hand halten.
    „Weck ihn! Sofort!“, schrie Koch ins Telefon und fingerte am Halfter seiner Uniform, doch Heinze war schon bei ihm, schlug ihm kurzerhand die Faust gegen das Kinn. Der Telefonhörer fiel auf den Schreibtisch, eine rufende Kinderstimme war aus ihm zu hören, doch Karl Koch hatte schon fast die Dienstwaffe aus der Gürteltasche, ehe Heinze ihn mit der Schulter rammen und gegen ein Bücherbord schleudern konnte. Mit Gold verzierte Schwarten purzelten auf den Standartenführer, der sich mit beiden Händen schützen musste. Das zwei Meter hohe Bord wankte immer mehr und brach schließlich über Karl Koch zusammen. Wie irrsinnig warf Heinze die Bücher hinter sich, schleuderte die Bretter weg und trat mit dem Haken des Stiefels kräftig auf den Unterarm Kochs, der die Dienstwaffe schon frei in der Hand

Weitere Kostenlose Bücher