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Letzte Nacht in Twisted River

Letzte Nacht in Twisted River

Titel: Letzte Nacht in Twisted River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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genug gewesen war, um Apfelbäume zu pflanzen, führte zu der (vor allem in Paris vertretenen) Ansicht, das Holzfällercamp sei eine zivilisiertere und beständigere Siedlung als Twisted River.
    Von der Anhöhe zwischen diesen beiden Vorposten aus betrachtet, wäre kein Wahrsager so töricht gewesen, der einen oder der anderen Siedlung Erfolg oder Langlebigkeit zu prophezeien. Danny Baciagalupo hatte gehört, wie Ketchum sowohl dem Holzfällercamp in Paris als auch Twisted River den sicheren Untergang vorhersagte, doch Ketchum hatte prinzipiell »nichts für Fortschritt übrig«, wie der Koch seinen Sohn gewarnt hatte. Dominic war kein Geschichtenerzähler, und er zog Ketchums Geschichten regelmäßig in Zweifel. »Daniel, du solltest Ketchums Geschichten nicht unbesehen glauben«, sagte Dominic dann.
    War Ketchums Tante, eine Buchhalterin, wirklich in der Drechselbankfabrik in Milan von einem Stapel Holzeinfassungen erschlagen worden? »Ich bin mir nicht sicher, ob es in Milan eine Drechselbankfabrik gibt oder je gegeben hat, Daniel«, hatte der Koch seinem Sohn zu bedenken gegeben. Und laut Ketchum hatte ein Gewitter vier Personen in dem Sägewerk bei der Staumauer zu den Dummer-Teichen getötet, bei dem größten und am weitesten flussaufwärts gelegenen der Dummer-Teiche. Angeblich hatte ein Blitz in den Blocksenkwagen eingeschlagen. »Der Kranführer und der Werkzeugeinrichter, der Sägewerker, der die Hebel der Bandsäge betätigte,
und
ein Hilfsarbeiter wurden allesamt von einem einzigen Blitz getötet«, hatte Ketchum Danny erzählt. Zeugen hätten beobachtet, wie das gesamte Werk niederbrannte.
    »Schon erstaunlich, dass diesmal kein einziger von Ketchums Verwandten unter den Opfern war, Daniel.« Mehr sagte Dominic dazu nicht.
    Tatsächlich war ein anderer Cousin Ketchums in den Schnitzler einer Papierholzfabrik gefallen; einem Onkel hatte ein herumfliegender, ein Meter zwanzig langer Stamm das Gehirn zerquetscht in einer Sägerei, in der lange Fichtenstämme auf die für Papierholz erforderliche Länge zurechtgeschnitten wurden. Und auf dem Dummer-Teich hatte es einmal einen sogenannten »Dampfesel« gegeben, eine schwimmende, dampfbetriebene Winde, mit der Stämme für den Einlauf zum Sägewerk an der Staumauer gebündelt wurden, doch die Maschine war explodiert. Auf der Insel im Teich fand man im Frühlingsschnee, wo durch die Explosion sämtliche Bäume angesengt worden waren, ein gefrorenes Männerohr. Später, so behauptete Ketchum, habe ein Eisangler das Ohr im Pontook-Stausee als Köder benutzt.
    »Auch Verwandte von dir, nehme ich an?«, hatte der Koch gefragt.
    »Nicht, dass ich wüsste«, hatte Ketchum erwidert.
    Ketchum behauptete, er habe das »legendäre Arschloch« gekannt, das flussaufwärts von den Schlafbaracken und der Kantine von Camp Five einen Pferdestall gebaut hatte. Als alle Männer im Lager erkrankten, schnallten sie den Mann in eine Art Geschirr aus Zaumzeug und hängten ihn im Pferdestall über die Jauchegrube, »bis das Arschloch von den Dämpfen ohnmächtig wurde«.
    »Jetzt verstehst du, weshalb Ketchum den alten Zeiten nachtrauert, Daniel«, hatte der Koch zu seinem Sohn gesagt.
    Dominic Baciagalupo kannte einige Geschichten, behielt sie aber meist für sich. Doch die, die er seinem Sohn erzählte, regten die Phantasie des Jungen weit weniger an als Ketchums Geschichten. Eine handelte von der Kochgrube draußen vor dem Zelt des Kochs am Chickwolnepy Stream, nicht weit vom Success Pond. In den schon erwähnten alten Zeiten hatte Dominic während einer Trift einmal eine Kochgrube ausgehoben, Durchmesser eins zwanzig, und abends zur Schlafenszeit angefangen, darin Bohnen zu kochen. Die Grube deckte er mit heißer Asche und Erde ab. Den versiegelten Topf wollte er um fünf Uhr morgens, wenn er glühend heiß war, fürs Frühstück aus dem Boden holen. Doch ein Frankokanadier war noch im Dunkeln aus dem Schlaf-Wanigan getreten, wahrscheinlich um zu pinkeln. Er war barfuß gewesen, als er in die Kochgrube fiel, und hatte sich beide Füße verbrannt.
    »Das war's? Das ist die ganze Geschichte?«, hatte Danny seinen Dad gefragt.
    »Na ja, ist wohl 'ne Art Kochgeschichte«, hatte Ketchum gesagt, um nett zu sein. Manchmal zog Ketchum Dominic damit auf, dass am oberen Androscoggin Baked Beans und Erbsensuppe inzwischen von Spaghetti verdrängt würden.
    »Früher hatten wir hier nie so viele italienische Köche«, sagte Ketchum dann und zwinkerte Danny zu.
    »Heißt das, du hättest

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