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Letzte Nacht in Twisted River

Letzte Nacht in Twisted River

Titel: Letzte Nacht in Twisted River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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kleinen Jungen, das ist er«, sagte Amy. »Mein
Retter.«
    »Danke«, sagte Pete zu Danny.
    »Wir wissen das sehr zu schätzen«, sagte Georgie.
    Angezogen sah Lady Sky kaum weniger beeindruckend aus als nackt, was auch daran lag, dass sie sich wie ein Mann kleidete - von der Unterwäsche abgesehen, die schwarz und knapp war. Amy trug ein blaues Arbeitshemd aus Jeansstoff, das sie in die Hose steckte, und eine Jeans mit Gürtel samt einer großen Schnalle; ihre Cowboystiefel hatten ein Klapperschlangenmuster. Sie ging zu Danny, der den kleinen Joe im Arm hielt. »Falls du je in Schwierigkeiten steckst, komme ich wieder«, sagte Lady Sky zu dem Jungen. Sie beugte sich vor und küsste ihn auf die Stirn. »In der Zwischenzeit passt du auf deinen Daddy auf.«
    Katie tanzte wieder allein vor sich hin, beobachtete aber, was für einen Wirbel die Fallschirmspringerin um ihren Mann und ihr Söhnchen machte. Sie ließ die große Frau nicht aus den Augen. Im Radio lief ein Song von dem Rolling-Stones-Album
Between the Buttons,
aber Danny erinnerte sich nie, wie der Song hieß. Mittlerweile hatte er ein drittes Bier intus und widmete sich seinem vierten - und das auf den Rotwein und auf leeren Magen. Offenbar hatte wieder jemand den Sender gewechselt. Danny hatte zugesehen, wie Lady Sky seinen Sohn küsste, und gespürt, dass dieser Kuss eigentlich für ihn bestimmt war. Amy wusste wohl, dass man bei Eltern am besten Eindruck schindet, wenn man zu dem geliebten Kind nett ist. Aber wer
war
sie überhaupt?, fragte sich Danny. Der Kaiserschnittnarbe nach zu urteilen war sie Mutter, und Danny fragte sich, ob einer der beiden Clowns neben ihr vielleicht ihr Mann oder ihr Freund war.
    »Kriegen wir was zu essen?«, fragte Georgie.
    »Glaub mir, Georgie, hier wollen wir nichts essen«, klärte ihn Amy auf. »Nicht mal Pete«, fügte sie hinzu, ohne ihn anzusehen, als könne man nicht zulassen, dass Pete seine eigenen Essensentscheidungen traf. Daraus schloss Danny, dass sie mit keinem der beiden schlief.
    Pilot und Kopilot passten zwar auf, als sie Fallschirm und Gurtzeug in den Kofferraum des Wagens packten, konnten aber nicht verhindern, dass sie dabei Schweinescheiße abkriegten. Amy nahm auf dem Fahrersitz Platz.
    »Fährst du, Amy?«, fragte Georgie.
    »Sieht ganz so aus«, antwortete sie.
    »Ich steig hinten ein«, sagte Pete.
    »Ihr steigt
beide
hinten ein«, befahl Amy. »Ich hab heute schon genug Schweinescheiße gerochen.« Doch ehe die Männer einstiegen, sagte die Fallschirmspringerin: »Seht ihr die hübsche Kleine da drüben, die Tänzerin? Man sieht ihre Titten durch das Hemd - die meine ich.«
    Danny wusste, dass Georgie und Pete Katie schon bemerkt hatten, so wie die meisten Männer.
    »Klar seh ich sie«, sagte Georgie.
    »Was ist mit ihr, Amy?«, fragte Pete.
    »Falls mir mal etwas zustoßen sollte - falls sich mein Schirm nicht öffnet oder so was -, dann könnt ihr sie um alles bitten. Jede Wette, dass sie es tun würde.«
    Pilot und Kopilot sahen einander irritiert an. »Wie meinst du das, Amy?«, fragte Pete.
    »Willst du damit sagen, sie würde ohne Klamotten aus einem Flugzeug springen, so was in der Art?«, fragte Georgie.
    »Damit will ich sagen, sie würde
ohne Fallschirm
aus einem Flugzeug springen«, antwortete Amy. »Hab ich recht, Süße?«, fragte sie Katie.
    Das würde Danny nie vergessen - wie sehr es Katie genoss, im Mittelpunkt zu stehen, egal, aus welchem Grund. Seine Frau hatte ihre Sandalen wiedergefunden, hielt sie jetzt in der einen Hand, das Weinglas in der anderen und bewegte die Füße - sie tanzte immer noch. »Tja, das hinge von den Umständen ab«, sagte Katie und wackelte im Rhythmus der Musik mit dem Kopf, »aber ausschließen würde ich es nicht, nicht grundsätzlich.«
    »Versteht ihr jetzt, was ich meine?«, fragte Amy Georgie und Pete, als die beiden auf dem Rücksitz Platz nahmen. Dann fuhr die Fallschirmspringerin los, doch nicht ohne den Künstlern durchs Fenster nochmals den Stinkefinger zu zeigen. Patsy Cline sang im Radio, und Katie hörte auf zu tanzen; offenbar hatte wieder jemand den Sender gewechselt.
    »Ich will das Schwein nicht essen«, teilte Joe seinem Dad mit.
    »Auch gut«, sagte Danny. »Dann suchen wir uns was anderes.«
    Er trug den Jungen zu seiner Mutter. Katie wiegte sich nur noch auf der Stelle, als warte sie darauf, dass eine andere Musik gespielt würde. Sie war offensichtlich betrunken, roch aber nicht mehr nach Marihuana - sie hatte sich auch den letzten

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