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Letzte Nacht in Twisted River

Letzte Nacht in Twisted River

Titel: Letzte Nacht in Twisted River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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mussten. Dann fiel ihnen offenbar ein, dass sie weiter unten geparkt hatten, hinter dem Latchis Theatre.
    Als die alten Zimtzicken weg waren, wandte sich Danny an die verunsicherten und wartenden Restaurantgäste. »Man wird sich sofort um Sie kümmern«, behauptete er, ohne zu wissen, ob das auch nur halbwegs zutraf; bestimmt nicht, wenn Loretta und Celeste immer noch weinten, das wusste er.
    In der Küche war es schlimmer, als Danny erwartet hatte. Selbst der junge Tellerwäscher und der Hilfskellner weinten. Celeste war auf den Boden gesackt, Loretta kniete neben ihr.
»Schrei
mich nicht dauernd an!«, brüllte der Koch in den Telefonhörer. »Hätt ich dich nur nie angerufen, dann müsste ich dir jetzt nicht
zuhörenl«
(Sein Vater telefonierte mit Ketchum, das war Danny sofort klar.)
    »Verrat mir, was ich sagen soll, Greg, und ich sag's ihnen«, versprach Danny dem Sous-Chef. »Da draußen ist ein Tisch mit acht und einer mit sechs Personen. Was soll ich denen erzählen?«
    Greg weinte in die Rosmarin-Rotwein-Reduktion. »Dein Dad hat gesagt, das Avellino ist erledigt«, antwortete ihm Greg. »Das ist sein letzter Abend, hat er gesagt. Er bietet das Restaurant zum Verkauf an, wir können es aber bis dahin selbst führen - falls wir das irgendwie schaffen.«
    »Greg, wie sollen wir das verdammt noch mal
schaffen?«,
rief Celeste laut.
    »Ich hab ja nicht gesagt,
dass
wir's schaffen«, plärrte Greg. »Zunächst mal: weg mit den Red Sox«, sagte Danny und stellte einen anderen Radiosender ein. »Wenn ihr hysterisch rumschreien wollt, solltet ihr hier hinten Musik laufen lassen - sonst kann euch jeder im Restaurant hören.«
    »Ja, ich
weiß,
du hast schon immer gesagt, Vermont liegt zu nahe an Scheiß-New-Hampshire, Ketchum!«, schrie der Koch in den Hörer. »Warum erzählst du mir nicht mal zur Abwechslung was
Brauchbares?«
    »Sag mir, was ich den Gästen erzählen soll«, forderte Danny den nennenden Sous-Chef auf.
    »Sag ihnen, sie sollen nichts Kompliziertes bestellen«, schlug Greg vor.
    »Sag ihnen, sie sollen nach Hause gehen, Herrgott noch mal!«, rief Loretta.
    »Nein, verdammt - sag ihnen, sie sollen
bleiben!«,
rief der Sous-Chef aufgebracht. »Wir schaffen das schon.«
    »Sei kein Arsch, Greg«, sagte die immer noch schluchzende Celeste.
    Danny ging zurück in den Gastraum, wo sich die achtköpfige Gruppe bereits stritt - zweifellos über die Frage, ob sie bleiben oder gehen sollten. Die drei Paare an dem Tisch für sechs waren anscheinend schicksalsergebener oder wenigstens eher bereit, noch zu warten. »Hören Sie«, sagte Danny zu allen, »es gibt eine Krise in der Küche - das ist kein Scherz. Ich würde Ihnen raten, entweder zu gehen oder etwas Unkompliziertes zu bestellen. Pizza beispielsweise oder ein Nudelgericht. Die Rindfleisch-Satayspieße sind übrigens hervorragend, die Calamari auch.«
    Er ging zum Weinregal, dem er ein paar gute Rotweinflaschen entnahm; auch wenn Danny Angel seit 16 Jahren keinen Alkohol mehr trank, kannte er immer noch die Namen der besseren Tropfen. »Der Wein geht aufs Haus«, verkündete er den Gästen und brachte auch Gläser. Um sich von Loretta oder Celeste einen Korkenzieher zu holen, musste er in die Küche zurück, und einer aus der größeren Gruppe bat ihn zaghaft um ein Bier. »Na klar«, sagte Danny. »Ein Bier ist kein Problem. Ich empfehle Ihnen ein Moretti.«
    Wenigstens stand Celeste wieder, allerdings schien Loretta in besserer Verfassung zu sein. »Ein Moretti für die Achtergruppe. Allen anderen habe ich Wein spendiert - aufs Haus«, sagte Danny zu Loretta. »Kannst du die Flaschen entkorken?«
    »Ja, das kriege ich wohl hin«, erwiderte Loretta.
    »Ich kann arbeiten«, behauptete Celeste wenig überzeugend.
    »Du solltest deinen Dad vom Telefon weglotsen, ehe er einen Herzinfarkt kriegt«, sagte Greg zu Danny.
    »Ich ändere nicht
schon wieder
meinen Namen!«, schrie der Koch ins Telefon. »Ich verlasse mein Land nicht, Ketchum! Warum soll ich bitte
emigrieren?«
    »Lass
mich
mit ihm reden, Paps«, sagte Danny; er küsste seinen Vater auf die Stirn und nahm ihm den Telefonhörer aus der Hand. »Ketchum, ich bin's«, meldete er sich.
    »Dot und May!«, tobte Ketchum. »Die beiden würden sogar einen Haufen Waschbärenkacke volllabern! Sobald diese Miststücke Carl begegnen, weiß der, wo er euch findet!«
    »Wie viel Zeit bleibt uns, Ketchum?«, fragte Danny. »Eine sachliche Einschätzung würde mir reichen.«
    »Ihr hättet gestern abreisen

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