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Letzte Instanz

Letzte Instanz

Titel: Letzte Instanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Deal gehört. Wallace war sein Vizepräsident gewesen, wurde aber 1944
durch Harry Truman vom Spitzenplatz der Demokraten verdrängt. Wallace kämpfte
weiter gegen Trumans reaktionäre Politik, wie er es nannte, wurde als
Kommunistenfreund gebrandmarkt und erlitt achtundvierzig eine schwere
Niederlage als Kandidat der Progressiven.«
    »Waren die Progressiven in Wirklichkeit
Kommunisten?«
    »Nein, das waren sie nicht. Die
Progressiven wurden das Opfer einer gut geführten Kampagne der Demokraten, die
darauf abzielte, sie in der öffentlichen Meinung als Kommunisten abzustempeln.
Man könnte sagen, sie gehörten zu den ersten Opfern des antikommunistischen
Kreuzzugs.«
    »Huh«, sagte Rae. »Interessant. Aber
was hat es mit unserem Fall zu tun?«
    »Möglicherweise nichts. Aber ich konnte
der Versuchung nicht widerstehen, dir eine Lektion in Geschichte zu geben.«
Jack blinzelte mich an und runzelte dann die Stirn. »Warum machst du so ein
seltsames Gesicht?«
    »Mache ich das?« sagte ich. »Ja, stimmt
wohl. Irgendwie bestehen hier vage Zusammenhänge.«
    »Inwiefern?«
    »Das kriege ich jetzt noch nicht auf
die Reihe. Ich brauche weitere Einzelheiten.« Ich sah mich um und entdeckte
eine lange Telefonschnur, die sich über den Fußboden schlängelte, stand auf und
folgte ihr. Sie führte zu einem Stapel schmutzigen Eßgeschirrs auf der
Abtropffläche neben der Spüle. Dahinter fand ich das Telefon. Das Küchentelefon
war das einzige Relikt aus jener Zeit, als rote Apparate mit acht Meter langen
Kabeln zum allgemeinen Inventar bei All Souls gehörten. Mit der Zeit trat ein
raffinierteres System an ihre Stelle, und ich jedenfalls vermißte es nicht,
ihnen durch ein oft unentwirrbares Durcheinander von Kabeln nachspüren zu
müssen. Ich rief die Mordkommission an, aber Adah Joslyn war nicht im Dienst.
An ihrem Privatanschluß meldete sich niemand. Als nächstes grub ich ein
Telefonbuch von San Francisco aus unter einem Haufen Kochbücher, die auf dem
Fußboden unter einem Hackklotz lagen. Ich fand den Eintrag eines Rupert Joslyn
nur ein paar Blocks weiter an der Powhattan Avenue. Ich fragte mich für einen
kurzen Moment, ob Adah mir einen Anruf bei ihren Eltern ohne vorherige
Absprache mit ihr wohl verübeln würde. Aber dann zuckte ich mit den Schultern
und wählte.
    Mrs. Joslyn meldete sich. Sie sagte,
ihr Mann und sie würden sich freuen, mit einer Freundin von Adah über Zeitgeschichte
zu diskutieren, und schlug vor, ich solle in einer halben Stunde vorbeikommen.
Ich sagte zu und grabschte mir noch ein Stück Pizza, bevor Rae und Jack den
letzten Rest verputzen konnten.
     
    Das Haus der Joslyns war ein Bungalow.
Er war mit sandfarbenem Kunststein verkleidet, der jeden Betrachter
augenblicklich dazu bringen mußte, der Verwendung von synthetischem Baumaterial
für immer abzuschwören. Als ich an der Tür läutete, bereitete ich mich
innerlich darauf vor, nun Menschen gegenüberzutreten, die Adah »interessant«
genannt hatte, »vor allem dann, wenn man nicht mit ihnen Zusammenleben muß«.
    Und ich wurde angenehm überrascht.
Barbara Joslyn, eine attraktive Frau in frech gestreiftem Kaftan, war herzlich
und freundlich und sehr um ihren Gast bemüht. Ihr Mann Rupert, groß und
muskulös, dessen Alter nur die graumelierten Haare verrieten, war ruhiger, aber
durchaus umgänglich. Während seine Frau den Kaffee holte, bat er mich in ihr
schlicht möbliertes Besuchszimmer, öffnete die Fenster und machte eine
Bemerkung über die für die Jahreszeit ungewöhnliche Wärmeperiode. Als Mrs.
Joslyn zurückkam, entschuldigte ich mich dafür, daß ich so spät am Abend bei
ihnen hereinschneite und begann ohne Umschweife mit meinen Fragen.
    »Jane und Larry Woods?« sagte Rupert
Joslyn. »Natürlich kannte ich die. Wenn Sie Bernal Heights schon jetzt eher für
einen kleinen Stadtteil halten, hätten sie ihn erst mal gleich nach dem Krieg
sehen sollen.«
    »Ich habe sie nicht gekannt«, sagte
Barbara Joslyn, »aber ich weiß, was mit all diesen Menschen passiert ist.
Kriminell, einfach kriminell.«
    »Was ist denn mit ihnen passiert?«
fragte ich. »Ich weiß nur, daß Jane Woods im Dezember 1949 an Lungenentzündung
gestorben ist.«
    Die beiden tauschten Blicke. »Es war
eine Lungenentzündung, das stimmt«, sagte Rupert. »Aber sie wurde erst richtig
schlimm durch die Situation. Jane hat sich einfach aufgegeben.«
    »Man hat ihr das Leben genommen ,
wenn auch indirekt«, sagte Barbara.
    »Fang doch nicht wieder damit

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