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Letzte Nacht in Twisted River

Letzte Nacht in Twisted River

Titel: Letzte Nacht in Twisted River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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Kopfnuss. Danny nahm zwei Bier aus der Wanne und wischte die Flaschenhälse an seinen Boxershorts ab. »Das war eine phantastische Idee, Rolf«, sagte er zu dem Fotografen. »Schade, dass Amy nicht in der Feuerstelle gelandet ist.«
    »Scheiße«, sagte Rolf und stand auf. Er war ein wenig wacklig auf den Beinen. »Keiner kümmert sich um das Schwein auf dem Grill, das ganze Tohuwabohu hat uns abgelenkt.«
    »Gibt es hier einen Flaschenöffner?«, fragte ihn Danny.
    »Irgendwo in der Küche muss einer sein«, antwortete Rolf. Der bärtige Maler, den Amy mit ihrer Links-Rechts-Kombination erwischt hatte, hielt sich ein nasses T-Shirt vors Gesicht, das er zwischendurch immer wieder ins Eiswasser tunkte.
    »Was macht das Spanferkel für Fortschritte?«, fragte ihn Danny.
    »O Gott«, rief der Maler und eilte Rolf in Richtung des qualmenden Erdlochs nach.
    Auf dem Esszimmertisch standen ein Kartoffelsalat, ein grüner Salat und eine Art Nudelsalat, dazu der Wein und Spirituosen.
    »Findest du, dass irgendwas von dem Essen interessant aussieht?«, fragte Danny Joe. Er hatte in der Küche vergeblich einen Flaschenöffner gesucht und schließlich beide Bierflaschen am Griff einer Schublade geöffnet. Das erste Bier trank er sehr schnell, das zweite kaum langsamer.
    »Wo ist Fleisch?«, fragte Joe.
    »Das ist wohl noch auf dem Grill«, sagte sein Dad. »Komm, wir sehen mal nach.«
    Jemand hatte ein Autoradio eingeschaltet, damit sie draußen Musik hören konnten. Es lief Donovans
Mellow Yellow.
Rolf und der bärtige Maler hatten gemeinsam den Bettrost von der Feuerstelle gewuchtet, wobei sich der bärtige Maler die Hände verbrannt und Rolf daraufhin seine Jeans ausgezogen und als Topflappen benutzt hatte. Als Rolf sich die Jeans wieder anzog, bluteten seine Nase und die Wunde über der Augenbraue immer noch. Einige Teile des Spanferkels waren vom Bettrost ins Feuer gefallen und verkohlt, doch es gab noch jede Menge Essbares, und es war auf jeden Fall gut durchgebraten - ja es sah sogar ausgesprochen durch aus.
    »Was ist das?«, fragte Joe seinen Dad.
    »Schweinebraten - du magst Schwein doch«, erinnerte Danny ihn.
    »Früher war es mal ein Schwein«, erklärte Rolf dem Zweijährigen.
    »Ein ziemlich kleines, Joe«, fuhr Danny fort. »Keines von deinen großen Freunden im Pferch.«
    »Wer hat es totgemacht?«, fragte Joe. Er bekam keine Antwort, doch das bemerkte Joe gar nicht - er wurde abgelenkt. Lady Sky beugte sich über das angekokelte Spanferkel auf dem Bettrost; der kleine Joe war sichtlich von ihr beeindruckt und schien damit zu rechnen, dass sie sich wieder in die Lüfte erheben und davonfliegen würde.
    »Lady Sky«, rief der Junge. Amy lächelte ihn an. »Bist du ein Engel?«, fragte Joe sie. (Für Danny sah sie allmählich wie einer aus.)
    »Na ja,
manchmal
schon«, sagte Lady Sky. Auch sie wurde abgelenkt. Ein Auto bog in die lange Auffahrt zur Schweinefarm ein - wahrscheinlich Pilot und Kopilot des kleinen Flugzeugs, dachte Danny. Amy warf einen zweiten Blick auf das Spanferkel.
    »Doch es gibt Tage, da bin ich bloß Vegetarierin«, sagte sie zu Joe. »So wie heute zum Beispiel.«
    Im Autoradio sang Merle Haggard
I'm a Lonesome Fugitive;
vermutlich hatte jemand den Sender gewechselt. Draußen auf dem Rasen hatte Katie allein - oder mit dem Weinglas - vor sich hin getanzt, doch jetzt blieb sie stehen. Alle warteten neugierig auf den Piloten und seinen Kopiloten, und sei es nur, um zu sehen, was bei ihrer Ankunft passieren würde. Ehe die beiden Männer ausstiegen, ging Amy zu ihrem Wagen.
    »Du kannst mich mal, Georgie - und du kannst mich auch, Pete«, begrüßte sie die beiden.
    »Wir waren zu hoch, um die Schweine zu sehen, Amy. Als du gesprungen bist, konnten wir sie wirklich nicht sehen«, erklärte einer der Männer. Er reichte ihr etwas zum Anziehen.
    »Du kannst mich mal, Pete«, wiederholte Amy. Sie warf ihr Badetuch nach ihm.
    »Beruhig dich, Amy«, sagte der andere Mann. »Die Typen auf der Farm hätten uns sagen müssen, dass es hier Schweine gibt.«
    »Tja - das hab ich ihnen klargemacht, Georgie«, sagte Amy.
    Georgie und Pete musterten die Künstler unter den Gästen. Sie hatten wohl bemerkt, dass Rolf blutete und der bärtige Maler sich immer noch ein nasses T-Shirt aufs Gesicht drückte. Bestimmt war Pilot und Kopilot klar, dass das Amys Werk war.
    »Wer ist in den Schweinepferch gerannt und hat dir geholfen?«, fragte Pete.
    »Seht ihr den kleinen Burschen in den Boxershorts? Der Vater des

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