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Letzte Haut - Roman

Letzte Haut - Roman

Titel: Letzte Haut - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthes und Seitz Verlag GmbH
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Akten in seiner alten Ledertasche und bekam von den vor Hunger und Elend stumpfen Blicken nichts mit, die die Straße säumten wie im alten Rom die Gekreuzigten.
    „Was?“, schrie Obergruppenführer Krüger wütend los, nachdem ihm Obersturmführer Doktor Kurt Schmelz ausführlich berichtet hatte: „Was geht in meinem Bezirk vor?“
    „Es ist alles belegt. Dieser Dirlewanger ist eine Seuche. Organisiertes Verbrechen. Vergewaltiger werden zusammengetrieben und übers Land geschickt, um Geld und Kostbarkeiten zu erpressen. Es sind verurteilte Verbrecher.“
    „Und Obergruppenführer Berger ist der verantwortliche Offizier für diese Sauerei?“
    „Ja, allem Anschein nach ja. – Als SS Richter kann ich zwar nicht gegen Dirlewanger vorgehen, der ja nicht in der SS ist, aber ich habe mir einen Weg überlegt: Der Auftraggeber von Dirlewanger ist in der SS. Mit Ihrer Erlaubnis kann ich Obergruppenführer Berger direkt anklagen und der Beihilfe bezichtigen. So kommen wir dann auch an diese Brigade heran. Berger hat sich strafbar gemacht!“, sagte Schmelz.
    „Nein, nein, vielleicht hat er das, aber er ist immer noch ein Freund von Pohl, und auch Dirlewanger ist ein Freund von Pohl! Das werden wir nicht offiziell machen, das machen wir anders. Ich verbrenne mir da nicht die Finger, damit Sie sich profilieren können. Ich verstehe Sie, Sie sind jung und wollen Aufmerksamkeit, aber nicht in meinem Bezirk! Ermitteln Sie kleinere Fälle. Sie können doch nicht wirklich glauben, dass ich Ermittlungen gegen einen Mann in meiner Position zulasse? Das machen wir anders! Sie haben gute Arbeit geleistet, aber Tatsache ist, dass Pohl, Berger und Dirlewanger sich noch aus der Kampfzeit kennen, da hat man gleich alle alten Hasen an der Backe, wenn man einen abschießt! Und Berger kennt den Reichsführer SS noch sehr gut aus der Systemzeit. Begreifen Sie, auch wenn Korruption offensichtlich ist, kann sie doch unsichtbar sein, so läuft das eben ab.“
    „Aber was Recht ist, muss Recht bleiben!“, warf Schmelz mit fester Stimme ein. Er sah schon all seine Karriereträume platzen. Sollte man denn diese Unterschlagung niemals beweisen können, weil sie so sehr abgedeckt wurde von politisch Mächtigen? Schmelz wollte sich damit nicht zufrieden geben und hoffte insgeheim auf Hauptsturmführer Müller und dessen Beziehungen zum Chef der Kripo.
    Na gut, er hatte es sich zu schön ausgemalt. Gleich den Berger zu verhaften, gleich die ganze Wurzel mit dem Baum herauszuziehen, aber wenn das nicht ging, dann wollte er eben den mühsameren Weg gehen und Beamter der Kripo werden, sofern es Müller hinbekam. Schmelz schwieg und sah dem kurz nickenden Krüger zu, der sich mit dem Hauptamt in Berlin verbinden ließ: „Obergruppenführer Berger, sofort!“
    Während er wartete, sagte er zu Schmelz: „Wir können da wenig machen. Diese ominöse Einheit untersteht also direkt Berger und nur Berger. Ich weiß, Berger erhält als Gegenleistung immense Geschenke von Dirlewanger, und unter uns, sogar Pohl bekommt sein Zehntel davon ab. Der bekommt von allem, was im Reich vorgeht, seinen Obolus ab. Wer Geschäfte ohne ihn macht, den schwärzt er beim Reichsführer SS an. Egal, wer es ist. Eigentlich ist Pohl Ihr Mann! Der ist der erste Verbrecher im Reich, mal unter uns. Der ist schwärzer als Schwarzbier aus Böhmen. – Die drei, Berger, Dirlewanger und Pohl, kennen sich also schon aus der Kampfzeit, und Dirlewanger schafft Millionen beiseite, die er sich dann mit Berger teilt, der ihn dafür deckt. Sie werden unter Dirlewangers Männern keine Zeugen finden, die aussagen werden, weil das alles Abschaum ist, der nur Angst vor dem KZ hat. Dirlewanger ist zudem nicht greifbar, weil er die scheiß Partisanentechnik anwendet und laufend den Standort wechselt. – Das nenne ich ein perfektes Verbrechen, Obersturmführer, so etwas ist das wahre perfekte Verbrechen.“
    „Aber irgendwas tun, das muss man doch. Ich bin Richter! Was Recht ist, muss Recht bleiben“, versuchte es Schmelz noch einmal.
    „Ja, sicher, sicher! – Immer bis zu einem gewissen Dienstgrad, äh, Grad, meine ich, Grad!“, sagte Krüger und lauschte plötzlich am Telefonhörer, ehe er sagte: „Obergruppenführer Berger, was sind mir da für schlimme Sachen zu Ohren gekommen? – Wie geht’s der Familie? – Die Kinder? – Schön, sehr schön! – Berger, sagen Sie, das mit Ihrer Brigade, das geht ja gar nicht! Nicht in meinem Bezirk, verstehen Sie das? – Was ich meine? – Mir

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