Letzte Rache: Thriller (German Edition)
nachzudenken.«
»Als da wären?«
»Nun ja, denken Sie an die guten Nachrichten in dieser Sache – die sehr guten Nachrichten –, die da lauten, dass es keinen Hinweis darauf gibt, Sie hätten irgendwas damit zu tun gehabt.«
»Hatte ich auch nicht.« Simpson nahm das Weinglas in die Hand, und dieses Mal trank sie es zur Hälfte leer.
»Nein«, sagte der Anwalt hastig, »natürlich nicht. Aber Sie wissen ja, wie es in diesen Situationen ist.«
Simpson trank den restlichen Wein in dem Glas aus und widerstand der Versuchung, das leere Glas an der Wand zu zerschmettern. »Nein, eigentlich weiß ich das nicht«, sagte sie gereizt, und all ihr Verlangen, vernünftig und realistisch zu sein, schmolz dahin.
»Nun ja«, sagte Lucas, der zusätzliche Reserven an Einfühlungsvermögen und Geduld aufbot, »als seine Frau werden Sie feststellen, dass es immer Geschwätz und Spekulationen geben wird. Aber Sie sind kein Gegenstand von Ermittlungen, und so, wie die Dinge stehen, gibt es keine … direkte Gefährdung Ihres Jobs. In erster Linie müssen Sie allerdings verschiedene Aspekte Ihrer Beziehung mit Ihrem Mann und insbesondere die Verteilung Ihrer jeweiligen Vermögenswerte bedenken.«
Nach einem Tag, an dem sie sich wie betäubt gefühlt hatte, schreckte Simpson plötzlich zurück, als hätte man sie ins Gesicht geschlagen. »Wollen Sie damit sagen, ich soll mich scheiden lassen?«
»Ganz im Gegenteil«, sagte Lucas ruhig. »Es steht mir nicht zu, einen solchen Rat zu erteilen. Und vergessen Sie nicht, eigentlich bin ich Joshuas Anwalt, nicht Ihrer. Sie sollten sich natürlich einen eigenen Anwalt nehmen. Andererseits gibt es hier, zumindest im Moment, eine große Gemeinsamkeit der Interessen.«
»Im Moment?«
Lucas biss die Zähne zusammen. Simpsons verbaler Tick, alles, was er sagte, zu wiederholen, irritierte ihn zunehmend. Aber er ging ein weiteres Mal darüber hinweg. »Nehmen wir einfach mal an, im Moment, dass die Behörden so viel von Joshuas Vermögenswerten wie möglich sicherstellen wollen. Sie werden ihnen beweisen müssen, dass es sich bei allem, was Sie behalten, nicht um irgendwas handelt, das im Rahmen seiner Projekte erworben wurde.«
»Herrgott noch mal!«, murmelte Simpson, während sie nach der Weinflasche griff und ihr Glas nachfüllte.
»Halten Sie hier!«, wies Lucas den Taxifahrer an. Bevor er ausstieg, sprach er wieder in sein Handy: »Denken Sie daran, Carole, dass Sie in Ihrem eigenen Beruf sehr erfolgreich sind. Und was wichtiger ist, Sie haben Ihre ganze Karriere dem Dienst an der Öffentlichkeit gewidmet. Es sollte nicht schwierig sein nachzuweisen, dass Sie im Lauf mehrerer Jahrzehnte einen angemessenen Bestand rechtmäßig erworbener Vermögenswerte aufgebaut haben. Stellen Sie heute Abend eine Liste zusammen, über die wir uns dann morgen früh in meinem Büro verständigen können.«
»Gut.« Simpson seufzte.
»Sollen wir sagen um elf?«
»Ich werde bei Ihnen sein.«
»Also«, erwiderte der Anwalt, »dann bis morgen.«
Es klickte, und dann war die Leitung tot. Simpson warf das Telefon wieder auf den Tisch. Während der nächsten paar Minuten saß sie schweigend da und ging in Gedanken noch einmal ihr Gespräch durch. Dann holte sie ein paar Blatt Papier und einen Kugelschreiber aus ihrer Tasche und begann, ein paar Zahlen zu notieren.
Carlyle legte die Biografie des Fußballspielers und -trainers Brian Clough auf den Beistelltisch und schaute hinüber zu Helen, die am anderen Ende des Sofas saß. Das niederschmetternde Gefühl, schon einmal gesehen zu haben, was sich ihm darbot, überwältigte ihn. Seine Frau war immer noch von ihrer Fernsehsendung mit Promigrößen im Dschungel gefesselt, die bereits seit Monaten zu laufen schien. Noch erstaunlicher fand er allerdings, dass der ehemalige Scotland-Yard-Chef Luke Osgood immer noch im Rennen war und offenbar eine Chance hatte zu gewinnen. Osgood hatte es bis unter die letzten drei im Wettbewerb geschafft, zusammen mit einer Stripteasetänzerin – oder besser »Varieté-Künstlerin« – namens Tizzy McDee und einem unscheinbaren Schauspieler aus einer Soap, der Kevin hieß. Carlyle versuchte, den Blick vom Bildschirm abzuwenden, insbesondere wenn Osgood auftauchte, aber die Erscheinung der vollbusigen Tizzy in einem Bikini, der selbst für die junge Alice zu klein gewesen wäre, war vorhersehbar hypnotisch.
Erfreulicherweise kam es zu einer Werbepause. Helen zog die Fernbedienung unter einem Polster hervor und stellte
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