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Letzte Nacht in Twisted River

Letzte Nacht in Twisted River

Titel: Letzte Nacht in Twisted River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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wiederholte May kopfschüttelnd.
    »Sie können uns ein Stück Apfelkuchen und einen Blaubeer-Cobbler bringen«, sagte Dot der Kellnerin.
    »Die teilen wir uns«, ergänzte May.
    Damit hätte es enden können, wenn Danny nicht gesprochen hätte; seine Stimme brachte Dot und May dazu, ihn sich genauer anzusehen. Zunächst war ihnen die äußerliche Ähnlichkeit des Schriftstellers mit seinem Vater als jungem Mann entgangen, aber Dannys Sprachgewandtheit erinnerte sowohl Dot als auch May an den Koch. In einem Ort wie Twisted River waren der Wortschatz des Kochs - und seine perfekte Aussprache - aufgefallen.
    »Dürfte ich mich erkundigen, ob die beiden Damen hier aus der Gegend sind?«, fragte Danny die alten Zimtzicken.
    »Herr im Himmel, May«, sagte Dot zu ihrer Freundin. »Erinnert dich diese Stimme nicht an früher?«
    »An
viel
früher«, sagte May und musterte Danny unverwandt. »Und sieht er nicht auch noch genau wie Cookie aus?«
    Das Wort
Cookie
genügte, um Danny zu verraten, woher die beiden Alten kamen und warum sie Celeste wegen des Honigs im Pizzateig und eines kleinen hinkenden Kochs so gelöchert hatten.
    »Du hast mal Danny geheißen«, sagte Dot zu ihm. »Hast du auch deinen Namen geändert?«
    »Nein«, antwortete ihnen der Schriftsteller zu rasch.
    »Ich muss den Koch hier kennenlernen«, sagte May.
    »Warum sagst du deinem Dad nicht, er soll mal rauskommen und uns hallo sagen?«, fragte Dot Danny. »Wir haben uns so lange nicht mehr gesehen, wir müssen da einiges nachholen.«
    Celeste kam mit den Nachspeisen, die, wie Danny wusste, die Damen nur vorübergehend ablenken würden.
    »Celeste«, bat Danny, »würdest du Paps bitte ausrichten, dass ihn zwei alte Freundinnen sprechen möchten? Sag ihm, sie sind aus Twisted River.«
    »Unser Koch heißt
Tony«,
sagte Celeste den alten Zimtzicken ein wenig verzweifelt. Sie hatte genug über Twisted River gehört, um zu hoffen, nie wieder etwas darüber zu hören. (Der Koch hatte ihr erzählt, an dem Tag, an dem Twisted River ihn einholte, wäre alles aus und vorbei.)
    »Euer Koch heißt
Cookie«,
sagte Dot der Kellnerin.
    »Sagen Sie ihm einfach, wir
ersticken«,
legte May nach. »Dann kommt er angerannt.«
    »Angehumpelt,
wolltest du sagen«, korrigierte sie Dot, doch ihr Gegacker war nun gedämpft. Für Danny hörte es sich an, als hätten diese Frauen mit seinem Vater noch ein Hühnchen zu rupfen.
    »Du hast die gleiche arrogante Stimme wie dein Daddy«, sagte May zu Danny.
    »Ist die Indianerin auch hier?«, fragte ihn Dot.
    »Nein, Jane ist... schon lange weg«, antwortete Danny.
    In der Küche waren Celestes Augen immer noch trocken, als sie an ihrer Tochter vorbeiging. »Bei der achtköpfigen Gruppe hätte ich ein wenig Hilfe gebrauchen können, Mom«, sagte Loretta zu ihr, »und dann kamen noch drei Paare rein, aber du hast ständig nur mit diesen alten Schnepfen gequatscht.«
    »Diese alten Schnepfen sind aus Twisted River«, sagte Celeste dem Koch. »Ich soll dir von ihnen ausrichten, dass sie
ersticken ...
Cookie.« Noch nie hatte Celeste bei Tony Angel so einen Gesichtsausdruck gesehen - das hatte keiner von ihnen -, aber sie hatte ihn ja auch noch nie »Cookie« genannt.
    »Gibt es Schwierigkeiten, Boss?«, fragte der Sous-Chef.
    »Es war der Honig in der Pizza, stimmt's?«, sagte Celeste. »Ich schätze, der Honig hat es verraten.«
    »Dot und May. Es ist zu Ende, mein Schatz«, sagte Tony Angel zu Celeste; sie fing an zu weinen.
    »Mom?«, sagte Loretta.
    »Ihr kennt mich nicht«, beschwor der Koch sie alle. »Und wohin ich jetzt gehe, werdet ihr nie erfahren.« Er nahm die Schürze ab und ließ sie zu Boden fallen. »Du übernimmst das Kommando, Greg«, sagte er zu dem Sous-Chef.
    »Sie kennen deinen Nachnamen nicht, außer Danny plaudert ihn aus«, brachte Celeste heraus; Loretta hielt ihre schluchzende Mutter im Arm.
    Der Koch ging in den Speiseraum. Danny stand zwischen ihm und den beiden rabiaten Weibern. »Vom Namen
Angel
wissen sie nichts, Paps«, flüsterte Danny ihm zu.
    »Nun, dafür muss man dankbar sein«, sagte Tony Angel.
    »Ein
leichtes
Hinken würd ich das nicht nennen - du vielleicht, May?«, fragte Dot ihre alte Freundin.
    »Hallo, Ladys«, sagte der Koch, trat aber nicht näher.
    »Das Hinken ist
schlimmer
geworden, wenn du mich fragst«, antwortete May Dot.
    »Wieso hast du deinen Namen geändert, Cookie?«, wollte Dot wissen.
    »Tony lässt sich leichter aussprechen als Dominic«, antwortete er, »klingt aber immer

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