Letzte Nacht in Twisted River
ging zum Auto, brachte den Kindersitz in die Küche und wusch das Erbrochene ab. (Wahrscheinlich wäre es ungefährlicher gewesen, Joe das Schweinefleisch essen zu lassen statt des Kartoffelsalats, dachte er.)
Später duschte Danny und wusch sich noch einmal die Haare. Wahrscheinlich hatte er nach dem Wein noch fünf Bier getrunken. Auf ein weiteres hatte Danny keine Lust, aber ins Bett wollte er auch nicht gehen, und er hatte zu viel getrunken, um ans Schreiben auch nur zu denken. Katie würde die Nacht über wegbleiben, das stand für ihn fest.
Sie hatten noch Wodka - den Katie trank, wenn sie nicht wollte, dass ihr Atem nach Alkohol stank - und etwas Rum aus Barbados. Im Kühlschrank fand Danny eine Limette; er schnitt eine Scheibe davon ab, gab sie samt Eis in ein hohes Glas und füllte das Glas mit Rum. In sauberen Boxershorts setzte er sich damit im dunklen Wohnzimmer eine Weile ans offene Fenster und beobachtete den Verkehr auf der Iowa Avenue. Es war die Zeit im Frühling, wo einem die Frösche und Kröten besonders laut vorkommen - vielleicht weil sie uns den ganzen Winter über gefehlt haben, dachte Danny.
Er fragte sich, wie sein Leben wohl verlaufen wäre, wenn er statt Katie eine Frau wie Lady Sky kennengelernt hätte. Möglicherweise lagen die Fallschirmspringerin und er vom Alter her doch nicht so weit auseinander, wie er zuerst vermutet hatte. Vielleicht hatte sie schlimme Dinge erlebt, die sie älter aussehen ließen, als sie war, spekulierte er. (Damit meinte Danny nicht die Narbe von ihrem Kaiserschnitt, sondern Schlimmeres.)
Später wachte Danny auf dem Klo auf, wo er mit einer Zeitschrift auf dem Schoß eingeschlafen war; das leere Glas mit der Limettenscheibe glotzte ihn vom Badezimmerboden aus an. Es war kühl geworden. Danny machte das Licht in der Küche aus, wo er sah, dass er mehr als ein Glas Rum getrunken hatte - die Flasche war fast leer -, er erinnerte sich jedoch nicht, dass er sich einen zweiten (oder dritten) Drink eingeschenkt hatte.
Er sollte wohl besser noch mal nach Joe sehen, bevor er ins Bett wankte, und vielleicht sollte er dem Jungen einen Schlafanzug anziehen, doch Danny fand, um das schlafende Kind anzukleiden, sei er jetzt zu ungeschickt. Stattdessen schloss er das Fenster im Kinderzimmer und vergewisserte sich, dass die Seitengitter des Kinderbetts oben waren.
Selbst wenn die Gitter unten gewesen wären, hätte Joe nicht aus dem Bett fallen können, und außerdem war der Junge in einem Alter, wo er aus dem Bett kletterte, egal, ob die Gitter unten waren oder nicht. Manchmal waren sie nicht richtig gesichert, konnten verrutschen und der Junge sich die Finger einklemmen. Danny vergewisserte sich noch einmal, dass die Gitter auch wirklich oben und eingerastet waren. Joe lag auf dem Rücken und schlief fest, als Danny sich über das Seitengitter beugte und seinem Sohn einen Gutenachtkuss gab, was nicht einfach war bei der Menge, die er getrunken hatte - um ein Haar hätte er das Gleichgewicht verloren.
Er ließ Joes Schlafzimmertür offen, damit er den Jungen hörte, falls der aufwachte und weinte. Die Tür des Elternschlafzimmers ließ er ebenfalls offen. Der Wecker auf dem Nachttisch zeigte kurz nach drei Uhr morgens, als Danny endlich ins Bett ging. Katie war von ihrem Besuch bei Roger noch nicht zurück, sofern es überhaupt Roger war, den sie besuchte.
Sobald Danny die Augen schloss, fing das Schlafzimmer an, sich zu drehen. Er schlief mit offenen Augen ein - wenigstens glaubte er das, weil seine Augen sich sehr trocken anfühlten, als er am nächsten Morgen von einer Männerstimme geweckt wurde.
»Auf der Straße ist ein Baby!«, brüllte irgendein Trottel.
Danny roch das Marihuana. Offenbar war er noch nicht richtig wach, denn er bildete sich ein, der schreiende Mann wäre bekifft. Doch der Grasgeruch kam von dem Kissen neben ihm. Dort schlief die nackte Katie. Sie hatte die Decken abgeschüttelt, und ihre Haare rochen wieder nach Marihuana. (Danny hatte schon länger den Eindruck, dass Roger ständig kiffte.)
»Wem gehört das Baby?«, rief der Mann. »Das Baby muss doch
irgendwem
gehören!«
Gelegentlich drang aus der lärmenden Studentinnenverbindung weiter westlich an der Iowa Avenue oder aus dem Stadtzentrum irres Geschrei bis zu ihnen, aber nie während des morgendlichen Berufsverkehrs.
»Baby auf der Straße!«, wiederholte der Irre mehrmals. Im Schlafzimmer war es kalt, wie Danny erst jetzt merkte. Er war bei offenem Fenster eingeschlafen, und
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