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Letzte Rache: Thriller (German Edition)

Letzte Rache: Thriller (German Edition)

Titel: Letzte Rache: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Craig
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würde.«
    »Was meinen Sie mit ›unter diesen Umständen‹?«, fragte sie scharf.
    »Nun ja …« Lucas wählte seine Worte mit Sorgfalt. »Bei einem sogenannten Ponzi- oder Pyramidensystem laufen die Dinge so lange gut, bis zu viele Leute versuchen, ihr Geld zur gleichen Zeit rauszuziehen, und dann bricht alles zusammen. Hier sieht es so aus, als habe Joshua sich bemüht, ihnen ihr Geld zurückzugeben – oder wenigstens einen Teil.«
    »Macht ihn das denn nicht unschuldig?« Sie benutzte das Wort in seiner engsten legalen Bedeutung.
    »Wenn er die Verluste ausgewiesen hätte«, fuhr Lucas fort, der nicht weiter auf ihre Frage einging, »hätte er darauf hoffen können, sie auf alle zu verteilen, anstatt die Letzten von den Hunden beißen zu lassen und sie finanziell zu ruinieren. Falls das seine Absicht gewesen ist, wäre ihm klar gewesen, dass es immer noch großen Ärger gegeben hätte, aber man hätte die ganze Geschichte noch als Missgeschick darstellen können, nicht als tatsächlichen Betrug.«
    Das machte seinen verdammten Brief noch dümmer, dachte Simpson.
    »Im Moment«, erklärte Lucas, »muss all das noch gründlich erörtert werden. Wir wissen natürlich nicht, was die Behörden schon in der Hand haben, um eine Anklage auf die Beine zu stellen. Angesichts unseres derzeitigen Informationsstands habe ich ihm geraten, nichts zu sagen. Er hat sich dafür entschieden, dem keine Beachtung zu schenken.«
    »Dann waren Sie ja nicht sehr hilfreich, oder?«, sagte Simpson bitter.
    Der Anwalt beschloss, die spitze Bemerkung zu ignorieren. Das hatte er schon oft erlebt. Eine seiner großen Stärken, so sah er es gerne, war seine Fähigkeit, sich von Mandanten nicht aufbringen zu lassen, die in aller Regel unter großem Druck standen. »Das ist immer das Privileg des Mandanten«, sagte er milde. »Es könnte sich am Ende sogar als positiv erweisen.«
    »Wie denn das?«, fragte sie, ohne es recht glauben zu wollen.
    »Na ja«, sagte der Anwalt, »auf diese Weise können wir einen Prozess vermeiden und ein niedrigeres Strafmaß aushandeln.«
    »Das war’s dann also?«, sagte sie, wobei sie versuchte, nicht loszuheulen.
    »Meine Güte, nein«, sagte Lucas, der sich um einen väterlichen Tonfall bemühte, auch wenn er mindestens fünf oder sechs Jahre jünger war als die Frau, die am anderen Ende der Leitung darum kämpfte, nicht die Fassung zu verlieren. »Ganz und gar nicht. Was Joshua auch gesagt haben mag, wir befinden uns immer noch in einem sehr frühen Stadium.«
    »Was geschieht denn als Nächstes?«
    »Er wird der Abteilung Wirtschaftskriminalität der Polizei der City of London überstellt werden. Zu gegebener Zeit wird man ihm vermutlich unter dem Fraud Act von 2006 den Prozess machen wollen. Ich vermute, dass sie ihn beschuldigen werden, entweder falsche Angaben gemacht, wichtige Informationen zurückgehalten oder seine Stellung missbraucht zu haben. Bis dahin ist es allerdings noch ein weiter Weg. Es gibt immer noch verschiedene andere mögliche Ergebnisse, und wir wollen das optimale für Joshua – und für Sie – herausholen.«
    »Sollte ich ihn besuchen?«
    »Noch nicht«, sagte der Anwalt entschieden. »Abgesehen von allem anderen werden sie ihn wahrscheinlich ein bisschen herumschieben, je nachdem, wo freie Zellen verfügbar sind. Sie wissen ja, wie es ist.«
    »Ja«, sagte sie eisig, »das weiß ich.«
    »Sie wollen nicht überhastet zu einer sinnlosen Suche quer durch London aufbrechen, besonders wenn Ihnen die Medien auf den Fersen sind.«
    »Nein, da haben Sie recht.« Simpson dachte daran, einen Schluck Wein zu trinken, und entschied sich dagegen. Sie stellte das Glas wieder auf den Tisch und kam zur Sache. »Muss er ins Gefängnis?«
    Mit Sicherheit, dachte Lucas. Und das für eine geraume Weile. Es hatte nie eine schlechtere Zeit dafür gegeben, sich als Wirtschaftsbetrüger erwischen zu lassen. Jetzt fehlte nur noch, dass die amerikanischen Behörden eingeschaltet würden, und der blöde Trottel hätte das große Los gezogen. Diese Arschlöcher würden dich fröhlich für immer einlochen und noch hundert Jahre drauflegen, nur damit sie sich besser fühlten. »Das ist durchaus möglich«, erwiderte er vorsichtig, »vielleicht sogar wahrscheinlich. Aber darüber sollten Sie sich im Moment keine Sorgen machen.«
    »Nein? Worüber sollte ich mir denn Sorgen machen?«
    »Wir müssen uns morgen früh zusammensetzen. In der Zwischenzeit sollten Sie anfangen, über die praktischen Details

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